• 03.05.2009 15:14

  • von Marco Helgert

Mosley: Budgetlimit als Rettungsanker

Der FIA-Präsident Max Mosley erklärt seine Intentionen hinter dem Budgetlimit: aussteigende Sponsoren, wankende Hersteller, weniger Geld

(Motorsport-Total.com) - Vielleicht ist das, was am Donnerstag in Paris vom FIA-Weltrat verabschiedet wurde, nicht der Weisheit letzter Schuss. Und es mag sein, dass die Gegenwehr gegen das Budgetlimit noch Veränderungen erzwingt. Doch weitreichend werden die Folgen sein, denn entweder kommt es zu einer Zwei-Klassen-Formel-1 mit Teams im Limit und Teams außerhalb, oder alle einigen sich auf eine Grenze.

Titel-Bild zur News: Max Mosley

FIA-Präsident Max Mosley rechnet mit schweren Zeiten in der Formel 1

Ungeachtet dessen ist die Deckelung der Ausgaben für FIA-Präsident Max Mosley ein wichtiger, notwendiger und sogar überlebenswichtiger Schritt für die teure Formel 1. Zudem sei es die "größte Entwicklung in meiner Zeit in diesem Sport", wie er der 'Financial Times' erklärte.#w1#

Knapp 45 Millionen Euro - das soll die Grenze 2010 sein. Wer mehr ausgeben will, der darf das, muss aber auf Freiheiten bei der Fahrzeugentwicklung verzichten. Das Vorpreschen der FIA Ende April war für Mosley ein Ziehen der Reißleine, denn seiner Meinung nach läuft der Formel 1 die Zeit unaufhörlich davon.

Große Einschnitte kommen noch

Die weltweite Wirtschaftskrise bedrohe auch die Formel 1, das müsse in die Köpfe der Verantwortlichen im Sport durchdringen. "Die Finanzkrise hat die Formel 1 noch nicht richtig getroffen", erklärte er. "Natürlich haben wir Honda verloren, aber der große Schlag kommt erst, wenn die derzeitigen Verträge zur Erneuerung anstehen."

Zahlreiche Sponsoren, allen voran aus dem Finanzsektor, haben ihren Rückzug bereits angekündigt. "Sie würden schon in diesem Jahr nicht mehr dabei sein, wenn sie keine bindenden Verträge hätten", so Mosley. Er geht davon aus, dass der große Schlag noch kommen wird - auch aus dem Automobilsektor heraus. Damit erklärt er auch seine Eile im Prozess.

"Wir haben kaum Zeit für Verhandlungen", erklärte er. Bei Gesprächen mit den "zwei oder drei" Herstellern, als es um die Frage einer dauerhaften Bindung an die Formel 1 ging, kam jedoch heraus: Wenn der Zuschuss der Hersteller 25 Millionen Euro nicht überschreite, könnte man das Engagement als permanent ansehen.

Neue Ausrichtung mit weniger Geld

So wie bisher ginge es aber nicht weiter. Trotz positiver Leistungen der eigenen Teams könnten sich Hersteller aus der Formel 1 zurückziehen. "Weil jetzt alle wenig Geld haben, ist es nicht mehr haltbar für sie, viele Millionen in die Formel 1 zu pumpen", fuhr er fort. Dabei sei die Lage auch deshalb prekär, weil man nicht früher gehandelt habe.

"Es ist ja unser Fehler", so Mosley. "Wir haben es dem Sport gestattet, sich so zu entwickeln, dass die Raffinesse Fortschritt bedeutete, nicht aber die Innovation." Dies wolle man ändern, indem man bei weniger Finanzmitteln mehr technische Freiheiten gibt. Zwar könne die Formel 1 weiter das große Geld anziehen. "Aber wir müssen damit planen, dass es nicht kommt."

Kontrolle geht über alles

An vorderster Front der Widersacher steht Ferrari, die einer Budgetdeckelung schon immer kritisch gegenüberstanden. Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo brachte es vor dem Weltrattreffen erneut zur Sprache: In Maranello sieht man keine Wege, wie man ein Budgetlimit effektiv und verlässlich überwachen will.

Mosley stimmt hier durchaus zu. "Es wird Grauzonen geben", erklärte er. Doch Verstöße ließen sich einfacher finden als Steuerverstöße durch Finanzinstitutionen. Man könnte "mehrere Steuerprüfer" direkt anstellen. "Die Schwierigkeit und die Gefahr beim Betrügen wären immens. Wenn wir nur den leisesten Verdacht hätten, dass jemand betrügt, dann würden wir ein ganzes Team zur Überprüfung schicken. Das gehört dazu."

Zudem sei das Budgetlimit nicht kurzfristig angesichts der Krise ein Instrument. "Ich glaube, dass das bleiben wird", gab er sich überzeugt. Über eine Anpassung könnte man natürlich diskutieren. "Aber dann muss man immer für Ausgewogenheit sorgen."