• 30.04.2009 18:59

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Eiszeit zwischen Ferrari und der FIA

Einst war Ferrari das Liebkind der FIA, doch das ist Schnee von gestern - Luca di Montezemolo nahm an der Sitzung des Weltrats nicht teil

(Motorsport-Total.com) - Aufgrund der Sonderstellung von Ferrari in der Formel 1 wurde im Fahrerlager jahrelang scherzhaft gemunkelt, das F in FIA stehe in Wahrheit nicht für Fédération, sondern für Ferrari. Doch diese Zeiten sind vorbei. Spätestens seit den heute bekannt gegebenen Beschlüssen des FIA-Weltrats herrscht zwischen Maranello und Paris Krieg!

Titel-Bild zur News: Luca di Montezemolo

Luca di Montezemolo ist stinksauer auf FIA-Präsident Max Mosley

Ferrari verweigert derzeit demonstrativ jeden Kommentar zu den Beschlüssen für 2010 - und zwar nicht nur auf telefonische Anfrage der Medien, sondern ganz plakativ mit einer Pressemitteilung unter der Headline "Kein Kommentar". Das mag auf den ersten Blick noch nicht allzu stutzig machen, doch 'Motorsport-Total.com' hat aus verlässlicher Quelle erfahren, dass das Verhältnis zwischen Ferrari und der FIA noch nie schlechter war.#w1#

Ferrari verzichtet auf Stimmrecht

So schlecht sogar, dass Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo an der gestrigen Sitzung des Weltrats gar nicht teilnahm, obwohl die Italiener als einziges Team ein Stimmrecht in diesem 26-köpfigen Gremium haben. Früher wurde dieses von Jean Todt ausgeübt, jetzt wurde es di Montezemolo übertragen. Aber der nebenberufliche FOTA-Vorsitzende verweigerte nach einem hitzigen Briefwechsel mit FIA-Präsident Max Mosley im Vorfeld die Reise nach Paris.

Hintergrund ist, dass sich Ferrari als einziges Team gegen jede Form einer Budgetobergrenze ausgesprochen hat. Kein Wunder: Der Traditionsrennstall erhält aus Bernie Ecclestones Einnahmentopf als bedeutendstes Team erhebliche finanzielle Vergünstigungen - aber was nützt all dieses Geld, wenn man pro Jahr nicht mehr als 44,5 Millionen Euro ausgeben darf? BMW und Co. vertreten dagegen den weicheren Standpunkt: Budgetobergrenze ja, Parallelreglement nein.

Die Kollegen von 'auto motor und sport' berichten indes, dass di Montezemolo sogar damit gedroht hat, Ferraris Vetorecht in Regelfragen auszuspielen, sollte es zu einer Budgetobergrenze kommen. Dieses Vetorecht soll sich Ferrari im Januar 2005 erworben haben, als es als erstes Team aus der damaligen Herstellervereinigung ausgetreten ist - quasi als Bonus seitens der FIA, um die Allianz der Hersteller zu sprengen.

Wie Mosley das Ferrari-Veto umgangen hat

"Mit diesem Brief möchte ich zu Ihrer Kenntnis bringen, dass Ferrari darauf besteht, dass der vereinbarte Regelfindungsprozess eingehalten und die garantierten Rechte honoriert werden", zitiert die Fachpublikation di Montezemolo. Vielleicht ist genau das der Grund für die Freiwilligkeit der Budgetobergrenze, denn Ferrari kann weiterhin nach bisherigen Bestimmungen antreten und verliert damit jede Möglichkeit, den FIA-Beschluss zu kippen.

Der Formel 1 insgesamt droht also eine neue Eiszeit, denn zumindest die bestehenden Teams haben geschlossen verdeutlicht, dass ihnen eine freiwillige Budgetobergrenze überhaupt nicht schmeckt. Wenn ein solches Ausgabenlimit auf Akzeptanz stoßen soll, dann wird das nur über gleiche Regeln für alle funktionieren. Man darf also davon ausgehen, dass hinter den Kulissen wieder einmal ein Machtkampf beginnt...

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