Monzas Zukunft: Ecclestone drückt Auge "ein klein wenig" zu

Der Formel-1-Boss soll den Streckenbetreibern des Autodromo Nazionale di Monza bei der Vertragsverlängerung etwas entgegen kommen - Tauziehen geht aber weiter

(Motorsport-Total.com) - Gänsehaut bekommen in Monza nicht nur die Formel-1-Piloten, wenn sie einmal im Jahr mit im Schnitt 237 km/h über den 5.793 Meter langen Kurs im Königlichen Park rasen. Gänsehaut bekommen nicht nur die Zuschauer, wenn sie die Boliden durch die "Curva Grande", die "Curva di Lesmos" oder die "Variante Ascari" düsen sehen. Gänsehaut entsteht durch den Mythos, der den Grand Prix von Italien in jedem Jahr durch die Atmosphäre seines Austragungsorts umgibt. Dessen Verbleib in der Königsklasse bleibt aber weiter ungeklärt.

Titel-Bild zur News: Monza Autodromo Nazionale di Monza

Kann sich die Formel 1 den Verlust solcher Szenen leisten? Zoom

Es war kein Zufall, dass beim zwölften Rennen der Formel-1-Saison 2015 auch die eine oder andere italienische Politiker-Prominenz an der Strecke anzutreffen war. Denn am Rande des WM-Kampfes zwischen Mercedes und den Lokalhelden von Ferrari ging es vor allem um die Vertragsverlängerung des nur noch bis 2016 gesicherten Rennens in Monza. Formel-1-Boss Bernie Ecclestone zeigte sich wenig zuversichtlich, dass es zu einer Einigung kommen könnte. Die lokalen Verantwortlichen klingen optimistischer.

So soll Ecclestone laut dem ehemaligen Formel-1-Piloten Ivan Capelli, der mittlerweile als Präsident des italienischen Automobilclubs ACI (Automobile Club of Italy) verantwortlich ist, den Streckenbetreibern tatsächlich etwas entgegen gekommen sein. "In sehr geringem Maße", räumt Capelli gegenüber 'F1i.com' ein, "und letztendlich kann ich das verstehen. Denn wenn er ermöglicht, dass Monza weniger als die anderen Strecken bezahlen muss, dann fangen die anderen Strecken an sich zu beschweren."

Veranstalter bleiben zuversichtlich

Dass Problem ist eines, dass man in Deutschland nur allzu gut kennt: Die horrenden Summen, die zur Austragungen eines Formel-1-Grand Prix zu zahlen sind, sind nur schwer aufzutrieben. Und auch die stärkste Tradition kann keine Rechnungen von Herrn Ecclestone bezahlen. "Wir haben einen Businessplan", erklärt Capelli. "Es kommt Geld aus der Region und vom ACI. Was noch fehlt könnte dann aus Rom kommen." Zum Zwecke der Einbeziehung der Regierung, wurde der italienische Ministerpräsident Matteo Renzi in diesem Jahr an die Strecke geladen.

Auch Roberto Maroni, Landesherr der Lombardei, weiß, wie wichtig der alljährliche Event für seine Region ist und ist daher in den Verhandlungen mit bemüht. "Die Chancen, dass der Grand Prix in Monza bleibt, liegen bei 99,9 Prozent. 0,1 Prozent überlasse ich dem Glück", wird er von der 'Gazzetta dello Sport' zitiert. "Das Meeting mit Ecclestone war gut und wir verstehen uns. Wir haben seine Zusage, dass der Deal bis Ende des Jahres geschlossen werden kann. Er sagte: 'Okay, ich werde warten und bis dahin nichts unternehmen'. Jetzt haben wir drei Monate, um das Geld aufzutreiben."

Bernie Ecclestone

Handschlag: Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi und Bernie Ecclestone Zoom

Wie Mercedes hierzulande, wird in Italien selbstverständlich auch Ferrari auf den Plan gerufen, wenn es um die Unterstützung zum Erhalt des Austragungsorts geht. "Der Stellenwert von Monza ist unzweifelhaft, aber es ist nicht unsere Aufgabe zu verhandeln", kann Sergio Marchionne, der Präsident der Scuderia, aber nur entgegnen. "Ich würde gerne Versprechungen machen, aber man hat gesehen, was in Deutschland passiert ist."

Fahrer sind sich einig

"Ich gehe davon aus, dass vernünftige Menschen vernünftige Antworten auf diese Problem finden werden", so Marchionne weiter. "Das bedeutet auch die Relevanz dieser Strecke für die Formel 1 in den Kontext zu stellen. Es war verrückt, dass es keinen Grand Prix in Deutschland gab. Deutschland und Italien sind die Heimrennen der derzeit erfolgreichsten Teams in der Formel 1. Das kann man nicht ignorieren."

Einigkeit scheint aber einzig unter den Fahrern zu herrschen, die sich nicht vorstellen können, auf das italienische Highlight im Rennkalender zu verzichten. "Es ist einer der besten Strecken der Welt", sagt der amtierende Weltmeister Lewis Hamilton. "Wenn man sie uns wegnehmen würde und eine andere dafür einsetzt, würde diese nie die gleichen Gefühle hervorrufen. Wir müssen sie also unbedingt behalten."

Auch Williams-Pilot Felipe Massa konnte sich am Sonntag einmal mehr einen Eindruck davon verschaffen, welche Leidenschaft in Monza ausgelebt wird, als er auf dem Podium warmherzig von den Tifosi empfangen wurde. "Ich denke nicht, dass sie uns das wegnehmen können. Es gehört zur Geschichte der Formel 1. Die Formel 1 hat diesem Rennen und diesen Fans viel zu verdanken. Ich gehe wirklich gerne in neue Länder, aber wir können nicht etwas verlieren, was uns im Blut steckt."

Und selbst Rookie Carlos Sainz hat sich schnell von der einzigartigen Atmosphäre im Ferrari-Land anstecken lassen: "Ich bin das erste Mal mit diesem Geschwindigkeiten hier gefahren und es fühlt sich großartig an. Das sollte niemals aus dem Kalender genommen werden. Auch der Fans wegen - selbst als Toro-Rosso-Fahrer scharen sie sich um einen, wenn man aus dem Fahrerlager kommt. Das ist eine beeindruckende Erfahrung."