GP Kanada
Montreal-Sonntag in der Analyse: Hat McLaren den Sieg verschenkt?
F1-Liveticker zum Nachlesen: +++ Gridstrafe für Perez in Barcelona +++ Hamilton: Hätten gewinnen können +++ Ocon sauer auf Alpine: Hat keinen Sinn ergeben +++
Sargeant ärgert sich: Eigentlich gutes Wochenende
Der US-Amerikaner flog heute gleich zweimal ab und berichtet: "Die Streckenbedingungen waren schwierig, vor allem zu Beginn des Rennens mit dem vielen stehenden Wasser. Es gab ziemlich viel Aquaplaning, und ich habe versucht, damit umzugehen."
"Ich habe heute zu viele Fehler gemacht, und zwei davon waren sehr teuer. Ich habe das Heck extrem schnell verloren und konnte es nicht mehr retten. Ich bin von mir selbst enttäuscht, nachdem ich das Gefühl hatte, an diesem Wochenende großartig zu fahren."
"Wir hatten eine gute Pace, wenn wir in der Lage waren, saubere freie zu fahren", so Sargeant. Doch das bringt natürlich nichts, wenn man dann gleich zweimal abfliegt.
Teamkollege Albon konnte derweil nichts für seinen Unfall. Er betont: "Punkte waren definitiv drin, und das Auto fühlte sich unter den wechselnden Bedingungen auf allen Mischungen gut an."
"Am Ende wurden wir für die Fehler von anderen bestraft", zuckt er die Schultern im Hinblick auf den Sainz-Crash.
Norris: Hätten das Rennen gewinnen müssen
"Wir hätten das Rennen heute gewinnen müssen, aber das haben wir nicht", ärgert sich Lando Norris nach P2 und erklärt: "Es ist frustrierend. Wir hatten die Pace. [...] Wir hätten heute gewinnen müssen - so einfach ist das."
Warum klappte es also nicht? "Wir haben als Team nicht gut genug gearbeitet, um rechtzeitig an die Box zu kommen und nicht hinter dem Safety-Car festzusitzen. Ich glaube also nicht, dass es Glück oder Pech war", so Norris.
Es gibt um die erste Safety-Car-Phase, als Norris führte, aber erst eine Runde nach Verstappen und Russell an die Box kam und so auf P3 zurückfiel. "Das war einfach eine falsche Entscheidung", stellt er klar.
"Es liegt an mir und am Team, und wir werden das später besprechen", kündigt er an und betont: "Ich glaube, wir sind jetzt auf einem Niveau, wo wir mit dem zweiten Platz nicht mehr zufrieden sind. Das Ziel ist es, zu gewinnen, und das haben wir nicht geschafft."
Ocon sauer auf Alpine: Hat keinen Sinn ergeben!
Der Franzose ist nach dem Rennen nicht gut auf sein Team zu sprechen. "Ich habe meinen Teil der Aufgabe erfüllt - das Team nicht", schießt er gegen Alpine. Doch worum geht es genau?
Ocon lag bis kurz vor Schluss vor Gasly, musste seinen Teamkollegen allerdings vorbeilassen. Die Position bekam er später nicht zurück, so dass Gasly Neunter und er Zehnter wurde.
"Es ist unerklärlich", sagt er über die Entscheidung. Offiziell musste er Platz machen, damit Gasly noch eine Chance hatte, Daniel Ricciardo zu attackieren. Doch das kauft er seinem Team nicht ab.
"Wir waren zweieinhalb Sekunden hinter Daniel. In einer Runde kann nicht einmal ein Red Bull diesen Rückstand aufholen. Also nein, das macht keinen Sinn", winkt er ab.
"Entweder wissen wir also nicht, was wir tun, oder wir wissen nicht, wie weit [Ricciardo vorne] ist, oder es ist etwas anderes. Es war nicht die richtige Entscheidung", stichelt er gegen sein Team.
Nach Monaco also schon wieder dicke Luft bei den Franzosen ...
Hamilton selbstkritisch: Hätten gewinnen können
Wir bleiben eben bei Mercedes. "Heute hätte ich einfach besser fahren können", gesteht der Rekordweltmeister selbst nach P4 und erklärt, er habe "viele Fehler" im Verlauf des ganzen Wochenendes gemacht.
Dementsprechend hart geht er mit sich ins Gericht. Bei Sky sagt er: "Am Wochenende war es eine wirklich schlechte Leistung von mir." Es sei heute sogar "eines der schlechtesten Rennen" seiner Karriere gewesen.
"Aber wenn ich mich besser qualifiziert hätte, wäre ich natürlich in einer viel besseren Position gewesen", so Hamilton, der erklärt, er habe zu Beginn des Rennens einfach lange hinter Fernando Alonso festgesteckt.
"Ich denke, das Auto war an diesem Wochenende siegfähig", ärgert sich Hamilton, der das nicht entsprechend umsetzen konnte.
Wolff: P2 wäre vielleicht möglich gewesen
"Am Ende muss man die positiven Seiten sehen, und das ist, dass das Auto schnell ist", resümiert Toto Wolff bei ServusTV. Zu 100 Prozent ist der Mercedes-Teamchef aber wohl nicht zufrieden.
"Ich denke, ein zweiter Platz war definitiv drinnen", betont er und erklärt: "George ist ja mit ziemlich großen Schritten an den Verstappen rangefahren mit harten Reifen vor dem Safety-Car und dann hat er den Fehler gemacht."
"Aber das war vielleicht ein ein paar Minuten Träumen, dass das möglich ist, aber dann war es auch wieder vorbei", so Wolff. Zumindest wurde es am Ende das erste Mercedes-Podium in diesem Jahr.
Perez: War mein eigener Fehler
Der Mexikaner berichtet nach seinem Crash derweil: "Es war ein sehr schwieriges Wochenende." In der zweiten Rennhälfte habe es "nur eine Linie" gegeben, "und vor Kurve 6 machte ich einen Fehler."
Dort hätten "viele Fahrer" einen Fehler gemacht. "Ich konnte das Auto nicht kontrollieren", berichtet Perez, der den Abflug auf seine Kappe nimmt. In den Punkten lag er zu diesem Zeitpunkt aber sowieso nicht.
Wichtig sei es für ihn in zwei Wochen in Barcelona, endlich mal wieder ein leichteres Wochenende zu haben. Denn durch sein Aus in Q1 im Qualifying gestern war es heute wieder ein Kampf gegen Windmühlen.
"Ich denke, die Pace ist da, das Vertrauen ist da. Ich werde mir Zeit nehmen, um alles mit dem Team zu analysieren und sicherzustellen, dass wir in der Lage sind, stark zurückzukommen", so Perez.
Sainz: Vermutlich auf nasse Stelle gekommen
Der Spanier kann sich seinen Crash nicht so richtig erklären. Er berichtet: "Natürlich hatten wir einige Schäden am Auto durch ein paar Berührungen während dieses verrückten Rennens. Aber es war heute nie wirklich genug Pace da, um zu überholen."
"Erst als wir gegen Ende des Rennens auf Slicks wechselten, spürte ich, dass es vielleicht Potenzial für ein paar Punkte gab und ich begann, etwas schneller zu werden", so Sainz, der dann im DRS-Zug "einige Risiken" eingegangen sei.
Vermutlich sei er dabei dann auf eine nasse Stelle gekommen. "Ich weiß es nicht", zuckt er die Schultern und erklärt, dass sein Crash "sehr seltsam" gewesen sei. Insgesamt sei es einfach ein "sehr enttäuschendes Wochenende für das ganze Team" gewesen.
Denn unterm Strich habe Ferrari in Kanada einfach nie eine gute Pace gehabt.
Hülkenberg: "Mit stumpfen Waffen gekämpft"
"Irgendwas war an diesem Wochenende faul", berichtet der Deutsche bei Sky nach P11 und erklärt: "Dadurch, dass wir am Freitag nicht wirklich fahren konnten, konnten wir es nicht wirklich eruieren, was es ist."
"Aber auch Samstagmorgen nach dem Training haben die Aero-Jungs gesehen, dass irgendwas nicht ganz gut ist an meinem Unterboden und Flügel. Daraufhin haben wir den Heckflügel für das Qualifying gewechselt."
"Aber das Auto und die Vorderachse haben sich nicht normal angefühlt, und ich habe so ein bisschen mit stumpfen Waffen gekämpft heute. Ich habe das Beste draus gemacht", betont Hülkenberg.
Trotzdem sei es auch "eine vertane Chance", gewesen, "denn wenn wir uns besser qualifizieren, dann fahren wir heute definitiv in die Punkte", glaubt er. Denn er selbst habe "keine Fehler drin gehabt" und sich "keine groben Schnitzer" geleistet.
Nächste Untersuchung
Das könnte noch ein langer Abend werden: Wir haben die vierte Untersuchung - und zwar dieses Mal gegen den Rennpromoter! Hintergrund ist, dass offenbar vor dem offiziellen Ende des Rennens Fans auf der Strecke waren. Das geht natürlich nicht.
Um 23:40 Uhr unserer Zeit muss sich der Veranstalter dafür bei den Rennkommissaren rechtfertigen.
Magnussen: Zu früh auf Intermediates gewechselt
Der Däne mischte das Feld zu Beginn auf den Vollregenreifen auf und erklärt: "Es sah gut aus. Wir haben die richtige Entscheidung für den Regenreifen getroffen. Aber ich glaube, wir haben dann zu früh auf Intermediates gewechselt."
Denn dadurch habe er später noch einen zusätzlichen Stopp einlegen müssen, um einen zweiten Satz Intermediates aufzuziehen. "Außerdem hatten wir einen sehr langsamen Boxenstopp", ärgert er sich.
"Ich hatte das Gefühl, dass wir eine Chance hatten, aber wir haben nichts daraus gemacht", so Magnussen, der betont: "Ich denke, wir haben am Anfang das Richtige getan, aber danach nicht mehr die richtigen Entscheidungen getroffen."
Am Ende wurden es für Haas die undankbaren Plätze elf und zwölf.
Anhörungen
Kleines Update zur Piastri-Russell-Situation: Die beiden müssen um 23:10 Uhr unserer Zeit zu den Rennkommissaren, um die Berührung in der Zielkurve zu erklären. Sergio Perez ist für sein Vergehen bereits zuvor um 22:50 Uhr dran.
Und es gibt inzwischen noch eine dritte Untersuchung: Yuki Tsunoda muss um 22:30 Uhr, also jetzt gleich, zu den Kommissaren, weil er vor dem Rennen zu spät zur Nationalhymne erschienen ist.
Beim Japaner sollte es dafür aber maximal eine Geldstrafe geben, vermutlich sogar nur eine Verwarnung.
Keine Strafe für Norris
Falls ihr euch übrigens fragt, was aus der Untersuchung gegen Norris geworden ist, nachdem der McLaren-Pilot in Kurve 2 einmal neben der Strecke war: Dafür hat er keine Strafe bekommen.
Die Stewards erklären, Norris sei vorschriftsmäßig auf die Strecke zurückgefahren und habe keinen Vorteil aus der Aktion gezogen. Hier die Begründung im Wortlaut:
"Car 4 left the track in turn 1 and returned to the track in the way prescribed in the Race Director's Event Notes. No position was gained by going off track and Car 4 was not defending his position when leaving the track."
"The Stewards also reviewed the relative distances between Car 4 and Car 63 in front as well as Car 81 behind. Whilst Car 4 slightly gained time on Car 63, the same applies to Car 81 whereas Car 63 also lost time to Car 1 in front. Taking all this into account, the Stewards take no further action."
Was war bei Leclerc los?
Wir kommen zu den Stimmen des Tages und beginnen bei Ferrari. Charles Leclerc sagt über sein Motorenproblem zu Beginn: "Ich weiß nicht, was passiert ist." Er habe dadurch auf jeden Fall bis zu 1,5 Sekunden pro Runde verloren.
Das sei "sehr frustrierend" gewesen, "weil mich auf der Geraden alle überholt haben", berichtet er. Letztendlich habe man sogar noch "einen guten Job" dabei gemacht, das Problem zu managen.
"Und weil wir bei [...] nassen Bedingungen in den Kurven wieder aufholen konnten, habe ich immer noch daran geglaubt, dass wir in die Punkte fahren können. Aber sobald es abtrocknete, war ich auf den Geraden eine leichte Beute", erklärt er.
In der WM ist er immer noch Zweiter, liegt nun aber 56 Zähler hinter Verstappen.
Jetzt Fahrer bewerten!
Auch dieses Mal habt ihr bei uns wieder die Möglichkeit, die Fahrer für ihre Leistung am Wochenende zu bewerten. Wer waren eurer Meinung nach die besten Fahrer in Kanada? Jetzt abstimmen!
Zum offiziellen Fahrer des Tages wurde übrigens Lando Norris gewählt. Aber bei uns fällt das Ergebnis manchmal auch anders als beim offiziellen Voting aus ...
Untersuchungen nach dem Rennen
Nach dem Rennen laufen noch mehrere Untersuchungen. Einmal wird Sergio Perez untersucht, der seinen Red Bull in einem womöglich unsicheren Zustand noch zurück an die Box gesteuert hat.
Und dann schauen sich die Rennkommissare die Berührung zwischen George Russell und Oscar Piastri noch einmal an. Auch da könnte es noch eine Strafe geben. Behalten wir natürlich alles im Auge.

