• 02.02.2003 11:50

Montoya: "Ich hatte richtig Angst"

Montoya über sich selbst, sein Verhältnis zu den beiden Schumachers und warum ihm Ruhm lästig ist und ihm nichts bedeutet

(Motorsport-Total.com) - Zusammen mit seiner Frau Connie beobachtete Juan-Pablo Montoya am Samstag die ersten Gehversuche des neuen BMW-Williams FW25, die Ralf Schumacher und Marc Gené auf dem 'Circuit de Catalunya' in der Nähe von Barcelona unternahmen. So blieb dem Kolumbianer viel Zeit, ausgiebig mit seiner Ehefrau zu turteln: "Connie ist meine Traumfrau", meint der 27-Jährige in einem Interview mit der 'Welt am Sonntag' "Schon als ich sie das erste Mal in den USA bei einem CART-Rennen traf, fand ich sie ausgesprochen umwerfend."

Titel-Bild zur News: Juan-Pablo Montoya

Juan-Pablo Montoya mit seiner Ehfrau Connie am Samstag in Barcelona

Doch bei aller Liebe zu Connie, der Motorsport hat im Leben von Montoya einen ganz wichtigen Platz eingenommen, und so verwundert es nicht, dass der Rennfahrer aus Bogota betont, dass er ja sogar eine Rallye abgesagt habe, um seiner Auserwählten das Ja-Wort geben zu können. Auch in Barcelona macht sich Montoya derzeit wieder Gedanken um seinen Beruf. Wird man Ferrari 2003 schlagen können? Auf diese Frage wird man in den kommenden Wochen zumindest eine Teilantwort erhalten.

"Wir hatten nicht den Hauch einer Chance", erinnert sich "JPM" nur ungern an das vergangene Jahr. Besonders auf dem Gebiet der Reifen ortete Montoya einen großen Rückstand, weil die Reifen von Ferrari wesentlich konstanter waren, merkt aber positiv an, dass man zumindest McLaren-Mercedes überholen konnte, man also doch im Vergleich zum Jahr Fortschritte machen konnte, auch wenn er selbst keinen Sieg herausfahren konnte.

Gegner Nummer 1 wird für Montoya mit Sicherheit auch in der kommenden Saison Michael Schumacher sein, zu dem sich sein Verhältnis in den letzten Jahren geändert hat: "Am Anfang kannte ich ihn nur als Fahrer. Er war der für mich, der sehr gut fährt und auch noch im besten Auto sitzt. Im Laufe der Zeit habe ich ihn näher kennen gelernt und festgestellt, dass er ein netter Typ ist", erinnert sich Montoya.

Auf der Rennstrecke seien sich beide "sehr ähnlich": "Er lässt keinen unnötigen Zentimeter Platz, genau wie ich. Wenn man uns beide überholen will, muss man das schon sehr gut vorbereitet machen - sonst fliegen beide ab. Keiner macht einen Rückzieher. Es ist ja auch kein Zufall, dass wir uns öfters in die Quere kamen. Das kann immer wieder passieren, weil wir diese Mentalität haben." In den Augen Montoyas habe Schumacher den Vorteil von über zehn Jahren in der Formel 1.

Als "netten Kerl" bezeichnet Montoya seinen Teamkollegen Ralf Schumacher, zu dem sich das Verhältnis in letzter Zeit gebessert hat: "Im ersten Jahr hatte jeder mehr Druck, denn man wusste nicht so genau, ob Williams beide Fahrer behalten wollte. Mit der Zeit normalisierte sich aber alles. Wir arbeiten gemeinsam, um das Team weiter zu bringen. Wir tauschen uns aus, wir fahren auf ähnlichem Niveau. Die Medien haben das Verhältnis nicht immer richtig dargestellt. Viele versuchen, uns gegeneinander auszuspielen. Aber das kapiere ich sofort. Es ist ein Teil des Spiels."

In der Branche gilt Ex-CART-Champion und Indy 500-Sieger Juan-Pablo Montoya als furchtloser Fahrer, doch das "stimmt nicht", wie der Kolumbianer zugibt: "Als ich das erste Mal auf einem Ovalkurs fuhr, hatte ich richtig Angst." Doch dass es sich dabei nicht um viel Angst handeln kann, entnimmt man seiner Aussage, dass für ihn Motorsport nicht gefährlicher ist als Treppensteigen - man müsse eben nur alles richtig machen und da sei er bei sich sehr zuversichtlich.

Auch wenn der BMW-Williams-Fahrer ohne Zweifel froh ist, in der Formel 1 zu fahren, hat der Erfolg auch seine Schattenseite: "Ruhm bedeutet mir nichts. Er macht das Leben nur komplizierter. Gerade in meinem Heimatland Kolumbien. Ich kann nicht in ein Restaurant gehen, ohne ständig Autogramme zu schreiben. Ich mag zwar keine Bodyguards, aber in Kolumbien kann ich ohne sie nicht leben. Die Leute fangen an zu schreien, wenn sie mich sehen, geraten geradezu in Panik", so Montoya. der seine Heimat aber dennoch über alles liebt.