Montoya gewinnt vor Räikkönen - Alonso Weltmeister

McLaren-Mercedes dominierte den Grand Prix von Brasilien, Alonso fuhr den WM-Titel ungefährdet nach Hause - Schumacher starker Vierter

(Motorsport-Total.com) - Obwohl die Weltmeisterschaft 2005 im Prinzip schon vor dem heutigen Grand Prix von Brasilien gegessen war, lag im Vorfeld des Rennens auf der 4,309 Kilometer langen Buckelpiste von Interlagos bei São Paulo eine ungewohnte Spannung in der Luft. Fernando Alonso (Renault) brauchte nur einen dritten Platz für seinen ersten Titel - und fuhr diesen mit einer fehlerfreien Performance in gewohnter Manier nach Hause. Die Verlierer von McLaren-Mercedes durften sich allerdings mit einem Doppelsieg trösten.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Seit heute der jüngste Weltmeister der Formel 1 aller Zeiten: Fernando Alonso

Der vor allem von Renault-Teamchef Flavio Briatore gefürchtete Regen blieb aus, setzte erst Minuten nach der Zielflagge auf manchen Streckenpassagen ein - dafür dann umso heftiger. Was davor geboten wurde, war zwar nicht gerade ein Formel-1-Kracher erster Klasse, aber immerhin konnte man sich über den mangelnden Unterhaltungswert mit dem spektakulären WM-Jubel von Alonso hinwegtrösten.#w1#

Alonso ließ sich die Führung im Senna-S nicht nehmen

Am Start setzte Alonso seine Pole Position in die Führung um, hatte auf der rechten Seite des Grids aber auch einen leichten Vorteil gegenüber jenen, die auf der leicht feuchten linken Seite standen. Hinter dem Renault-Piloten reihte sich zunächst Juan-Pablo Montoya (McLaren-Mercedes) ein, gefolgt von Giancarlo Fisichella (Renault), Kimi Räikkönen (McLaren-Mercedes), Michael Schumacher (Ferrari) und Jenson Button (BAR-Honda). Takuma Sato (BAR-Honda), der einzige Einstopper, Jacques Villeneuve (Sauber-Petronas) und Tiago Monteiro (Jordan-Toyota) gingen aus der Boxengasse in den Grand Prix.

Die Anfangsphase verlief dann turbulent, denn Räikkönen und Schumacher drängelten sich noch in der ersten Runde an Fisichella vorbei. Auch der mäßig gestartete Christian Klien (Red-Bull-Cosworth) wollte sich Button schnappen, hatte dafür aber etwas zu wenig Topspeed. Die übliche Karambolage am Start wurde ebenfalls geboten: David Coulthard (Red-Bull-Cosworth) räumte beide BMW WilliamsF1 Team Piloten aus dem Rennen. Mark Webber ging zwar nach einem langen Boxenstopp noch einmal raus, spielte aber keine Rolle mehr.

Kurze Safety-Car-Phase nach einer Startkarambolage

Aufgrund der Startkollision musste das Safety-Car in der zweiten Runde auf die Strecke gehen. Beim Restart setzte sich Fisichella im Senna-S wieder vor Schumacher, während Montoya in der Kurve nach der zweiten Zwischenzeitmessung an Alonso vorbei in Führung ging. Alonso - den WM-Titel im Hinterkopf - leistete nicht allzu viel Gegenwehr, hatte anschließend Räikkönen im Nacken, konnte den Finnen aber hinter sich lassen und sogar einen komfortablen Vorsprung herausfahren.

Dafür musste der 24-Jährige früher als die "Silberpfeile" an die Box kommen, nämlich in der 22. Runde. Zum Vergleich: Räikkönen ließ erst in der 31. Runde nachtanken und ging damit an seinem WM-Kontrahenten vorbei, aber nicht in Führung - diese verteidigte Montoya knapp. Die McLaren-Mercedes-Piloten fuhren anschließend ein sauberes Programm herunter und sicherten dem Team einen wertvollen Doppelsieg.

Auch Alonsos dritter Platz war schon in einem sehr frühen Stadium zementiert, doch Michael Schumacher kam beim ersten Stopp dank eines längeren Stints wieder an Fisichella vorbei. Verlierer der Anfangsphase war Klien: Der Österreicher kam zwar auch erst mit den Topleuten an die Box, was seine sensationelle Qualifying-Runde im Nachhinein zusätzlich aufwertete, fiel im Verlauf des Nachmittags aber immer weiter zurück.

Barrichello mit tollem Überholmanöver gegen Button

Barrichello wollte indes seinem Heimpublikum eine gute Show bieten, konnte aber mit dem Ferrari nicht allzu viel ausrichten. Immerhin bremste er sich in der 44. Runde im Senna-S spektakulär an seinem nächstjährigen Teamkollegen Button vorbei und platzierte sich damit als Sechster, wo er auch über die Ziellinie fuhr. Ansonsten gab es in einem recht statischen Grand Prix keine wesentlichen Verschiebungen mehr, sieht man einmal von Ralf Schumacher (Toyota) ab, der beim letzten Stopp noch an Klien vorbeiging und damit einen Punkt herausfightete.

In den letzten Runden wurde gerätselt, ob McLaren-Mercedes Räikkönen noch an Montoya vorbeischleusen würde, doch der Kolumbianer durfte in Interlagos zum zweiten Mal hintereinander gewinnen. Alonso rollte solide als Dritter ins Ziel, zehn Sekunden vor Schumacher und den weiteren Verfolgern mit Fisichella, Barrichello, Button und Ralf Schumacher. Klien verfehlte als Neunter WM-Punkte um 3,3 Sekunden.

Felipe Massa und Jacques Villeneuve (Sauber-Petronas), der anfangs lange hinter Doornbos festsaß, belegten die Positionen zehn und elf, unmittelbar vor Jarno Trulli im Toyota, der zu Beginn mehrere Versuche benötigte, um an Narain Karthikeyan (Jordan-Toyota) vorbeizukommen. Karthikeyan wurde nach starker Vorstellung schlussendlich mit drei Runden Rückstand allerdings nur 15. und Letzter der Wertung, noch hinter Christijan Albers (Minardi-Cosworth).

Vier Autos sahen die Zielflagge nicht

Die Ausfallsliste am heutigen Tag war relativ kurz: Coulthard und Pizzonia schossen sich am Start von der Strecke, Webber ging nach Reparaturstopp und einer Panne mit seinem Bordfeuerlöscher mit 26 Runden Rückstand wieder auf die Strecke, Robert Doornbos (Minardi-Cosworth) kam mit rauchendem Motor an die Box und Tiago Monteiro (Jordan-Toyota) blieb ebenfalls mit Verdacht auf einen Triebwerksschaden stehen.

In der Fahrer-WM ist damit die Entscheidung zugunsten von Alonso endgültig gefallen, Räikkönen steht als Vizeweltmeister auch bereits fest. Auf Platz drei liegt nun - punktgleich mit Michael Schumacher - Montoya. Bei den Konstrukteuren hat McLaren-Mercedes heute erstmals die Führung von Renault übernommen - 164 zu 162. Ferrari liegt zwei Rennen vor Schluss solide 17 Punkte vor Toyota auf dem dritten Zwischenrang.