• 14.09.2003 18:36

Montoya: "Es ist noch nicht vorbei"

Juan-Pablo Montoya in der Pressekonferenz über die erste Runde, störende Nachzügler und die Chancen in den letzten beiden Rennen

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Kannst du uns die erste Runde aus deiner Sicht beschreiben?"
Juan-Pablo Montoya: "Die war ziemlich gut. Michael ging auf die Innenseite, ich auf die Außenseite. Er hat etwas früher als ich gebremst, ich habe Boden gutgemacht. Als wir aus der Schikane herausfuhren, konnte ich eine engere Linie wählen, daher traf ich ihn nicht, er aber konnte besser beschleunigen. Auf dem ersten Reifensatz war ich nicht so schnell, ich habe etwas an Boden verloren. Im zweiten Stint konnten wir wieder aufholen. Im letzten waren wir beide etwa gleichschnell unterwegs, aber dann spielte der Verkehr eine Rolle. Ich habe zwei Mal viel Zeit verloren, hinter dem zweiten Jordan-Piloten so viel, dass ich mich dann zurückgenommen habe und nur noch das Rennen beenden wollte."

Titel-Bild zur News: Juan-Pablo Montoya (BMW-Williams)

Juan-Pablo Montoya gab sich mit dem zweiten Platz zufrieden

Frage: "Sind die zu Überrundenden einfach nur schlecht gefahren oder war es Glückssache?"
Montoya: "Einfach nur sehr langsame Nachzügler, die nicht Platz gemacht haben. Aber es wäre auch so unglaublich schwer gewesen, Michael zu überholen."

BMW-Williams wird wieder stärker sein

Frage: "In den letzten zwei Jahren war BMW-Williams hier immer sehr stark, stärker als heute. Hat das etwas mit den Regeländerungen zu tun, die in den letzten Wochen beschlossen wurden?"
Montoya: "Ich glaube nicht, dass dies damit etwas zu tun hat. Es hat den Anschein, als wäre Ferrari in einer ähnlichen Situation wie wir in den vergangenen Jahren: In den meisten Rennen hatten wir Probleme, dann kamen wir hierher und gewannen. In diesem Jahr waren wir nicht ganz so stark. Sie haben uns hier geschlagen, aber es kommen in den letzten beiden Rennen keine Kurse mehr, auf denen man mit so wenig Abtrieb fährt. Mit mehr Abtrieb sollten wir wieder stark sein, auch McLaren und Renault, und das könnte den Ausschlag geben. Ich reise hier mit dem Minimum des möglichen Punkteverlustes ab. Wenn ich nicht gewinnen kann, dann versuche ich Zweiter zu werden ? das habe ich heute getan. Ich habe nur zwei Punkte auf Michael verloren, liege nun drei Zähler hinter ihm. Es ist noch nicht vorbei."

Frage: "Es schien dir sehr wichtig zu sein, Michael gleich beim Start zu überholen. Du hast es zumindest sehr energisch versucht."
Montoya: "Nicht wirklich. Er hat in der ersten Kurve einen Fehler gemacht, daher habe ich es in der zweiten probiert. Wenn sich die Gelegenheit bietet, dann muss man sie nutzen. Wir kamen dann beide ziemlich gleichauf aus der Schikane heraus, aber er konnte die Kurve wohl etwas schneller als ich fahren und kam dann wieder nach vorne. So ist nun einmal der Rennsport."

Frage: "Du schienst auf Michael immer wieder aufzuholen. Wie waren deine Reifen, ließen sie nach?"
Montoya: "Der erste Satz ließ nach, der zweite war sehr konstant. Der dritte Satz war wiederum nicht wie der zweite. Michelin hat fantastische Arbeit geleistet, aber es war einfach zu eng. Im ersten Stint habe ich versucht, ihn zu schnappen, und irgendwann lief ich auf Frentzen auf. Ich habe fast ein Jahr hinter ihm verloren."

"Ich wäre ihm fast ins Heck geknallt"

Frage: "Also hast du hinter den Jordan-Piloten und Heinz-Harald Frentzen Zeit verloren?"
Montoya: "Ja, ich fahre die Gerade entlang und sehe zehn oder zwölf blaue Flaggen, wie auf einer Parade, aber sie haben nicht Platz gemacht. Einer der Jordan-Jungs stieg inmitten einer Kurve auf die Bremse, um mich durchzulassen. Ich wäre ihm fast ins Heck geknallt. Es war verrückt."

Frage: "Wurde bei deinem ersten Stopp etwas am Auto verändert?"
Montoya: "Also wenn, dann hat es das Auto verbessert. Soweit wie ich es weiß wurde nichts verändert ? nur Benzin und Reifen."

Frage: "Auf den Geraden warst du nicht so schnell wie die Ferraris. Hattest du am Setup etwas auszusetzen?"
Montoya: "Nein, wir sind mit mehr Abtrieb gefahren, weil wir dachten, dass dies die Reifen schonen würde. Im ersten Stint war Michael etwas schneller, im zweiten dann ich. Mit dem letzten Reifensatz hatten wir ein paar Probleme. Aber so wie wir das Auto eingestellt haben, war es das Optimum für uns. Man kann natürlich Flügel wegnehmen. Schaut auf die Geschwindigkeit von Mark (Gené), er war schneller als ich, weil er ein anderes Setup fuhr. Ich kam einige Sekunden vor ihm ins Ziel, also war meine Entscheidung wahrscheinlich besser."

Montoya: Probleme im zweiten Sektor

Frage: "Es schien, als ob du im zweiten Sektor an Zeit verlieren würdest. Im ersten und dritten seid ihr etwa gleichschnell gewesen."
Montoya: "In der Schikane war das Auto etwas instabil, auch in der ersten Lesmo. Ich habe versucht anzugreifen, aber es war kritisch. Man greift an wenn man es muss, aber in einigen Runden rutscht man so stark, dass man sich lieber etwas zurücknimmt. Beim Versuch, eine Zehntel zu gewinnen, kann man leicht drei oder vier verlieren. Das ist es dann nicht wert."

Frage: "Hast du im letzten Stint nur wegen dem Verkehr Zeit verloren, oder hat die Telemetrie Anlass zur Sorge gegeben?"
Montoya: "Nein, ich war eine Sekunde hinter Michael, und das Team sagte mir, dass ich zwei bis drei Zehntel je Runde auf ihn aufholen würde. Dann kam Frentzen, und auf einmal lag ich vier Sekunden zurück. Dann sind wir etwa gleichschnell gefahren, und ich lief auf den zweiten Jordan-Fahrer auf, wie heißt er noch... Baumgartner. Da habe ich dann wieder zwei oder drei Sekunden verloren. Ich wusste, dass ich Michael vielleicht drei oder vier Zehntel pro Runde abnehmen könnte, dann läge ich am Ende des Rennens vier Sekunden zurück. Ich wusste, dass ich einfach nur ins Ziel fahren musste. An einem Tag wie heute kann man nichts anderes tun."

Frage: "Du fährst gegen Michael um die Weltmeisterschaft und in einer Kurve haben wir euch Rad an Rad gesehen. Hat da dein Herz ein bisschen höher geschlagen, wenn so viel auf dem Spiel steht?"
Montoya: "Eigentlich nicht. Wir fahren Rennen, und es war wahrscheinlich die klarste Chance, um Michael zu überholen, also musste ich es probieren. Wenn man es nicht versucht, dann hat man keinen Erfolg. Es ist ganz einfach. Man bremst, lenkt ein und wartet ab was passiert."