• 04.09.2005 12:34

  • von Fabian Hust

Montezemolo will keine "Taxi-Fahrer" mehr sehen

Der Ferrari-Präsident übt scharfe Kritik am Qualifying und dem instabilen Reglement, blickt aber optimistisch in die Zukunft

(Motorsport-Total.com) - Wie üblich stattete Ferrari- und Fiat-Präsident Luca di Montezemolo dem Rennstall aus Maranello beim Heimrennen in Monza einen Besuch ab. Der Italiener verfolgte das Qualifying angespannt auf dem Kommandostand der Scuderia und musste sehen, wie schnelllebig die Formel 1 ist. Vergangenes Jahr noch stand Rubens Barrichello auf der Pole Position und konnte das Rennen gewinnen. Von solchen Leistungen ist man derzeit weit entfernt.

Titel-Bild zur News: Luca di Montezemolo

Luca di Montezemolo kann nicht fassen, was mit der Formel 1 passiert ist

"Dies ist ein wichtiges Wochenende, denn Monza ist immer Monza und am Montag präsentieren wir den neuen Fiat Punto", nutzte Montezemolo die Gunst der Stunde für ein bisschen Werbung, die dem angeschlagenen Konzern sicherlich gut tun wird, denn wie bei Ferrari im Sport läuft es auch beim Absatz der Fiat-Modell nicht besonders gut: "Leider hat Ferrari kein sehr konkurrenzfähiges Jahr gehabt, was hauptsächlich an mangelnder Haftung liegt."#w1#

"Man sollte daran erinnern, dass wir seit 1996 in Monza immer auf dem Podium ins Ziel gekommen sind, bis morgen (Sonntag) können wir also hoffen, dass wir erneut dort stehen werden, aber das wird sehr, sehr schwierig werden. Ich hoffe, dass unser Reifenhersteller, der in der Vergangenheit fantastische Arbeit geleistet hat, reagieren kann und uns die die Position bringen wird, zumindest in den letzten zwei Rennen der Saison wirklich konkurrenzfähig zu sein."

Kritik am Qualifying-Format

Luca di Montezemolo ist natürlich nicht zufrieden mit dem Abschneiden des Traditionsrennstalls in dieser Formel-1-Saison, doch der Italiener übt auch Kritik an der Formel 1: "In jedem Jahr verändern sich die Regeln und ich mag das aktuelle Qualifying-Format nicht. Es ist nicht gut für das Publikum und nichts für die Fernsehzuschauer und es ist nicht gut für den Sport."

"Ich möchte am Sonntag Wettbewerb, aber auch am Samstag." Luca di Montezemolo

"Ich bin alt genug, um mich an ein paar großartige Qualifyings zu erinnern, in denen alle Autos gleichzeitig auf der Strecke waren", fährt Montezemolo fort. "Ich kann mich zum Beispiel daran erinnern, wie sich Ayrton in Monza in der letzten Sekunde hier in Monza die Pole sicherte. Das ist Sport, das ist Leben. Ich möchte am Sonntag Wettbewerb, aber auch am Samstag."

Auch das Reifenreglement gefällt Montezemolo nicht

Die Tatsache, dass den Fahrer für das Qualifying und das Rennen nur noch ein Reifensatz zur Verfügung steht, missfällt dem Ferrari-Chef ebenfalls: "Ich mag keine Rennen haben, wo ich auf meine Reifen schauen muss. Wenn ich die Reifen in jeder Runde wechseln möchte, dann sollte ich das tun dürfen. Das ist gegen den Geist der Formel 1. Ich freue mich auf eine Formel 1 mit mehr Überholmanövern, aber das Schlüsselproblem ist meiner Meinung nach die Tatsache, dass wir in unserem Sport extreme Technologie und Forschung brauchen."

"Ich will kein superlangweiliges Qualifying." Luca di Montezemolo

"Ich mag keine Meisterschaft, in der Reifen wichtiger sind als Fahrer und Autos. Ich bin nicht glücklich zu sehen, dass die Zuschauermengen und Einschaltquoten zurückgehen. Ich möchte keine langweiligen Rennen sehen und ich will kein superlangweiliges Qualifying anschauen. Ich bin nicht glücklich, 'Taxi-Fahrer' zu sehen, die in den letzten 20 Runden des Rennens ihre Reifen schonen. Ich bin nicht glücklich, die aktuelle Formel 1 zu sehen."

Montezemolo glaubt fest daran, dass sich die Automobilhersteller einig werden und gemeinsam in eine neue Formel-1-Zukunft gehen: "Ich werde alles mit Max Mosley besprechen und das nicht nur aus Sicht eines Teams. Denn wenn ich mit der FIA vor vier Jahren gesprochen hätte, als wir alles gewannen, dann hätte ich nur aus Sicht eines Teams gesagt, dass wir keine Änderungen wollen. Das haben wir nicht getan. Ich bin für eine pedantische Herangehensweise und eine starke FIA, denn sie haben in der Formel 1 sehr gute Arbeit geleistet."