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  • 26.02.2010 11:08

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Mit 41 Jahren fängt das Leben richtig an...?

Norbert Haug, Ross Brawn und Mark Webber nehmen Vor- und Nachteile von "Formel-1-Senior" Michael Schumacher unter die Lupe

(Motorsport-Total.com) - Mit 41 Jahren tut sich Michael Schumacher noch einmal die Formel 1 an - dankenswerterweise für viele Motorsport-Stammtische, bei denen seit Wochen hitzig diskutiert wird, ob der siebenfache Weltmeister nun kläglich scheitern oder es noch einmal allen zeigen wird. Tatsache ist: Zum jetzigen Zeitpunkt kann das wohl niemand seriös einschätzen.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Im stolzen Alter von 41 Jahren will es Michael Schumacher noch einmal wissen

Selbst Norbert Haug, der näher an der Thematik dran ist als jeder andere, weiß den Schumacher-Faktor derzeit nicht einzuordnen: "Die Topfahrer in der Formel 1 sind einander sehr ähnlich, was die Performance angeht", hält der Mercedes-Sportchef fest. "Die Frage ist aber, wie man kurz-, mittel- und langfristig ein, zwei, drei Zehntel mehr herausholen kann. Wenn alles eng beisammen liegt, sind genau das die entscheidenden Nuancen."#w1#

"Michael", fährt er fort, "war weg von der Formel 1, aber er hat Kontakt gehalten. Trotzdem muss er sich erst an die neuen Autos gewöhnen. Er hat damit in Valencia sehr schnell begonnen, aber man kann nicht von ihm erwarten, dass er daherkommt und alles auf den Kopf stellt. Wir brauchen eine zuverlässige Basis, müssen dann den Speed ins Auto bekommen und Schritt für Schritt hintereinander machen. Dann kommt auch der Rest."

Brawn zweifelt nicht an Schumacher

Teamchef Ross Brawn ist bekanntlich ein langjähriger Wegbegleiter und inzwischen wohl auch guter Freund Schumachers. Der Brite hat an den Qualitäten des Routiniers im Silberpfeil keine Zweifel: "In Michael lodert immer noch das Feuer. Er ist sehr entschlossen und auf das fokussiert, was er macht", berichtet er in der 'Gazzetta dello Sport'. Außerdem sei Schumacher für ihn "eine große Hilfe" und "ein Referenzpunkt".

"In Michael lodert immer noch das Feuer." Ross Brawn

"Wir haben zwei neue Fahrer, aber Michael ist nicht wirklich neu. Er ist präzise, klar, weiß, was er will, hat ein sehr gutes Gefühl für das Auto", schildert Brawn. "Allerdings war er auch drei Jahre weg vom Fenster und die Autos haben sich in dieser Zeit enorm verändert. Er muss sich erst wieder an das System eines komplett neuen Teams gewöhnen und er muss damit anfangen, Nico kennenzulernen und zu verstehen, wie sie zusammenarbeiten können."

Von Stallkrieg zwischen den Mercedes-Piloten könne jedenfalls keine Rede sein: "Es amüsiert mich, wie die Leute von außen feststellen, was bei uns intern passiert, dass es zwischen den Fahrern Streit geben wird. Aber das gehört zu diesem Business halt dazu", winkt Haug ab. "Ich sage jedenfalls nichts über die anderen Teams, ich halte mich da raus. Wenn jemand etwas sagt, lese ich das gerne - wenn ich die Zeit habe, denn normalerweise habe ich wichtigere Dinge zu tun!"

Webber: Respekt vor Schumacher

Mark Webber findet, es sei "schwer zu sagen", wie sich Schumacher schlagen wird: "Er hatte den Luxus, ein bisschen Pause zu machen. Es ist sicher schwierig, vom Kartsport bis 41 durchzumachen, was aber auch schon Leute gemacht haben. Jack Brabham war ein alter Hase, als er aufgehört hat. Michael hat jetzt zwei Karrieren. Die erste war etwas ganz Besonderes - viele WM-Titel, tolle Erfolge. Jetzt steht er aber vor der zweiten Karriere. Ich bin gespannt, wie es ihm dabei ergehen wird."

"Er hatte den Luxus, ein bisschen Pause zu machen." Mark Webber

"Michael hat natürlich einen Haufen Erfahrung. Er ist ein unglaublicher Regenfahrer. Er kann ein Team anführen, aber er ist auch nicht mehr 22. Wir werden sehen, ob sich das auswirkt oder nicht. Unterschätzen darf man ihn jedenfalls nicht. Ich persönlich ziehe meinen Hut vor ihm, denn es braucht schon Eier, um noch einmal zurückzukommen! Davor habe ich großen Respekt", sagt der Red-Bull-Pilot, der über Schumacher in der Vergangenheit nicht immer gut gesprochen hat.

Bei Mercedes ist der Rekordchampion ohnehin nur einer von drei deutschen Fahrern. Das wäre vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen. Strategie steckt aber keine dahinter: "Es waren einfach mehr deutsche Fahrer verfügbar als vor zehn Jahren", betont Haug. "Jedes Team, das Michael Schumacher haben hätte können, hätte es genau wie wir gemacht. Wenn sich Felipe nicht verletzt hätte, hätten sich die Dinge anders entwickelt, aber so haben sie sich nun einmal entwickelt."