• 15.08.2003 11:34

  • von Marcus Kollmann

Minardi-Teamchef: Wir sind an Sarah Fisher interessiert

Noch fehlt in der Formel 1 eine Frau im Cockpit, warum das so ist, sich aber ändern kann, erklären Paul Stoddart und Jenson Button

(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 ist trotz einiger bereits für die verschiedenen Teams arbeitenden Frauen nach wie vor eine Männerdomäne. So besteht das Starterfeld nun schon seit einigen Jahren nur aus Männern.

Titel-Bild zur News: Sarah Fisher

Sarah Fisher hat Paul Stoddarts Interesse geweckt

Geht es nach Niki Lauda, dann wird sich das aber schon bald ändern, denn der Österreicher hat sich einem weiblichen Talent aus der Schweiz angenommen, welches er in die Königsklasse des Motorsports bringen.

Während die meisten Formel-1-Piloten kein Problem damit hätten, würde in den eigenen Reihen eine Frau mitfahren, scheint es bis dahin jedoch noch ein langer Weg zu sein. Zwar versuchen sich einige Frauen im Motorsport, doch es bis in die Formel 1 zu schaffen ist nicht leicht. Die Frage nach dem warum versuchte nun BAR-Honda-Pilot Jenson Button in einem Interview mit dem 'BBC Radio Five Live' zu klären.

Button: Später Einstieg der Frauen ist das Hauptproblem

"Frauen", so der 23-Jährige, "scheinen in den niedrigeren Formel-Motorsportserien erst zu beginnen wenn sie 16 oder 17 Jahre alt sind." Für den Engländer, der schon als kleiner Junge Motorsporterfahrung sammelte steht fest, dass der späte Einstieg das Hauptproblem ist. "Sie haben keine Chance wenn sie erst dann anfangen. Ich begann im Alter von acht Jahren und viele andere Leute ebenfalls."

Ein weiterer Grund, warum seit Giovanna Amati, die sich Anfang der 90er-Jahre in der Formel 1 versuchte, keine Frauen mehr den Sprung in die höchste Motorsportklasse der Welt geschafft haben, sieht Button auch in den enormen physischen Belastungen: "Es ist körperlich sehr anstrengend und es gibt viele Sportarten in denen Frauen nicht genauso gut sind wie Männer."

Stoddart überzeugt: Körperliche Belastungen sind für die Frauen zu meistern

Minardi-Teamchef Paul Stoddart ist jedoch überzeugt, dass die körperlichen Belastungen kein unüberwindbares Handikap darstellen: "Eine Frau müsste natürlich unglaublich fit sein und ihr körperlicher Zustand vergleichbar mit Olympia-Niveau sein, doch es gibt Frauen die das sind."

Dass das Interesse an der Formel 1 plötzlich steigen würde, sollte eine Frau mitfahren, ist kein Geheimnis. Stoddart selbst bemühte sich schon die Amerikanerin Sarah Fisher zu verpflichten, die als erste Frau der IRL-Geschichte eine Pole Position holte und im letzten Jahr im Vorfeld des US-Grand Prix ein paar Runden im Silberpfeil drehte.

Minardi-Teamchef wollte Sarah Fisher eine Testfahrt verschaffen

"Es gibt ein paar gute Fahrer in Amerika auf die wir ein Auge haben und die es schaffen könnten. Wir sind speziell an Sarah Fisher interessiert. Letztes Jahr gab es einige Versuche, dass sie für uns einen Test fährt, doch es hat nicht geklappt", verriet der Minardi-Teamchef jetzt. Gerade für eines der kleineren Teams, die um jeden Sponsor kämpfen müssen, wäre die Verpflichtung einer Frau wie ein Lottogewinn, denn dadurch würden sich ganz neue Möglichkeiten in der Vermarktung erschließen.

Neben Fisher gibt es jedoch mit der Britin Sarah Kavanagh eine weitere Frau der Stoddart es zutraut in die Formel 1 zu gelangen. Kavanagh selbst hat sich als nächstes Ziel die Teilnahme an der Internationalen Formel 3000-Meisterschaft vorgenommen und kann das alte Vorurteil, dass es für Frauen im Motorsport auf Grund ihres Geschlechts schwieriger ist voranzukommen nicht bestätigen.

Finanzielle Unterstützung für weibliche Talente ein Problem

"Das Problem ist das Netzwerk an Unterstützung, welches man benötigt um in die Formel 1 zu kommen. Ich hatte schon mit vielen Teams Kontakt und die waren alle dafür Frauen im Motorsport zu haben. Ich bin bislang jedoch nie in der Position gewesen in der sie mich hätten verpflichten können, denn mir ist es nicht gelungen die benötigte finanzielle Unterstützung für meine Karriere zu finden", so Kavanagh, die damit auf ein Problem hinweist mit dem viele in den Motorsport einsteigende Talente, egal ob männlich oder weiblich, konfrontiert werden.

Dennoch erscheint es angesichts des Interesses aus der Königsklasse nur eine Frage der Zeit, bis sich wieder eine Frau in der Formel 1 versuchen wird.