• 17.02.2004 09:16

  • von Marcus Kollmann

Minardi setzt auf Zuverlässigkeit anstatt mehr PS

Warum Minardi nicht den gleichen Motor verwenden wird wie Jordan und Jaguar, und welche Chancen damit verbunden sind

(Motorsport-Total.com) - Zwei Jahre nachdem Mark Webber mit seinem fünften Platz in Australien einen wahren Freudentaumel in der Minardi-Box, am Kommandostand und nicht zuletzt bei den Zuschauern im Albert Park auslöste, möchte Paul Stoddart zu Beginn der Saison 2004 von möglichen Schwächen bei den Gegnern auf Grund der Ein-Motoren-Regel profitieren.

Titel-Bild zur News: Cosworth Racing

Minardi hätte die aktuellen Cosworth-Motoren bekommen können

Minardi verzichtete freiwillig auf Einsatz des aktuellen Cosworth-Motors

Nachdem lange Zeit Unklarheit bei den Anhängern des kleinen Teams aus Faenza hinsichtlich der verwendeten Motorspezifikation in diesem Jahr herrschte, bestätigte Paul Stoddart nun am Wochenende in Budapest, dass man nicht mit dem gleichen Aggregat antreten wird wie Jordan Grand Prix und Jaguar Racing.#w1#

"Jordan und Jaguar verwenden den gleichen Motor, und wir werden ein Spezifikation davor einsetzen. Vielen Leuten ist nicht entgangen, dass Jordan im letzten Jahr zahlreiche Motorschäden hinzunehmen hatte, wohingegen es bei uns nur einen in der gesamten Saison gab", begründete Minardis Teamchef in der ungarischen Presse seine Entscheidung.

Stoddart: Der PS Unterschied ist nicht sehr groß und liegt bei...

"Wir haben uns bei Minardi für den Aspekt Zuverlässigkeit entschieden, in der Hoffnung, dass wir in einigen Rennen davon profitieren werden, während andere Teams auf Grund der neuen Motorenregel damit zu kämpfen haben werden", erklärte Stoddart mit dem Hinweis, dass es sich dabei um eine "wohl überlegte Entscheidung" handelt die in der Annahme, dass es in den ersten Rennen einige Motorschäden bei der Konkurrenz geben könnte, getroffen wurde.

In der Hoffnung, dass man so den einen oder anderen WM-Punkt einfahren können wird, hat der Australier auch die mit seinem Entschluss zusammenhängenden Risiken in Betracht gezogen und sorgsam abgewogen: "Wir können natürlich nicht wissen, ob es so kommen wird wie wir hoffen, doch wir haben uns dennoch für mehr Zuverlässigkeit anstatt mehr PS entschieden. Der Unterschied ist aber nicht sehr groß, er liegt bei ungefähr 20 PS."

"Ausgewogenes Budget" soll 2004 mehr Tests ermöglichen

Auch das liebe Geld, wovon Minardi von allen zehn Teams in der Boxengasse bekanntlich am wenigsten hat, spielte bei Stoddarts Überlegung eine Rolle, denn für die gleichen Cosworth-Motoren wie sie Jordan und Jaguar einsetzen werden, hätte man mehr bezahlen müssen.

"Wenn wir bereit gewesen wären mehr Geld auszugeben, hätten wir die gleiche Motorspezifikationen wie Jordan und Jaguar bekommen. Dadurch hätte uns dieses Geld aber an anderer Stelle gefehlt. Unserer Ansicht nach verfügen wir dieses Jahr über ein nettes, ausgewogenes Budget, welches es uns erlauben wird das Geld in die Bereiche zu investieren wo es notwendig ist. Ich denke da besonders an die Forschung und Weiterentwicklung, sowie Tests im Windkanal und auf der Strecke. Eben all die Dinge, die wir im letzten Jahr kaum gemacht haben", stellte der 48-Jährige für die Saison 2004 mehr Testfahrten in Aussicht.

Minardis Gegner lauten Jordan, Jaguar und Toyota

Bleibt die abschließende Frage, wie konkurrenzfähig Minardi mit dem PS04B, einem Auto das auf dem PS03 des Vorjahres und dem Know-how des A23 und Ideen für den A24 von Arrows basiert, sein kann. Ganz Realist, gibt sich Paul Stoddart in diesem Punkt keinen Illusionen hin, sieht aber die Möglichkeit die rote Laterne an Jordan abzugeben und gelegentlich sogar den Werksteams die Show zu stehlen.

"Ich bin ziemlich optimistisch, doch wie immer auch realistisch. Jordan zu schlagen ist unser Hauptziel für 2004. An Tagen an denen unser Reifenpartner Bridgestone einen guten Tag hat, werden wir aber auch in Richtung Jaguar und vielleicht Toyota blicken", erklärte Stoddart, welche Möglichkeiten er für seine Mannschaften in diesem Jahr sieht.