• 19.06.2005 09:54

  • von Fabian Hust

Michelin: Zusätzliche Schikane oder Startverzicht

Wegen der Reifenprobleme fordert Michelin den Einbau einer zusätzlichen Schikane - oder man muss auf das Rennen verzichten

(Motorsport-Total.com) - Weil die Belastungen in der Steilwandkurve (Kurve 13) offenbar zu groß für die diesjährigen Michelin-Reifen sind, hat der Reifenhersteller nach Informationen von 'Speedtv.com' in einem Schreiben an den Automobilweltverband FIA für das Rennen den Einbau einer Schikane in Kurve 13 gefordert, um die Gefahr von weiteren Reifenproblemen zu bannen. Alle sieben Michelin-Teams sollen beschlossen haben, nur dann an den Start zu gehen, wenn dieser "Tempobremser" eingebaut wird. Die Nachricht verbreitete sich erst zu später Stunde im Fahrerlager, als die meisten Medienvertreter bereits abgereist waren.

Titel-Bild zur News: Pierre Dupasquier

Pierre Dupasquier macht sich Sorgen über die Sicherheit seiner Reifen

Vier namentlich nicht genannte Teamchefs erklärten nach einem gemeinsamen Treffen mit Michelin, bei dem die Franzosen erklärt haben sollen, dass sie für die Sicherheit beim Rennen nicht garantieren können, dass es keine andere Möglichkeit gibt, da ein Einsatz neuer Reifen laut Reglement nicht gestattet ist. Tatsächlich könnten nun die Rennstewards entscheiden, die Strecke zu modifizieren, um die Sicherheit aller Beteiligten zu garantieren, auch wenn das Rennen dadurch natürlich zu einer Farce verkommen würde.#w1#

Im Gegensatz zu einem Austausch der Reifen bei Michelin bedarf es zu einer solchen Entscheidung auch nicht der Zustimmung der Bridgestone-Teams. Und: Man könnte Michelin keinen Vorteil unterstellen. Der Imageschaden für die Franzosen ist bereits jetzt groß genug. Sollte keine Schikane eingebaut werden und die Michelin-Teams ihre offensichtliche Drohung wahr machen, würden im Rennen nur sechs von 20 Autos an den Start rollen. Würde ein Michelin-Team trotzdem an den Start gehen, so müsste es dies auf eigenes Risiko tun, denn der Reifenhersteller ist offenbar nicht bereit, unter normalen Umständen für die Sicherheit seines Produktes zu haften.

Abgesehen davon, dass es nicht erlaubt ist, einen Reifentyp während des Rennwochenendes zu wechseln, haben sich die Teams gegen den Einsatz eiligst aus Europa eingeflogener Ersatzreifen ausgesprochen, müssten sie doch ohne irgendwelche Erfahrungen gesammelt zu haben mit dem Ersatzgummi auf die Strecke gehen, was ebenfalls dramatische Folgen haben könnte. Zudem wäre der Grad einer Strafe unklar, auch wenn im Fahrerlager das Gerücht die Runde gemacht hat, dass man es bei einer 10-Sekunden-Zeitstrafe für die Teams belassen würde, was bei 14 Autos aber eine ziemlich seltsame Angelegenheit wäre.

Formel-1-Boss Bernie Ecclestone soll die Forderung der Michelin-Teams unterstützen, was durchaus Sinn macht, denn der Brite sichert per Vertrag ein Starterfeld von 20 Autos zu. Fraglich ist jedoch, ob man in der Lage ist, innerhalb der kurzen Zeit überhaupt eine sichere Schikane zu installieren. Man darf nicht vergessen, dass es mit dem Aufstellen von ein paar Reifenstapeln nicht getan ist, denn die Formel 1 ist keine Tourenwagenserie. Bis am Abend hat man in Indianapolis jedenfalls nichts unternommen.

Die absolute Notlösung ist aber immer noch jene, dass die Michelin-Teams jene Reifen einsetzen, die beim Spanien-Grand-Prix verwendet wurden. Jene Pneus werden über Nacht eingeflogen. McLaren-Teamchef Ron Dennis machte den Vorschlag, dass in diesem Falle alle Bridgestone-Teams vor den Michelin-Teams starten könnten. Der Nachteil mit dem Spanien-Gummi wäre im Rennen wohl groß genug, denn der Pneu passt nicht optimal auf die Strecke, das Setup der Autos auf den in Indy unerprobten Reifen schon gar nicht. Allerdings müssten diesem Vorschlag alle Bridgestone-Teams zustimmen.

Noch immer weiß Michelin nicht, wie es zu den Reifenproblemen bei Toyota kommen konnte. Man hat Reifen nach South Carlona geschickt, wo diese geröntgt werden und erwartet in diesen Stunden ein Ergebnis der Untersuchung. Bis am Samstagnachmittag saßen übrigens 20 Michelin-Leute in Clermomt-Ferrand und ließen die Köpfe rauchen, um eine Lösung zu finden. Das Fahren mit mehr Luftdruck war übrigens nur eine Lösung für das Qualifying, denn das Rennen ist laut Pierre Dupasquier "eine andere Angelegenheit".