• 24.12.2003 13:25

  • von Marcus Kollmann

Michelin-Teams profitieren von "Informationspool"

Ein F1-Insider äußert sich zum Thema Reifen - Vorentscheidung im Duell zwischen Bridgestone und Michelin schon gefallen?

(Motorsport-Total.com) - Die Kommentare verschiedener Fahrer, Teammitglieder und Angestellter der beiden Reifenhersteller in den letzten Tagen haben es bereits verdeutlicht: In der Saison 2004 könnte die Entscheidung über Sieg oder Niederlage am Rennsonntag noch mehr von den Reifen abhängen als es dieses Jahr schon der Fall war.

Titel-Bild zur News: Reifen

Im Kampf um den WM-Titel genießen die Reifen eine besondere Aufmerksamkeit

Die Bedeutung, die dem schwarzen Gold schon im Vorfeld der neuen Saison beigemessen wird, kommt dabei nicht von ungefähr. Egal ob Ferrari, BMW-Williams, McLaren-Mercedes oder Renault, bei den Top-Teams rechnet man damit, dass die allgemeine Konkurrenzfähigkeit zwischen den einzelnen Rennställen extrem hoch sein wird. Somit werden technische Defekte, Fahrfehler und die Rennstrategie eine noch größere Rolle spielen als zuvor, und natürlich die Reifen.#w1#

Insider: Reifen letztendlich nur so gut wie das eigene Chassis

Laut Aussagen eines Teaminsiders gegenüber 'F1Total.com', können die Pneus im Endeffekt aber nur so gut sein wie es das eigene Chassis erlaubt. Dies könnte vor allem die Situation unter den Michelin-Teams etwas verschärfen, denn eine Sonderbehandlung genießt dort kein Rennstall.

Speziell auf den eigenen Boliden hin optimierte Reifen sind somit ausgeschlossen, weshalb die Ingenieure und Aerodynamiker dafür sorgen müssen, dass das Fahrwerk so schonend wie möglich mit den Pneus umgeht, während gleichzeitig sichergestellt sein muss, dass diese ihr volles Potenzial entfalten können.

Kein direkter Informationsaustausch zwischen den Teams

Besonders positiv, und somit ein verlässlicher Faktor, ist für die Michelin-Teams die Arbeitseinstellung des französischen Reifenausrüsters. Die ist laut unserem Gesprächspartner besonders beeindruckend und "sehr hoch". Allerdings gibt es auch eine Sache die im Hinblick auf den Wettbewerb zwischen Bridgestone und Michelin eine gewisse Brisanz besitzt.

So arbeitet Michelin nämlich "mit jedem Team auf gleicher Basis." Aber: "Man erhält natürlich nicht die Informationen von den anderen Teams, doch alle Erkenntnisse von den Reifentests werden in einem Pool zusammengefasst. Basierend darauf werden dann neue Reifen entwickelt."

Mehr Teams = mehr Daten = WM-Titel?

Vor- und Nachteile dieser Philosophie dürften sich in etwa die Waage halten. Blickt man aber einmal hinter die Fassade dieser Äußerungen, so wird schnell deutlich, worin Michelins Erfolgsgeheimnis zu liegen scheint. Im Vergleich zur Konkurrenz profitiert man davon, dass man mehrere Teams ausrüstet die sich intensiv an den Reifentests beteiligen können.

Mehr Entwicklungsdaten bedeuten am Ende auch bessere Reifen. Während die Partner des französischen Herstellers somit einen großen Vorteil auf ihrer Seite haben, gibt es jedoch auch eine Kehrseite der Medaille. Mehr Teams auszustatten ist nicht unbedingt damit gleichzusetzen am Ende den Titel zu holen.

Die Michelin-Teams holten 2003 deutlich mehr Punkte als die Konkurrenz

Weil man aus Gründen der Chancenwahrung und Fairness kein Team bevorzugt behandelt, und sich die eigenen Teams gegenseitig die Punkte wegnehmen, konnte man zum Beispiel schon 2003 keinen WM-Titel bejubeln. Dafür durfte man sich aber darüber freuen, dass man mit insgesamt 392 Punkten beinahe doppelt so viele Zähler wie alle Bridgestone-Teams (216 Zähler) holte.