• 24.09.2002 11:57

Michelin mit Appetit auf den "Nudeltopf"

Der französische Reifenhersteller sieht sich "bestens" für Indianapolis gerüstet und freut sich auf das "Reifenduell"

(Motorsport-Total.com) - Es ist angerichtet: Der Große Preis der Vereinigten Staaten auf dem Indianapolis Motor Speedway stellt mit seiner Mischung aus Hochgeschwindigkeits-Geraden und sehr langsamen Passagen etwas Besonderes im Formel 1-Kalender dar.

Titel-Bild zur News: Michelin-Reifen

Michelin hält für Indianapolis konkurrenzfähige Reifen parat

Nach den starken Auftritten der vergangenen Rennen zeigen sich Michelin und seine Partner bestens für das Spektakel im "Nudeltopf" ? wie Ovalkurse gerne genannt werden ? von Indianapolis gerüstet. BMW-WilliamsF1, Jaguar, McLaren-Mercedes, Renault und Toyota sowie Minardi wollen ihre Konkurrenzfähigkeit auf dem als "Brickyard" bekannten Kurs nachhaltig unter Beweis stellen.

Das Streckenlayout der Formel 1-Rennstrecke in Indianapolis stellt an die Reifen sehr hohe Ansprüche: Auf dem glatten Beton müssen sich die Piloten zwar keine Sorgen um erhöhten Reifenverschleiß machen, dafür kommt es aber umso mehr auf die Traktion und vor allem die Bremswirkung der Pneus an.

Nach einer rund 23-sekündigen Volllastpassage verzögern die Fahrer ihre Boliden am Ende der Start- und Ziel-Geraden innerhalb von nur rund 2,5 Sekunden von über 300 auf knapp 120 km/h. Anschließend zählt in dem aus zwölf Kurven bestehenden Innenteil der Strecke jeweils beim Anbremsen und Herausbeschleunigen besonders die Haftung der Reifen. Entgegen einer weit verbreiteten Annahme verursacht die überhöhte Ovalkurve jedoch keinerlei Probleme: Die Belastungen beim Durchfahren der Steilkurve unterscheiden sich kaum vom Vollgasfahren auf einer Gerade.

Mit umfangreichen Testfahrten bereitete sich Michelin gemeinsam mit seinen Partner-Teams auf den Grand Prix der USA vor. BMW WilliamsF1 beispielsweise testete in Barcelona neue Reifenmischungen sowie Fahrwerkskomponenten und zeigte sich mit den Ergebnissen sehr zufrieden.

"Was die Reifen angeht, werden wir von Michelin sehr konkurrenzfähige Mischungen erhalten", freut sich Sam Michael, Chefingenieur des Teams. Williams glaubt deshalb daran, in Amerika die in Monza unglücklich verpassten WM-Punkte einfahren zu können.

Als weiteren Trumpf sehen die Weiß-Blauen ihre neue, besonders starke Motor-Ausbaustufe. Während der Testfahrten setzte BMW-WilliamsF1 bereits erstmals das Triebwerk für die kommende Saison ein, das die beim Großen Preis von Italien von den Bayern aufgestellte Rekordmarke von mehr als 19.000 Umdrehungen noch einmal übertreffen soll.

Auch das McLaren-Mercedes-Team sieht dem Rennen in Indianapolis optimistisch entgegen: An allen vier Testtagen eroberte in Barcelona einer der Michelin-bereiften McLaren MP4/17 die Bestzeit.

Der englisch-schwäbische Rennstall zeigte sich mit den Neuentwicklungen des französischen Reifen-herstellers ausgesprochen zufrieden: "So wie die Michelin-Pneus auf dem Circuit de Catalunya funktioniert haben, werden wir in Indianapolis mit erstklassigem Material antreten", lobte David Coulthard.

Ein ähnlich gutes Resultat wie im Vorjahr scheint also möglich: Mit dem Schotten als Drittplatziertem und seinem damaligem Teamkollegen Mika Häkkinen als strahlendem Sieger erreichten im vergangenen Jahr zwei McLaren-Piloten das Podium.

Ausgerüstet mit frischem Selbstbewusstsein zögert auch Jaguar nicht, einen Platz unter den ersten Drei als Ziel zu formulieren: "Der 'Brickyard' ähnelt von seiner Charakteristik den Kursen in Spa und Monza", erklärt Teamchef Niki Lauda. "Ich sehe deshalb keinen Grund, warum wir da nicht genauso konkurrenzfähig sein sollten", fährt der Österreicher in Anspielung auf Eddie Irvines sechsten Rang in Belgien und seinen dritten Platz in Italien fort.

Hinzu kommt, dass der Nordire bereits im vergangenen Jahr als Fünfter die Konkurrenzfähigkeit des Michelin-Partners Jaguar beim Großen Preis der USA unter Beweis stellte.

Auf Punkte spekuliert auch Renault: In Silverstone testeten die Gelb-Blauen vor allem neue Reifenmischungen. Ersatzfahrer Fernando Alonso absolvierte dabei insgesamt 106 Runden. Die Ergebnisse stellten sowohl die Michelin-Techniker als auch die Renault-Verantwortlichen zufrieden.

"Die Tests machten noch einmal deutlich, dass wir bestens für die beiden noch ausstehenden Rennen dieser Saison aufgestellt sind", hielt Mike Gascoyne, Technischer Direktor des RenaultF1 Teams, fest. Die französisch-englische Equipe gibt sich deshalb optimistisch, ihren vierten Platz in der Konstrukteurswertung weiter festigen und somit das angepeilte Saisonziel erreichen zu können.