Michael: "Müssen uns wieder als Top-Team etablieren"

(Motorsport-Total.com) - Auf den Rennstrecken stehen die Räder der Formel-1-Teams derzeit still. Aber in den Fabriken wird mit Hochdruck an den Fahrzeugen für die kommende Saison gearbeitet. Der Technische Direktor von Williams, Sam Michael, lässt im Interview die Saison 2009 Revue passieren undblickt erwartungsfroh auf 2010.

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Sam Michael blickt erwartungsfroh in die Zukunft - Ziel: Etablierung als Top-Team

Frage: "Sam, wie lautet dein Saisonfazit aus Sicht des Williams-Teams?"
Sam Michael: "Das Jahr 2009 war im Vergleich zu den Vorjahren ein Fortschritt. Speziell im Bereich der Aerodynamik und was die Konkurrenzfähigkeit des Autos auf den verschiedenen Strecken angeht. Es war eine hart umkämpfte Saison, in der das gesamte Feld bei manchen Rennen innerhalb einer Sekunde lag. Wenn wir ein oder zwei zusätzliche Zehntelsekunden gerade auf diesen Strecken gefunden haben, war das sehr befriedigend. Unterm Strich haben wir in diesem Jahr einen Schritt nach vorne gemacht, aber nicht dort aufgehört, wo wir sein wollten."#w1#

Frage: "Was waren die Höhepunkte, wo lagen die Tiefs?"
Michael: "In Bezug auf die Leistungsfähigkeit hatten wir Höhepunkte, als Nico in Malaysia in Führung lag bevor der Regen kam. Und natürlich in Singapur - bis zu dem Zwischenfall mit der weißen Linie. Die Leistungssteigerung des Autos in Silverstone hat unsere Glaubwürdigkeit ebenfalls gesteigert."

Frage: "Was denkst du über Nico Rosbergs und Kazuki Nakajimas Leistungen?"
Michael: "Nico hat einen großartigen Job gemacht und in diesem Jahr sämtliche Punkte für das Team geholt. Seit er vor vier Jahren zu uns gekommen ist, hat er sich als Fahrer unheimlich weiterentwicktelt und wir wünschen ihm alles Gute. Kazuki hat sich in diesem Jahr als Fahrer sicherlich weiterentwickelt und an den Rennwochenenden viel Abstimmungsarbeit geleistet."

Jeder Fehler wird bestraft

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Nico Rosberg holte 34,5 Punkte - Kazuki Nakajima ging leer aus Zoom

"Wenn überhaupt, ist er dieses Jahr besser gefahren als im vergangenen. 2008 hat er zwar Punkte geholt, aber in einem Auto, das nicht konkurrenzfähig war. Der Unterschied zu diesem Jahr bestand darin, dass das Feld so eng beieinander lag und dadurch jeder kleine Fehler sofort bestraft wurde. Wenn einem ein paar Zehntel fehlten, hat man es einfach nicht geschafft."

Frage: "Die dreijährige Partnerschaft des Teams mit Toyota ist durch den Wechsel zu Cosworth zu Ende gegangen. Wie war es, Toyota als Motorenlieferanten zu haben?"
Michael: "Unsere Beziehung mit Toyota war hervorragend. Sie haben viel Entwicklungsarbeit für uns gemacht und dabei keine Mühen gescheut. Wir haben nur gute Erinnerungen an unsere Zeit mit ihnen. Ihr Rückzug ist ein Verlust für den Sport. Wir wünschen den Leuten in Köln alles Gute für die Zukunft."

Grundsätzliche Fehler im Streckenlayout

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Strecke in Abu Dhabi: Einige gute Aspekte, aber auch grundsätzliche Fehler Zoom

Frage: "Vor der Saison gab es bedeutende Regeländerungen, mit der Hoffnung die Rennen spannender zu machen. Haben sie funktioniert?"
Michael: "Die Änderungen haben eindeutig dazu geführt, dass man den Autos nun leichter folgen kann. Allerdings muss noch vieles getan werden. Einer der Punkte, die in den Regeländerungen für 2009 nicht berücksichtigt wurden, war das Design der Strecken. Während es in Barcelona keine Überholmanöver gab, hatten wir mit den exakt gleichen Autos auf Strecken wie Monza, Hockenheim, usw. zahlreiche Überholvorgänge. Die Unterschiede liegen im Layout der Kurse. Die Organisatoren müssen mehr Wert darauf legen langsamere Kurven zu schaffen, die auf lange Geraden führen. Schikanen müssten abgeschafft werden."

"Wenn man sich zum Beispiel Abu Dhabi ansieht, gibt es an der Strecke einige gute Aspekte - aber eben auch grundsätzliche Fehler. Dort gab es einfach nicht genug Racing und die Verantwortlichen müssen das für das kommende Jahr korrigieren. Man kann nicht immer das Design der Rennwagen verantwortlich machen. Die FIA sieht sich das jetzt an und wird das Problem hoffentlich lösen."

Drei große Regeländerungen

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Die Radkappen werden 2010 aus der Formel 1 wieder verschwunden sein Zoom

Frage: "Kannst du uns die Regeländerungen für die kommende Saison erklären?"
Michael: "Es wird drei größere Änderungen geben: schmalere Vorderreifen, kein Nachtanken und ein Verbot der Radkappen. Schmalere Vorderreifen werden die Gewichtsverteilung etwas nach hinten verschieben, was wiederum die Aerodynamik und die Abstimmung des Autos beeinflusst, da die Reifen die Position des Luftstroms bestimmen."

"Da das Nachtanken nicht mehr erlaubt sein wird, muss der ganze Treibstoff bereits am Start des Rennens mitgenommen werden. Die Fahrer werden also sorgfältiger mit den Bremsen und den Reifen umgehen müssen als jemals zuvor. Ein Verbot der Radkappen sollte ebenfalls den Luftstrom hinter dem Auto verbessern. Die Fahrer können also dichter auffahren. Das sollte Überholmöglichkeiten ebenfalls verbessern."

Williams kombiniert Jugend mit Erfahrung

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Nico Hülkenberg wird 2010 zum Stammpiloten bei Williams befördert Zoom

Frage: "Wenn man auf 2010 blickt, ändert sich bei Williams sehr viel. Vor allem durch die komplett neue Fahrerpaarung. Kannst du uns erklären, warum ihr Barrichello und Hülkenberg gewählt habt?"
Michael: "Wir haben Rubens genommen, da er ein mehrfacher Grand-Prix-Sieger ist und über sehr viel Erfahrung verfügt. Außerdem ist er nach wir vor motiviert Rennen zu gewinnen. Er ist schnell und ist sozusagen das Komplettpaket. An seine Seite stellen wir Nico Hülkenberg - ein Rookie zwar, der aber seit er mit dem Kartfahren begonnen hat, alles gewonnen hat, an dem er teilgenommen hat. Nico verfügt über großes Potenzial. Wir verbinden Jugend mit Erfahrung und haben damit genau das, was wir wollten."

Frage: "Was können die beiden für das Team leisten und was erwartest du von ihnen?"
Michael: "Wir erwarten von beiden, dass sie das Niveau des Autos voll ausreizen - und mehr. Rubens hat ohnehin eine sehr motivierende Art und wir erwarten, dass er das auf jeden in Grove überträgt. Nico hat bereits das ganze Jahr in unserer Fabrik gearbeitet, daher kennen und unterstützten ihn alle. Wir möchten, dass beide die Firma zu Siegen führen. So lange man nicht mit einem Rennsieger arbeitet, weiß man nicht, wo dieser Level ist. Das ist etwas, das uns Rubens zeigen wird und wir gehen davon aus, dass das einen großen Effekt auf das Team ausüben wird."

Wechsel zu Cosworth

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Cosworth kehrt als Motorenlieferant für Williams zurück Zoom

Frage: "Das Team wechselt zu Cosworth-Motoren. Werden diese dazu in der Lage sein, um mit den Aggregaten von Mercedes und Ferrari zu konkurrieren?"
Michael: "Cosworth wird über den Winter viel Arbeit auf den Prüfständen vor sich haben, speziell im Bereich des Benzinverbrauchs. Aber hinsichtlich der Leistung und der Zuverlässigkeit wird es sehr schwierig sein sich ein Urteil zu erlauben, bevor wir auf die Strecke gegangen sind. Sie sind eine von Ingenieuren geleitete Firma und sie geben alles. Was wir bis jetzt gesehen haben, macht uns Mut."

Frage: "Wie verläuft die Entwicklung des FW32?"
Michael: "Es läuft wirklich gut. Über den Winter ist es immer eine großes Aerodynamik-Rennen: wie viel Abtrieb kann ich hinzufügen und wie sehr kann ich Luftwiderstand reduzieren? Es ist eine Frage der Optimierung aller Teile und auch der mechanischen Entwicklung. Das sind beides Bereiche, in denen momentan viel gearbeitet wird. Wir machen Fortschritte, aber es gibt noch viel zu tun."

FW32 debütiert im Februar

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Darf im Dezember im Williams Platz nehmen: Formel-2-Meister Andy Soucek Zoom

Frage: "Wann wird der FW32 sein Debüt geben?"
Michael: "In der ersten Februar-Woche. Dann haben wir die vier Einzel-Testfahrten vor Bahrain."

Frage: "Im Dezember wird es einen Test mit Nachwuchsfahrern geben. Wen wird das Team ins Cockpit setzen?"
Michael: "An einem Tag werden wir Andy Soucek fahren lassen, als Teil seines Preises für den Gewinn der Formel-2-Meisterschaft. Nico Hülkenberg wird dann an den zwei restlichen Tagen übernehmen."

Frage: "Wie lauten die Ziele des Teams für 2010 und wie wird es diese erreichen?"
Michael: "Unser Ziel ist es alles auf ein viel höheres Niveau zu heben - auf der soliden Basis, die wir mit dem FW31 hatten. Das geht von den Fahrern, über die Motoren, das Chassis bis zu den Leistungen an der Strecke. In der Fabrik ist jeder darauf eingestellt und wir wollen in diesem Jahr den nächsten Level erreichen. Wir müssen uns wieder als eines der Top-Teams etablieren und 2010 haben wir die beste Gelegenheit, genau das zu tun."