Michael: "Gute Leistungen sind nur durch Wurz möglich"
Sam Michael, Technischer Direktor von Williams, ist von seinem Testfahrer begeistert - Wurz ist seiner Meinung nach "Weltmeister der Freitagstester"
(Motorsport-Total.com) - Nach der Trennung von Motorenpartner BMW gingen viele Experten vor der Saison davon aus, dass Williams an Boden auf die Spitze verlieren und weiter in die Tiefen des Mittelfelds abrutschen würde. Doch der britische Rennstall ließ in den ersten drei Rennen bereits das Potenzial aufblitzen, das im neuen FW28 steckt. Sam Michael, der Technische Direktor des in Grove beheimateten Teams, ist davon überzeugt, dass die guten Leistungen des Rennstalls vor allem mit der Verpflichtung von Alexander Wurz in der Winterpause zusammenhängen.

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Laut Sam Michael der Garant für gute Leistungen von Williams: Alexander Wurz
Wurz hatte sich in den vergangenen Jahren als Testfahrer bei McLaren-Mercedes einen sehr guten Ruf als Testpilot erarbeitet. Zum Jahresanfang jedoch wechselte der Österreicher zu Williams, wo er neben den Einsätzen bei Testfahrten vor allem als dritter Pilot an den Freitagen eine wichtige Aufgabe für seinen neuen Arbeitgeber erfüllt.#w1#
Wurz muss sich nichts beweisen
"Alex ist fantastisch", wird Michael von 'autosport.com' über die Fähigkeiten des 2006 neuen dritten Fahrers zitiert. "Er wäre der Weltmeister der Freitagstester, wenn es dafür eine Meisterschaft gäbe." Die Leistungen der Stammpiloten Mark Webber und Nico Rosberg seien nur möglich, weil Wurz derart gute Arbeit verrichte. Dabei ist die vorrangige Aufgabe des 32-Jährigen, zu entscheiden, welche Reifen das Team in Qualifying und Rennen einsetzen sollte.
"Er fährt seit einer so langen Zeit Formel-1-Autos - daher hat er eine Menge Erfahrung mit Autos, Teams und Reifen. Auch in der Elektronik ist er sehr versiert, und das alles macht ihn zu einem außergewöhnlich guten Fahrer bei einem Test", meint Michael weiter. Das Wichtigste sei jedoch, dass Wurz sich selbst im Griff habe und an den Freitagen versuche, möglichst konstant zu fahren, ohne das Risiko eines Abfluges in Kauf zu nehmen, der wichtige Trainingszeit kosten würde.
"Viele der anderen Fahrer der dritten Autos versuchen, sich ins Rampenlicht zu fahren, und gehen ein viel größeres Risiko ein, als Alex dies tut", erklärt der Technische Direktor. Wurz dagegen würde so lange konstant ohne Risiko fahren, bis er sich sicher sei, die Reifenwahl entschieden zu haben. "Vermutlich ist das so, weil Alex eine Menge Selbstvertrauen und natürliches Talent hat, aber er tut nicht irgendetwas Dummes an den Freitagen." Schließlich wisse er, dass die Reifenentscheidung seine wichtigste Aufgabe am ganzen Wochenende ist, die er nicht durch einen möglichen Abflug riskieren darf.
Stark beschränkte Laufleistung des Cosworth-Aggregats
Die Wichtigkeit des Beitrages von Wurz im dritten Auto wird vor allem durch die gerade bei Williams in den Trainings stark begrenzte Laufleistung der Motoren verstärkt. Nachdem die vom britischen Team verwendeten Cosworth-Triebwerke sich zwar als sehr leistungsstark, jedoch noch nicht komplett zuverlässig herausgestellt haben, entschied man sich, die Motoren zunächst maximal für etwa 1.100 Kilometer zu verwenden, was für zwei Rennwochenenden mit Qualifying und Rennen relativ wenig ist. An diesem Wert wird man voraussichtlich auch noch bei den nächsten Grands Prix festhalten.
Eine derartige Beschränkung hält Michael jedoch nicht für ungewöhnlich, schließlich sei ein Motor darauf ausgelegt, "eine bestimmte Laufleistung zu erbringen, und wenn man diese Laufleistung erhöht, dann verliert man möglicherweise an Leistung", erklärt der Australier. "Cosworth könnte sagen, dass wir 1.200 Kilometer fahren dürfen, aber wir dazu die Leistung des Motors in bestimmten Punkten drosseln müssten." Bislang sei die Beschränkung außerdem noch kein allzu großes Hindernis gewesen, denn "Nico und Mark sind sehr gut darin, mit dem Auto sehr schnell ans Limit zu kommen".

