Michael fordert eine Umgruppierung bei Williams

Technikchef Sam Michael ist nach dem letzten Platz von Indianapolis erschüttert und fordert nun eine Umgruppierung seines Williams-Teams

(Motorsport-Total.com) - Kein Fahrer in den Top 10 im Qualifying, fast zwei Sekunden Rückstand auf die schnellste Rennrunde, acht km/h zu wenig Topspeed und nur der neunte und letzte Platz im Rennen: Die Williams-Bilanz von Indianapolis kommt einer mittleren Katastrophe gleich, zumal Nico Rosberg und Mark Webber ja auf den dominanten Bridgestone-Reifen unterwegs waren.

Titel-Bild zur News: Sam Michael

Sam Michael muss schon ziemlich weit zurückschauen, um Erfolge zu sehen...

Zwar war von vornherein bekannt, dass die über 20 Sekunden lange Volllastpassage auf dem 4,192 Kilometer langen Kurs Gift für die eher bescheidene aerodynamische Effizienz des FW28 sein würde, doch mit einem solch extremen Rückschlag hätten teamintern wohl nicht einmal die größten Pessimisten gerechnet. Gleichzeitig ist zu erwähnen, dass die langsamen Strecken dem Gesamtpaket weiterhin liegen sollten, doch davon gibt es in diesem Jahr nur noch eine, nämlich Budapest.#w1#

Michael fordert interne Konsequenzen

Für Sam Michael, den Technischen Direktor des einstigen Erfolgsrennstalls aus Grove, ist daher klar: "Ich denke, wir müssen uns neu gruppieren. Man kann nicht tiefer als das sinken, also müssen wir reagieren", wird der Australier von 'autosport.com' zitiert. Damit meint er verschiedene Bereiche, auch das Personal: "Es gibt keine handfesten Probleme in der Zusammenarbeit, aber wir müssen uns stärker fokussieren und einen Fortschritt machen."

"Wenn man Rennen wie dieses erlebt, zwingt es einen dazu, alles zu analysieren. Das werden wir machen. Unser Ziel ist, wieder zurück an die Spitze zu kommen. Wir müssen uns konzentrieren, um sicherzustellen, dass das passieren wird. Die vergangenen zwei oder drei Rennen haben das ganz klar aufgezeigt - und Indianapolis war jetzt der Tiefpunkt", gab Michael zu Protokoll.

Der 35-Jährige selbst gilt bei Williams an und für sich als unumstritten, muss sich jedoch eingestehen, dass das Team seit seinem Amtsantritt im Jahr 2004 nur einen einzigen Grand Prix gewonnen hat. Hinzu kommt, dass mit Geoff Willis neuerdings ein Ex-Williams-Mann auf dem Markt ist - und 'F1Total.com' wurde schon vor Wochen von einer anonymen Quelle informiert, dass sogar der von Toyota entlassene Mike Gascoyne ein Thema sein könnte.

Aerodynamik ist der Schwachpunkt des FW28

Indes macht sich Michael Gedanken über die Gründe für die Krise: "Die Aerodynamik ist der dominante Bereich des Autos, in dem wir definitiv einige Fortschritte machen müssen. Man muss sich aber das komplette Ganze anschauen, denn wenn man nur auf den einen Stein der Weisen hofft, wird man ihn nicht finden. Man braucht ein Programm, um alle Bereiche zu verbessern", teilte der Australier mit.

Mark Webber

Bild mit Symbolkraft: Mark Webber schied in den USA in der ersten Kurve aus... Zoom

Diese Woche testet Williams in Jerez einige neue Aerodynamikteile, dennoch hält sich die Zuversicht für den Grand Prix von Frankreich in Grenzen: "Magny-Cours ist auch ein Effizienzkurs, was momentan unsere Schwäche ist", blickte Michael in die kurzfristige Zukunft. Erschwerend kommt hinzu, dass für den 'Circuit de Nevers' im Reifenkrieg ein Michelin-Übergewicht erwartet wird - und Williams konnte ja schon in Indianapolis trotz Bridgestone-Vorteil nicht glänzen.

Nach einem starken Saisonbeginn tritt damit genau jener Absturz ein, den Experten dem Team wegen der Trennung von BMW prophezeit hatten, aber: "Natürlich tut es weh, keinen Werkspartner zu haben, aber das erklärt nicht, wie man trotz eines langen ersten Stints Letzter werden kann, wenn man als Achter aus der ersten Runde zurückkommt. So weit darf man nicht hinten sein, das kann man nicht darauf schieben, keinen Werkspartner zu haben. Das wäre eine faule Ausrede", so der Technische Direktor.

Flexible Flügel gelten nicht als Ausrede

Auch auf die angebliche Tatsache, dass Williams mit den flexiblen Flügeln wohl zu ehrlich ist, will sich Michael nicht berufen: "Es wäre nicht fair, das als Grund zu nennen. Ich möchte nicht so an die Sache herangehen, dass wir sagen: 'Wir sind schlecht, weil die anderen schummeln.' Stattdessen müssen wir uns ganz genau mit uns selbst beschäftigen und uns umgruppieren, wenn wir zurück an die Spitze kommen wollen", erklärte er.

"In Sachen Weltmeisterschaft wären wir ohne Defekte 20 oder 30 Punkte weiter vorne, aber das ändert nichts an der jetzigen Performance des Autos. Nico war in Indianapolis so weit von der Pace weg - das kann es nicht sein. Wir sind im Moment nicht auf vielen Strecken stark, aber wir werden uns zusammenreißen und zurückkommen. Es ist frustrierend, aber man muss es besser machen und den Blick nach vorne richten"", meinte Michael abschließend.