• 22.05.2011 11:15

  • von Dieter Rencken

Michael: "Es tut gut"

Williams-Technikchef Sam Michael ist nach dem Top-10-Platz von Pastor Maldonado guter Dinge - Hoffen auf die weiteren Updates für den FW33

(Motorsport-Total.com) - Das britische Williams-Team braucht ein Erfolgserlebnis. In den bisherigen vier Rennen konnte die Mannschaft um Sam Michael nämlich noch nichts Zählbares einfahren, weshalb die Luft langsam aber sicher dünn wird. In Barcelona scheint jedoch endlich der Knoten zu platzen - Pastor Maldonado fuhr im Qualifying in die Top 10. Rubens Barrichello wurde indes vom Getriebe schachmatt gesetzt. Was sich Williams ausgehend davon verspricht, erläutert Michael in seiner ausführlichen Medienrunde.

Titel-Bild zur News: Sam Michael (Technischer Direktor)

Sam Michael ist guter Dinge, dass Williams schon bald richtig in Fahrt kommt

Frage: "Sam, wie schätzt du die Leistung von Williams im Qualifying ein?"
Sam Michael: "Es tut gut, wieder einmal unter den ersten Zehn zu stehen. Rubens landete zwar nur auf Platz 19, aber Pastor gab alles und fuhr auf Platz neun. Es ist ein wenig enttäuschend, dass wir im Nachhinein gar keinen Satz weicher Reifen gebraucht hätten, um mit Pastor von Q1 in Q2 vorzustoßen. Das war uns zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht klar. Pastor wäre aber so oder so auf Platz neun gelandet. Michael (Schumacher; Anm. d. Red.) war bekanntlich der Einzige, der nicht mit frischen Reifen in Q3 hinausging."

Frage: "Wo lag genau das Problem am Auto von Rubens in der Qualifikation?"
Michael: "Es gab ein Problem am Getriebe, woraufhin wir es wechseln mussten. Das Problem trat nicht zum ersten Mal auf. Wir hatten bereits mehrfach damit zu kämpfen."

Williams ist zuversichtlich: Es geht voran

Frage: "Das war ganz offensichtlich trotzdem die beste Qualifying-Leistung des Teams in diesem Jahr. Was bedeutet das auf dieser Strecke? Ist das Gesamtpaket des Wagens nun konkurrenzfähiger?"
Michael: "Es sind im Grunde zwei Sachen. Zum einen haben wir dank des Heckflügels einen großen Sprung nach vorne gemacht. Der neue Heckflügel ist im Qualifying in Bezug auf den Topspeed ein großer Vorteil."

"Zum anderen konnten wir auch beim Frontflügel gegenüber dem letzten Rennen einige Fortschritte erzielen. In Istanbul, wo wir den neuen Frontflügel zum ersten Mal eingesetzt hatten, sah man es noch nicht so deutlich. Im Anschluss daran besserten wir in diesem Bereich nochmals nach."

"Wir haben immer noch einen weiten Weg vor uns." Sam Michael

"Im Verlauf der vergangenen zwei Monate machten wir, was den Abtrieb des Fahrzeugs betrifft, große Fortschritte, aber wir haben immer noch einen weiten Weg vor uns. Wir liegen derzeit rund zwei Sekunden hinter Red Bull zurück. Das bedeutet, wir haben noch einiges an Arbeit zu tun. Die Richtung stimmt allerdings. Darauf müssen wir aufbauen."

"Wir müssen nun versuchen, den auspuffangeströmten Diffusor zum Funktionieren zu bringen. Wir hatten diesen bereits in Schanghai dabei, hatten dort aber das Problem, dass der Unterboden zu heiß wurde, was in einigen Zuverlässigkeits-Problemen mündete. Hier hatten wir ein ähnliches Problem. Es wird noch ein paar Rennen brauchen, da es sehr komplex ist, mit solchen Temperaturen zu arbeiten, aber wir werden es hinbekommen."¿pbvin|512|3705||0|1pb¿

Neues Flügelwerk für Barrichello und Maldonado

Frage: "Wie sehen die nächsten Entwicklungsschritte für die kommenden Rennen aus?"
Michael: "Zunächst werden wir am Donnerstag in Monaco eine modifizierte Version des Diffusors einsetzen. Die Chance, dass wir ihn dort auch im Rennen an den Start bringen, schätze ich als sehr gering ein. Wir werden ihn aber aller Voraussicht nach in Q1 am Auto haben, um ein paar Daten mit den modifizierten Teilen sammeln zu können."

"In Montreal werden wir einen neuen Heckflügel dabei haben." Sam Michael

"In Montreal werden wir einen neuen Heckflügel dabei haben, der speziell für diese Strecke und die dortigen Luftwiderstandswerte entwickelt wurde. Zudem werden wir dort einen neuen Frontflügel einsetzen, der einen ähnlichen Schritt bedeuten sollte, wie der jüngste neue Frontflügel, den wir in Istanbul dabei hatten."

"Ich gespannt auf das Ergebnis des nächsten Schritts. Für Valencia könnten wir dann den nächsten neuen Heckflügel am Start haben, der eine Anpassung des aktuellen sein wird."

Frage: "Du hast den Fortschritt durch den neuen Heckflügel angesprochen. Bezieht sich das ausschließlich auf das Verstellsystem?"
Michael: "Ohne das Verstellsystem ist der Vorteil gering. Ich würde sagen, dass 90 Prozent der Effizienz im aktivierten Zustand zum Tragen kommen. Wir werden das im Rennen im Zuge der Überholmanöver sehen."

Frage: "Wie sieht es beim Frontflügel aus?"
Michael: "Als wir nach Istanbul reisten, waren wir noch nicht ganz soweit. Wir modifizierten den Flügel daher für Barcelona nochmals, um sicherzustellen, dass jetzt alles in Ordnung ist. Bisher funktioniert er problemlos."


Fotos: Williams, Großer Preis von Spanien


"Am Sonntag könnte es sehr windig werden, weshalb ich noch nicht genau weiß, wie der Flügel im Rennen funktionieren wird. Das müssen wir während des Rennverlaufs anhand der Daten beobachten und sehen, was passiert. Alles in allem ist der Schritt im Vergleich zum alten Frontflügel immens. Der Gewinn an Topspeed ist riesig."

Die Taktik ist ein großes Fragezeichen

Frage: "Was erwartest du in Bezug auf die Strategie? Man spricht von drei bis vier Boxenstopps
Michael: "Es sieht in der Tat ganz danach aus, dass wir drei oder vier Stopps einlegen werden. Mit weniger als drei Stopps ist die Distanz nicht zu bewältigen."

"Ich gehe davon aus, dass die meisten Teams zunächst mit drei Stopps planen." Sam Michael

"Rein von der Lebensdauer der Reifen her, wäre es möglich. Sie bauen jedoch so stark ab, dass man viel zu viel Zeit verlieren würde. Ich gehe davon aus, dass die meisten Teams zunächst mit drei Stopps planen und dann unter Umständen auf vier gehen müssen."

Frage: "Was sagst du zum extraharten Reifen, der hier erstmals zum Einsatz kommt? Der Unterschied zwischen den beiden Mischungen liegt diesmal bei über zwei Sekunden."
Michael: "Der Unterschied ist wirklich extrem. Im Qualifying liegt der Unterschied zwischen den weichen und den harten Pneus bei 2,2 Sekunden. Im Rennen dürfte es noch ungefähr die Hälfte sein, was aber immer noch deutlich mehr ist als bei den vergangenen Rennen. In Istanbul war es ungefähr eine halbe Sekunde."

Frage: "Die ganze Strategie scheint sich daran auszurichten, die Runden auf dem harten Reifen zu minimieren. Wie sieht euer Plan für das Rennen genau aus?"
Michael: "Das haben wir noch nicht abschließend entschieden. Pastor wird auf jeden Fall mit den weichen Reifen starten. Bei Rubens überlegen wir noch. Er hat noch drei frische weiche Sätze und zwei frische Sätze harter Pneus zur Verfügung. So gesehen sind wir bei ihm völlig frei. Er kann vier Boxenstopps im Rennen einlegen und trotzdem jedes Mal mit komplett frischen Reifen fahren."