• 26.05.2009 14:50

  • von Dieter Rencken

Michael: "Die Punkteabstände sind sehr gering"

Williams' Technischer Direktor Sam Michael im Interview über das Rennen in Monaco, die Chancen auf mehr Punkte und die Lage seines Rennstalls

(Motorsport-Total.com) - Nico Rosberg bescherte dem Williams-Team in Monte Carlo drei Punkte, nachdem der junge Deutsche bereits in der Qualifikation ein besseres Ergebnis verpasst hatte. Trotz einer nicht ganz optimal ausgelegten Strategie kam Rosberg in Monaco als Sechster über die Ziellinie, was sein Technischer Direktor Sam Michael als sehr gutes Ergebnis wertete. Der Australier hätte mit Williams in dieser Saison allerdings gerne noch mehr Zähler eingefahren, als das Team tatsächlich geholt hat.

Titel-Bild zur News: Sam Michael (Technischer Direktor)

Sam Michael hätte in Monte Carlo sehr gerne noch mehr WM-Punkte eingefahren

Frage: "Sam, in Monaco gab es wieder einmal Punkte für euer Team..."
Sam Michael: "Ja. Es war eine gute Sache, erneut drei WM-Zähler zu sammeln. Allerdings hatten wir uns eigentlich auf ein besseres Ergebnis eingestellt. Ich denke, das haben wir durch unsere Pace in der Qualifikation unterstrichen. Manchmal muss man aber auch damit zufrieden sein, was man hat. Nico hat eine tolle fahrerische Leistung abgeliefert und mehr war einfach nicht drin für ihn."#w1#

"Wir hatten eine Strategie ausgewählt, die uns in die erste Reihe hätte bringen sollen. Doch leider hatten wir in Q3 Verkehr auf der Strecke und konnten die dafür notwendige Rundenzeit nicht bringen. Es war also nicht ideal, mit dieser Benzinlast von P6 zu starten. Alle um ihn herum hatten deutlich mehr Sprit an Bord, insofern war es sehr schwierig, die Strategie zum arbeiten zu bringen. Unterm Strich haben wir drei Punkte geholt. Das ist okay."

Noch besteht Verbesserungsbedarf bei Williams

Frage: "Ist es nicht ermutigend, dass die Pace über weite Strecken des Rennens gepasst hat?"
Michael: "Die Pace ist wunderbar. Wir müssen jetzt daran arbeiten, dass das auch so bleibt. Wir sind nur etwas frustriert darüber, nicht mehr Punkte gemacht zu haben. Das betrifft aber nicht nur dieses Wochenende, denn das ist uns nun schon ein paar Mal passiert. In Australien waren wir dicht dran, in Malaysia, China und Bahrain lagen wir dann wieder zwischen sechs und sieben Zehntelsekunden zurück. In Barcelona waren es nur noch drei Zehntel und hier in Monaco waren wir in Q2 bislang am besten - und das ist noch immer der beste Referenzpunkt."

"Wir haben als Team einfach nicht gut genug gearbeitet." Sam Michael

Frage: "Was ist der Grund, warum ihr nicht so viele Punkte geholt habt, wie ihr euch das vorgestellt hattet?"
Michael: "Ich denke, wir haben als Team einfach nicht gut genug gearbeitet. Das lag nicht nur an den Fahrern, da hatte jeder seinen Anteil daran. Man kann einen Wagen haben, der in einem Rennen zweit- oder drittschnellstes Auto und im schlechtesten Fall das viertschnellste Fahrzeug ist."

"Dennoch liegen wir noch immer auf P7 in der Meisterschaft und nur daran wird man gemessen. Nur das zählt. Das ist doch das Schöne an der Formel 1. Wir geben aber alles, um diese Situation zu verbessern. Die Punkteabstände sind ab P3 doch sehr gering. Brawn und Red Bull sind uns schon weit voraus. Letztere hatten nicht unbedingt ein gutes Wochenende, haben aber schon einen großen Vorsprung."

Frage: "Habt ihr eure Leistung an diesem Wochenende der Rennstrecke in Monaco zu verdanken oder euren Fortschritten?"
Michael: "Wenn wir uns den Abständen in Bezug auf die einzelnen Rundenzeiten widmen, dann waren wir nicht nur in Monaco gut dabei. Wir sind hier aber sicherlich etwas konkurrenzfähiger als auf anderen Strecken. Da liegt aber nicht zuletzt an den speziellen Setups für diesen Kurs. Ich erwarte nicht, dass wir in Istanbul die Schnellsten in Q2 sein werden. Wir sollten aber in einem Bereich von 0,5 Sekunden liegen."


Fotos: Williams, Großer Preis von Monaco


Strategie in Monaco nicht optimal

Frage: "Du sagst, dass ihr als Team noch besser werden könnt. Ist es da nicht gut zu wissen, dass die Basis des Autos stimmt?"
Michael: "Es ist nie verkehrt, ein schnelles Auto zu haben. Fehler und Probleme kann man im Saisonverlauf für gewöhnlich abschütteln, wenn man nicht ganz unfähig ist."

Frage: "Wäre die erste Startreihe drin gewesen?"
Michael: "Ich glaube schon. Wenn Nico seine Runden in Q3 zusammengebracht hätte, dann hätte es klappen können. Leider hatte er aber jedes Mal Verkehr. Es wäre also definitiv möglich gewesen."

"Die Reifensituation war eigentlich okay." Sam Michael

Frage: "Welchen Eindruck hast du von den weichen Reifen bekommen?"
Michael: "Die Reifensituation war eigentlich okay. Wir konnten unsere Strategie umsetzen, nachdem wir gesehen hatten, was die anderen im ersten Stint gezeigt hatten. Wir haben uns daher für einen langen Mittelstint entschieden. Dieser hätte vielleicht nicht ganz so lange ausfallen müssen, weil wir mit der weicheren Mischung dann doch nicht so große Schwierigkeiten hatten. Wir hätten den Mittelstint also um drei oder vier Runden verkürzen und am Ende mehr Zeit auf den weichen Reifen verbringen können."

Frage: "Hat er deswegen den Platz an Mark Webber verloren?"
Michael: "Wir wussten ja, dass es ohnehin schwierig werden würde, weil er für den ersten Stint nur so wenig Sprit mit dabei hatte. Uns war also schon vor dem Rennen klar, dass wir eine knifflige Aufgabe zu lösen hatten. Wir lagen mit unserer Spritmenge eben nicht auf dem richtigen Startplatz. Webber hatte viel mehr Benzin an Bord als Nico. Da bestand also schon von Anfang an ein erheblicher Unterschied. Er hätte direkt nach seinem ersten Boxenstopp etwa sechs Sekunden gutmachen müssen, um vorbeizukommen."