MF1-Toyota will 2006 regelmäßig in die Punkteränge

Colin Kolles, Teamchef des neuen MF1-Rennstalls, träumt insgeheim vom ersten Sieg, steckt die Ziele für 2006 aber realistischer ab

(Motorsport-Total.com) - Es ist noch nicht einmal ein Jahr her, dass der milliardenschwere Midland-Konzern des Großindustriellen Alexander Shnaider den früheren Jordan-Rennstall übernommen hat. 2006 geht die Truppe nach einer mäßigen Übergangssaison unter dem neuen Namen MF1 Racing an den Start - und Teamchef Colin Kolles erwartet eine deutliche Steigerung.

Titel-Bild zur News: MF1-Auto und -Logo

In diesen neuen Farben will MF1-Toyota nächstes Jahr an den Start gehen

"Die Herangehensweise ist komplett anders: mehr Tests, neuer Look. Alles ist neu", erklärte der Deutsche. "Es wird ein neues Team mit den richtigen Leuten sein. Wir haben schon 90 oder 95 Prozent der richtigen Leute und hoffen, dass wir uns verbessern werden. Das Ziel ist, besser als dieses Jahr abzuschneiden. Wir arbeiten am neuen Auto, an neuen Projekten, neuen Teilen, dem Workshop, der Struktur und so weiter. Dieses Jahr haben wir viel vorangebracht, und ich denke, dass wir von der Struktur her nicht mehr schlecht aufgestellt sind."#w1#

Midland pumpt weniger Geld in die Formel 1 als Red Bull

Experten freilich kritisieren, dass das Budget des Teams 2006 mit hoher Wahrscheinlichkeit das kleinste der Formel 1 sein wird, schließlich hat Red Bull schon jetzt damit begonnen, mehr Geld in die Scuderia Toro Rosso zu pumpen, während Midland noch nicht allzu viele Euroscheine in die Hand nimmt. Außerdem wurde mit James Key ein eher unbekannter Mann zum Technischen Direktor ernannt, der sich erst noch beweisen muss.

"Wir hoffen, nächstes Jahr regelmäßig zu punkten", meinte Kolles ungeachtet dessen. "Das ultimative Ziel ist ein Sieg, aber wir müssen realistisch bleiben. Ich werde nicht sagen, dass wir in fünf Jahren Rennen gewinnen, denn das hängt von vielen Faktoren ab. Außerdem ist Midland ein privat finanziertes Unternehmen keine Konsummarke wie Red Bull, also ist die Strategie, das Business zum Laufen zu bringen. Unsere Vorgehensweise unterscheidet sich von der anderer Teams: Wir müssen Gewinne erzielen, weil wir keinen Hersteller haben, der Geld investiert."

Der 37-Jährige hat damit erstmals offen zugegeben, was für Insider ohnehin schon lange kein Geheimnis mehr ist: dass Teameigentümer Shnaider die Formel 1 nicht in erster Linie als Sport, sondern als Geldvermehrungsapparat betrachtet. In anderen Worten bedeutet dies, dass Kolles seine Mannschaft möglichst kostengünstig betreiben muss, was in einer Ära, in der die Automobilhersteller das Geld regelrecht aus den Fenstern schaufeln, fast schon einem Himmelfahrtskommando gleichkommt.

Kolles träumt vorerst nur insgeheim vom ersten Sieg

Der MF1-Teamchef bleibt daher auf dem Boden: "Derzeit ist es - außer bei extrem ungewöhnlichen Bedingungen - nicht möglich, einen Grand Prix zu gewinnen, denn normalerweise sind wir nicht dazu in der Lage, mit den Herstellern zu konkurrieren. Es ist aber eine Frage dessen, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein", sagte er.

"Alles ist größer, wichtiger, die Presse interessiert sich mehr für uns." Colin Kolles

Außerdem betonte Kolles, dass es richtig war, kein neues Team aufzubauen, sondern Jordan aufzukaufen: "Viele sagen, dass es besser gewesen wäre, mit einem weißen Blatt Papier zu beginnen, aber ich finde, dass das Team jetzt in einer besseren Verfassung ist als vor einem Jahr", gab er zu Protokoll. Und: "Ich fühle mich jedenfalls sehr wohl. Alles ist größer, wichtiger, die Presse interessiert sich mehr für uns - man merkt es eben in allen Bereichen ein bisschen."

Die Entwicklung des neuen Autos, welches übrigens nicht mehr gelb lackiert wird, schreitet indes ebenfalls recht gut voran: "Wir werden im Dezember die Testfahrten aufnehmen, nicht erst im Februar. Damit haben wir gegenüber diesem Jahr schon einmal drei Monate Vorsprung, was in der Formel 1 eine Menge Zeit ist", berichtete Kolles vom ersten reinrassigen MF1-Toyota, mit dem Christijan Albers und Tiago Monteiro 2006 die Formel-1-Saison in Angriff nehmen werden.