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  • 17.10.2016 21:43

  • von Daniel Halder

Mercedes vor Austin: Lewis Hamilton kündigt harten Kampf an

Der Formel-1-Weltmeister fährt beim USA-Grand-Prix fast schon um seine letzte Chance im Titelrennen - Nico Rosberg mit neuem Mercedes-Antrieb

(Motorsport-Total.com) - Kann Lewis Hamilton den Bock noch mal umstoßen und das Pendel in der Formel-1-Weltmeisterschaft 2016 doch noch in seine Richtung schwingen lassen? Beim Großen Preis der USA am kommenden Wochenende in Austin/Texas kämpft der amtierende Champion fast schon um seine letzte Chance. Bei 33 Punkten Rückstand auf Nico Rosberg und nur noch vier verbleibenden Rennen ist klar: Hamilton braucht dringend Siege und muss auf Ausrutscher oder Ausfälle seines Stallgefährten hoffen. Selbst wenn der Brite die restlichen Grands Prix allesamt gewinnt, würden Rosberg vier zweite Plätze für seinen ersten Titelgewinn reichen.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

33 Punkte Rückstand muss Lewis Hamilton in den letzten vier Saisonrennen aufholen Zoom

Nachdem sich das Mercedes-Team die Konstrukteurs-WM bereits beim letzten Rennen in Suzuka sicherte, richten sich ab sofort alle Blicke auf die Entscheidung im packenden Zweikampf der Silberpfeil-Piloten. Seit dem Ende der Sommerpause läuft es hier für den deutschen WM-Leader wie am Schnürchen: Rosberg gewann vier von fünf Grands Prix und holte 52 Zähler mehr als Hamilton. Der dreifache Weltmeister muss dringend einen Weg finden, den Lauf des Wiesbadeners zu stoppen. Ans Aufgeben denkt er freilich noch lange nicht.

"Für mich geht es ab sofort darum, an jedem Rennwochenende so hart wie möglich zu kämpfen, alles für den Sieg zu geben und dann abzuwarten, was dabei herauskommt. Ich werde nicht zurückstecken", kündigt Hamilton betont kämpferisch an. Entgegenkommen könnte ihm dabei der "Circuit of The Americas" in Austin, der sich bislang als gutes Pflaster für den amtierenden Champion erwies. "Ich habe einige großartige Erinnerungen an Austin. Dort habe ich drei von vier Rennen gewonnen und im letzten Jahr auch meinen Titelgewinn gefeiert. Das war zweifelsohne eines der Highlights meiner Karriere", huldigt er den Austragungsort des kommenden Rennens.

Austin 2015: Hamilton drängt Rosberg ab

Unvergessen ist der dramatische Verlauf des USA-Grands-Prix im vergangenen Jahr. Schon in der ersten Kurve gerieten die Mercedes-Stallgefährten aneinander. Hamilton schickte Rosberg mit einem beinharten Manöver von der Strecke, kämpfte im weiteren Rennverlauf aber mit seinen Pirelli-Reifen. Der Deutsche schnappte sich seinen Widersacher - lange sah es so aus, als könne er die vorzeitige WM-Entscheidung 2015 doch noch verhindern, dann unterlief ihm aber ein folgenschwerer Patzer. Hamilton gewann Rennen und Weltmeisterschaft und sorgte mit der "Cap-gate"-Affäre für noch mehr Zündstoff im angespannten Verhältnis der Teamkollegen.

Mit den Erinnerungen an den letztjährigen Triumph will der Engländer ab Freitag ein perfektes Wochenende hinlegen, das er dringender denn je braucht. "Los geht's in den USA, die für mich inzwischen wie eine zweite Heimat sind. Es ist fast so, als ob die amerikanischen Fans mich als einen der ihren adoptiert hätten. Aus diesem Grund werde ich an diesem Wochenende versuchen, aus ihrer positiven Energie Kraft zu schöpfen", macht sich Hamilton Mut. WM-Spitzenreiter Rosberg darf sich auf einen heißen Tanz gefasst machen, hat aber seinerseits mit Austin noch eine Rechnung offen, die er begleichen will.


Fotostrecke: GP USA, Highlights 2015

Rosberg hofft auf trockenes Wetter

"Im vergangenen Jahr verlief das Rennen nicht nach meinem Geschmack. Deshalb freue ich mich darauf, dorthin zurückzukommen und alles dafür zu geben, damit es in diesem Jahr besser läuft", denkt auch der 31-Jährige noch einmal zurück. Im Gegensatz zum Texas-Wochenende 2015, an dem von Freitag bis zum Rennen am Sonntag sintflutartige Regenfälle über der Strecke niederprasselten, hofft Rosberg diesmal auf trockene Bedingungen. Bereits in Suzuka kündigte der Deutsche an, dass er trotz des komfortablen Vorsprungs in der WM-Wertung nicht defensiv fahren will und weiter auf Siege geht.

Für das Wochenende in Austin hat er für dieses Vorhaben einen Satz mehr Soft-Reifen als Hamilton geordert: Der Brite versucht es mit dreimal Medium, viermal Soft und sechsmal Supersoft, dem Deutschen stehen zweimal Medium, fünfmal Soft und sechs Supersoft-Pirelli-Sätze zur Verfügung. Planmäßig baut das Mercedes-Team beim WM-Leader den letzten neuen Motor für die 2016er-Saison ein - mit dieser Antriebseinheit will Rosberg zum langersehnten Titelgewinn fahren. Sofern ihm die Zuverlässigkeit keinen Strich durch die Rechnung macht.

Das Thema Haltbarkeit beschäftigt nicht erst seit Hamiltons Motorschaden in Malaysia wegen einer kaputten Pleuellagerschale auch Mercedes-Teamchef Toto Wolff. Der Österreicher mahnt seine Truppe, konzentriert weiterzuarbeiten und das Risiko technischer Defekte so gering wie möglich zu halten. "Wir mögen bereits den WM-Erfolg als Team gefeiert haben, aber wir stehen gegenüber den Fahrern in der Verantwortung. Wir müssen sicherstellen, dass ihr Zweikampf Mann gegen Mann und hoffentlich auch Rad an Rad auf der Rennstrecke ausgetragen wird", hofft Wolff inständig, dass kein weiterer technischer Defekt endgültig über den Ausgang der WM entscheidet.

Kaum Daten aus dem vergangenen Jahr

Ein weiterer Unsicherheitsfaktor sind die vergleichsweise spärlichen Daten, die den Teams wegen des letztjährigen Regens zur Vorbereitung und Abstimmung an diesem Wochenende zur Verfügung stehen. "Diese Wetterbedingungen hatten auch einen gewissen Einfluss darauf, dass wir relativ wenige aktuelle Daten besitzen, anhand derer wir die Performance des Autos und der Reifen auf dieser Strecke einschätzen können. Die Teams müssen deshalb ihre Daten von 2014 als Basis verwenden", schwant Paddy Lowe.

Der Technische Direktor des Mercedes-Rennstalls glaubt dennoch an ein aufregendes Rennen in der entscheidenden Phase der WM. "Austin ist eine großartige Strecke mit interessanten Höhenunterschieden und kniffligen Kurvenpassagen. Es ist rundum ein guter Prüfstand für die Power und die Kurvenfahrt - und es gibt dort auch einige sehr gute Überholmöglichkeiten." Für Spannung und Action dürfte am Sonntagabend also reichlich gesorgt sein. Der Grand Prix der USA startet um 21 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit.