Mercedes-Update: Das Beste kommt zum Schluss

Die Möglichkeiten des neuen Coanda-Auspuffsystems wird Mercedes wohl erst später entfalten können - Freie Reifenwahl als Joker für das Rennen?

(Motorsport-Total.com) - Das Mercedes-Team kam mit großen Erwartungen nach Singapur, vor allem wegen des in Magny-Cours getesteten neuen Auspuffsystems, das sich den Coanda-Effekt zunutze macht. Doch mehr als die Startpositionen neun (Michael Schumacher) und zehn (Nico Rosberg) war nicht drin - auch wenn der Beweis dafür nicht angetreten wurde, weil die beiden in Q3 gar nicht mehr auf die Strecke gingen.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher erkennt positive Anzeichen des neuen Auspuffsystems Zoom

"Ich glaube nicht, dass wir uns groß verbessern hätten können - plus/minus eine Position vielleicht", meint Schumacher, der in Q1 knapp hinter, in Q2 knapp vor Rosberg landete und morgen dank der niedrigeren Startnummer vor seinem Teamkollegen starten darf. Der Verzicht auf eine Q3-Rundenzeit hatte strategische Gründe, denn Mercedes hat nun freie Reifenwahl, während die Top 8 gezwungen sind, mit jenem Supersoft-Satz loszufahren, mit dem sie heute ihre schnellste Zeit erzielt haben.

Mercedes hat noch alle Freiheiten

"Kann sein, dass es uns morgen hilft, aber wie sehr im Vergleich zu den anderen? Schwer zu sagen", meint Rosberg, hält aber gleichzeitig fest: "Der Reifenverschleiß ist hier sehr hoch, auf jeden Fall. Es ist schon ein großer Vorteil, mit neuen Reifen ins Rennen gehen zu können." Theoretisch könnte man morgen für den ersten Stint sogar die härteren Pneus aufziehen und sich die kurzlebigen Supersofts für die Schlussphase sparen, in der schon mehr Gummiabrieb auf der Strecke liegt.

Doch mit einer Aufholjagd a la Sergio Perez in Monza rechnen nicht einmal die Mercedes-Leute selbst: "Es ist schwierig für uns, auch auf den Longruns. Daher erwarte ich morgen kein einfaches Rennen", gibt Rosberg zu. "Wenn ich mir so ansehe, wer um uns herum steht, sind das einige Jungs, die im Rennen schneller sein sollten als im Qualifying. Es wird also herausfordernd, aber wir werden unser Bestes geben."


Fotos: Mercedes, Großer Preis von Singapur, Samstag


Immerhin ist der Ausblick positiv, denn auch wenn der Coanda-Auspuff den F1 W03 nicht sofort zur Wunderwaffe gemacht hat, verspricht das neue Design mittelfristig eine Verbesserung. "Wir sollten beim nächsten Rennen besser sein, und beim Rennen danach noch besser", kündigt Teamchef Ross Brawn an. "Beide Fahrer sammeln Erfahrung, wie sie das System am besten nutzen können." Schumacher nickt: "Wir lernen gerade, wie wir das Auto mit all den charakteristischen Neuerungen bedienen müssen."

Schwierige Aufgabe für die Ingenieure

Aber: "Es ist weit schwieriger für die Ingenieure als für uns", schränkt Rosberg ein. "Natürlich müssen wir uns auch rantasten, aber das ist nicht so immens. Für die Ingenieure ist es aber extrem komplex - und das dauert einfach. Da liegt noch eine Menge Potenzial drin, denn wir stehen erst ganz am Anfang. Deswegen hoffe ich, dass wir uns gegen Ende der Saison stetig steigern werden. Und es ist auch wichtig im Hinblick auf nächstes Jahr."

Ross Brawn

Gesenktes Haupt bei Ross Brawn: Noch bewirken die Updates keine Wunder Zoom

"Man kann schon einiges Gutes erkennen", stimmt Schumacher zu, ortet aber gleichzeitig "im aerodynamischen Bereich Aufholmöglichkeiten". Und auch Brawns erste Zwischenbilanz fällt positiv aus: "Wir sind zufrieden." Allerdings ist ihm klar, dass nicht nur Mercedes in diese Richtung entwickelt: "Wir haben beobachtet, dass auch andere Teams auf Coanda umgestellt haben." Vorreiter auf dem Gebiet waren McLaren, Ferrari und Sauber.

Jetzt gilt es, das System zu verstehen, um es maximal nutzen zu können: "Wir waren gestern nicht gut in Form, aber die Jungs haben einen guten Job gemacht und das Setup über Nacht geändert. So konnten wir beginnen, die Stärken des Upgrades auszuspielen", sagt Brawn. Ideal wäre, wenn man die Motorenmappings frei wählen dürfte, aber: "Die Regeln in diesem Bereich sind inzwischen ziemlich restriktiv. Man kann für die jeweilige Auspuffgeometrie ein bisschen optimieren, aber mehr nicht."