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Mercedes: Strategie-Split für Bottas nachvollziehbar

Trotz Doppelführung setzte Mercedes in Montreal auf zwei verschiedene Strategien und ließ Valtteri Bottas die Soft-Reifen testen - Laut Hamilton "lohnenswertes Risiko"

(Motorsport-Total.com) - Mit einem Doppelsieg meldete sich Mercedes an diesem Wochenende nach der Flaute in Monaco eindrucksvoll zurück. Lewis Hamilton fuhr beim Großen Preis von Kanada an der Spitze ein überlegenes und einsames Rennen. Der Vorsprung auf seinen Teamkollegen Valtteri Bottas betrug im Ziel stolze 19,783 Sekunden. Beide waren auf einer Einstoppstrategie unterwegs, fuhren jedoch in ihren zweiten Stints unterschiedliche Reifenoptionen.

Während Bottas in Runde 23 als erster Mercedes an die Box kam und sich die Soft-Reifen abholte, wechselte Hamilton deutlich später, nämlich in Runde 32, auf die schnellere Supersoft-Variante. Möglich wurde dies dank eines starken ersten Stint des Briten auf den Ultrasofts. "Ich hatte keinerlei Probleme mit den Reifen. Meine Pace war noch immer sehr gut, also entschieden wir, länger draußen zu bleiben", erklärt der spätere Sieger.

Hamilton war mit Esteban Ocon (Force India) der letzte Pilot im Feld, der an die Box kam. "Ich war noch draußen, als alle schon gestoppt hatten. Und ich war noch immer schneller als jene, die schon drin waren", unterstreicht der 32-Jährige. Deshalb sei sein ursprünglich für Runde 21 geplanter Stopp nach hinten verschoben worden. Die Zeit habe das Team genutzt, um sich die Performance der Reifen bei anderen Fahrern anzusehen und davon abhängig für eine Option zu votieren.

Soft-Reifen als Experiment - Bottas hatte "nichts zu verlieren"

"Nachdem sie einen der Fahrer auf Supersofts gesehen hatten und er gut funktionierte, möglicherweise bei Vettel, meinten sie, dass das der bessere Reifen sei. Wir entschieden uns also dafür und ehrlich gesagt waren die Reifen heute großartig", schwärmt Hamilton. Warum setzte man Bottas dann auf eine andere Startegie? "Vielleicht war es ein lohnenswertes Risiko für das zweite Auto. Deshalb probierten sie es", mutmaßt der Brite.

Zwar räumt er ein, dass die weiche Reifen niemand vorher ausgiebig getestet habe und daher unklar blieb, "ob wir sie ins richtige Arbeitsfenster kriegen und ob sie schnell genug sein würden". Doch weil Bottas' Rückstand auf Hamilton mit sechs Sekunden bereits recht groß war und Ferrari mit dem Kampf an der Spitze nichts zu tun hatte, entschied sich Mercedes für einen Splittest und schickte den Finnen mit Soft-Reifen zurück auf die Strecke.


Fotos: Mercedes, Großer Preis von Kanada


"Ich verstehe das vollkommen. Wir haben vor dem Rennen darüber gesprochen und ich willigte ein, denn die Temperaturen waren heute heißer", kommentiert Bottas die abweichende Strategie. Er hatte den weichen Reifen am Freitag getestet und fühlte sich damit "nicht so schlecht" an. "Aber er war nicht wirklich da, wo wir es erwarteten. Ich nahm an, dass er besser funktionieren würde", gibt der Zweitplatzierte von Kanada zu.

Dennoch betont er: "Wenn ich die Wahl gehabt hätte, hätte ich mich auch für den Soft-Reifen entschieden. Einfach, um es zu probieren. Die Lücke zu Lewis war schon ziemlich groß und es gab nichts zu verlieren. Leider war es heute der langsamere Reifen." Um den Sieg konnte Bottas damit nicht kämpfen, dafür aber den zweiten Platz vor Daniel Ricciardo absichern. Der Red-Bull-Pilot war auf einer ähnlichen Strategie unterwegs, hatte aber 15,5 Sekunden Rückstand.