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Mercedes: Pannenserie geht weiter

Der Defektteufel hat Mercedes weiter im Würgegriff: Lewis Hamilton crashte am zweiten Testtag wegen Bremsedefekts in die Reifenstapel, ist aber vom Auto angetan

(Motorsport-Total.com) - Bei Mercedes läuft derzeit nicht viel zusammen. Während sich die Bolidengeneration 2013 an den ersten zwei Testtagen in Jerez auf Anhieb als zuverlässig erwies, wird der neue Mercedes F1 W04 immer wieder durch Pannen gestoppt. Nach Nico Rosberg, der gestern wegen eines durchgeschmorten Kabelbaums nach nur 14 Runden mit einer Stichflamme im Heck ausrollte, verabschiedete sich Lewis Hamilton heute ähnlich rasch, aber sogar noch spektakulärer vom Testgeschehen.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Solange er fuhr, war Lewis Hamilton im Mercedes schnell unterwegs Zoom

Der Mercedes-Neuling schoss um 10:45 Uhr in seiner erst 16. Runde am Ende der langen Geraden ins Kies und zerstörte beim Anprall in die Reifenstapel die linke Seite der Frontpartie des Boliden. Was zunächst wie ein Fehler Hamiltons aussah, war in Wirklichkeit ein nicht ungefährlicher technischer Defekt. Eine den Bremssattel hinten rechts versorgende Hydraulikleitung wurde an einer Engstelle aufgescheuert, sodass Hydraulikdruck verloren ging - die Bremswirkung an der Hinterachse war also vor der Haarnadelkurve deutlich reduziert, was schließlich zum Unfall führte.

Besonders bitter: Um 13:30 Uhr traf man nach der Untersuchung des Autos die Entscheidung, auch den zweiten Testtag vorzeitig abzubrechen. Zu diesem Schritt sah man sich gezwungen, weil die Bremsleitung neu verlegt werden muss, um das Problem zu lösen. Gravierende Änderungen an der Hinterradaufhängung im Vergleich zum Vorjahr hatten zu einer suboptimalen Installation der Bremsleitung geführt.

Hamilton lobt neues Auto

Trotz des Katzenjammers muss man aber sagen, dass Hamilton im neuen "Silberpfeil" - wie Rosberg am Vortag - bis zum vorzeitigen Aus gut unterwegs war: Seine Bestzeit von 1:19.519 Minuten brachte ihn immerhin auf den sechsten Platz - auf die Bestzeit von Romain Grosjean im Lotus fehlten ihm 1,3 Sekunden, aber Mark Webber im Red Bull war nicht einmal zwei Zehntelsekunden schneller als der neue Mercedes-Pilot.

Hamilton hatte nicht einmal zehn Runden, um seine persönliche Bestzeit zu fahren, denn heute Morgen konzentrierte man sich bei Mercedes auf langsame Aerodynamik-Versuchsfahrten, wo der Brite - mit unterschiedlichen Sensoren ausgerüstet - langsam seine Runden drehte.


Fotos: Mercedes, Testfahrten in Jerez


Der ehemalige McLaren-Pilot nahm den Zwischenfall bei seiner Premiere an den vier Testtagen gelassen. Das liegt daran, dass er sich im Auto grundsätzlich wohlfühlt. "Bei einem Run hatte ich frische Reifen aufgezogen, und mein Gefühl im Auto war großartig", schwärmt Hamilton gegenüber 'Sky Sports News' von seinem neuen Dienstwagen. "Ich konnte dem Team relativ viel Feedback geben, obwohl ich nur kurz unterwegs war."

Mercedes beim Zuverlässigkeits-Ranking abgeschlagen

In seinen 15 Runden erhielt Hamilton laut eigenen Angaben "bereits ein gutes Verständnis für die Basis des Autos. Uns steht zwar in gewissen Bereichen Arbeit bevor, aber es war gut, ein paar Runden zu fahren und so herauszufinden, um welche Bereiche es sich handelt. Ich habe den Jungs gesagt, dass wir einfach weiter pushen müssen, und ich weiß, dass wir das alle tun werden."

Lewis Hamilton

Trotz des Unfalls zeigte sich Hamilton gut gelaunt im Fahrerlager Zoom

Doch wie schildert Hamilton seinen Unfall? "Als ich auf die Bremse stieg, funktionierte sie nicht - ich fuhr einfach weiter geradeaus. Das war ziemlich heftig, aber ich hatte in der Vergangenheit schon schlimmere Unfälle. Ich bin froh, dass ich heil geblieben bin - und dass es jetzt passiert ist und nicht während der Saison."

Der Donnerstag bietet dem Weltmeister 2008 die Gelegenheit, seine Eindrücke vom Premierentag im neuen Mercedes zu verarbeiten, denn wie schon am Dienstag ist nun wieder Teamkollege Rosberg an der Reihe, ehe Hamilton den Abschluss bestreitet. Man wird sehen, ob es dem Team aus Brackley nun endlich gelingt, einen problemlosen Testtag über die Bühne zu bringen. Das wird jedenfalls notwendig sein, denn der F1 W04 liegt im Zuverlässigkeits-Ranking mit nur 128 Testkilometern nach zwei Tagen abgeschlagen an letzter Stelle. Spitzenreiter ist Force India mit 899 Kilometern.