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Mercedes lobt Entwicklung: Im Rennen Red Bull "ebenbürtig"

Mercedes sieht Red Bull zwar vor allem über eine Runde noch ein Stück voraus, in Bahrain konnte man die Bullen aber über die Taktik knacken

(Motorsport-Total.com) - Man konnte die Freude von Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff deutlich sehen, als Lewis Hamilton als Sieger des Bahrain-Grand-Prix über den Zielstrich fuhr. Mit dem Sieg beim Auftaktrennen hatte man beim Weltmeisterteam nämlich nicht unbedingt gerechnet. Zu stark schien Red Bull bei den Testfahrten zu sein, und zu groß war auch der Abstand im Qualifying.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton, Max Verstappen

Mercedes konnte sich um einen Hauch gegen Red Bull durchsetzen Zoom

Doch als es darauf ankam, war Mercedes wieder zur Stelle. "Wenn man überlegt, wo wir vor zweieinhalb Wochen waren. Da war wirklich fast Krise angesagt", sagt Wolff nach dem Rennen. "Da haben wir uns jetzt langsam rausgearbeitet. Auf eine Runde fehlt es nach wie vor. Im Rennen waren wir relativ ebenbürtig, denke ich."

Während des Grand Prix konnte Max Verstappen seinen Vorteil nicht ausspielen. Hamilton ließ ihn in der Anfangsphase nicht davonkommen und legte so den Grundstein für den späteren Erfolg. Der tut vor allem Red Bull weh, die weiterhin auf den ersten Auftaktsieg seit 2013 warten müssen. "Eine herbe Enttäuschung", sagt Helmut Marko klar.

Denn bei Red Bull hatte man durchaus den Sieg auf der Rechnung. Der RB16B war auch grundlegend das schnellere Auto als der Mercedes, doch eine Verkettung von Problemen, Fehlern und der richtigen Taktik der Konkurrenz haben das Pendel in Bahrain in Richtung Mercedes ausschlagen lassen.

Marko: Um Mercedes zu schlagen, muss man perfekt sein

Da wäre das Problem mit Sergio Perez noch vor dem Start, ein Problem mit dem Differenzial zu Beginn des Rennens, und dann konnte man im Finish auch nicht die volle Motorleistung abrufen, wie Marko verrät. "Ich glaube auch, dass uns die tieferen Temperaturen eher geschadet haben als Mercedes", so der Österreicher bei 'Servus TV'.

Sein Fazit: "Wir waren dran, aber um Mercedes zu schlagen, da muss man perfekt sein."

Sportlich, das muss man sagen, hat Mercedes den Bullen heute durchaus eine Tür offen gelassen. Dafür ging die Taktik des Teams perfekt auf. Schon nach 13 Runden bog Hamilton das erste Mal zum Reifenwechsel ab - "ein mutiger Call", wie Toto Wolff sagt.

Doch Mercedes wusste: "Wir hatten zwei neue harte Reifen. Das hatte Red Bull nicht. Deswegen habe ich gedacht: Das ist die einzige Chance, die wir haben", sagt Wolff.

Und da Hamilton zu diesem Zeitpunkt innerhalb von zwei Sekunden zu Verstappen lag, konnte er diesen mittels Undercut sogar überholen. Verstappen fuhr erst vier Runden nach Hamilton an der Box und hatte in dieser Zeit so viel Boden verloren, dass er sieben Sekunden hinter ihm wieder auf die Strecke kam.

"Dachten kurz, dass sie drei Stopps machen"

Mit seinen weicheren Reifen konnte sich Verstappen konstant wieder an den Führenden heranarbeiten, bevor dieser nach 28 Runden - also Rennhalbzeit - zum zweiten Mal an die Box kam. "Wir hatten den Undercut befürchtet, mit dem Red Bull das Rennen wahrscheinlich gewonnen hätte", erklärt Wolff die Entscheidung.

Auch diese Entscheidung war mutig, denn Hamilton musste so das halbe Rennen auf dem gleichen Reifensatz zu Ende fahren, der im zweiten Stint nach 15 Runden "fertig" war, wie Wolff sagt. Das hat auch Red Bull verwundert: "Wir dachten kurz, dass sie drei Stopps machen würden, weil sie so früh auf den letzten Stint gegangen sind", sagt Teamchef Christian Horner.

"Ja, wir hatten keine Pace mehr auf dem harten Reifen, weil wir wohl zu Beginn zu hart gepusht haben", sagt Wolff und richtet sich an Red Bull: "Ich weiß nicht, ob ihr Jungs zu dem Zeitpunkt über den Undercut nachgedacht habt, aber wir mussten uns absichern."

Während Verstappen mit seinen Mediums noch weitere elf Runden draußen blieb, musste Hamilton mit seinen harten Reifen versuchen, so viel Zeit wie möglich gutzumachen. Denn Mercedes wusste, dass Verstappen nach seinem Wechsel mit Riesenschritten näherkommen würde.

Späte Aufholjagd

17 Runden waren noch auf der Uhr, als Verstappen sich die Hards abholte und knapp neun Sekunden aufholen musste. "In zehn Runden hat er uns eingeholt", funkte Mercedes Hamilton ins Ohr. Und tatsächlich kam der Niederländer Runde um Runde näher und schöpfte immer zwischen einer halben und eine Sekunde pro Runde ab.

In Runde 53 kam es schließlich zum entscheidenden Überholmanöver - dachte man. Doch weil er in Kurve 4 neben der Strecke überholt hatte, musste Verstappen Hamilton wieder vorbeilassen und fand anschließend überraschend keinen Weg mehr am Mercedes vorbei. "Am Ende hatten wir diesmal Glück", weiß Wolff.

Doch dass man das Rennen am Kommandostand verloren habe, will man bei Red Bull nicht so sehen: "Definitiv nicht", betont Horner. "Mercedes hatte zu Beginn eine starke Pace. Wir konnten uns nicht absetzen und eine Lücke aufreißen. Ihr Reifenabbau sah gut aus, von daher konnte Max nie mehr als zwei Sekunden Vorsprung herausfahren", analysiert er die Gründe für die Niederlage.

Red Bull hatte sich vorher auf seine Strategie mit zwei Stopps festgelegt und hielt diese auch ein. "Am Ende hatten wir den besseren Reifen, aber leider konnte Lewis vorne bleiben. Es ist hart, so ein Rennen zu verlieren, aber wir müssen viel Positives aus dem Wochenende ziehen", so der Teamchef.

Mercedes warnt: "War nie Red Bulls starke Strecke"

Es hat sich gezeigt, dass Red Bull 2021 ein ernstzunehmender Gegner für Mercedes ist. Im gleichen Rennen 2020 hatten die Bullen noch vier Zehntelsekunden Rückstand in der Qualifikation, jetzt war man diesen Abstand voraus.

"Wir haben natürlich noch einiges aufzuholen, vor allem auf eine Runde", sagt Wolff, ist aber trotzdem zufrieden: "Wenn man allerdings sieht, wo wir herkommen, von diesem total missglückten Test vor zwei Wochen, da ist die Recovery gut."


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"Auf der anderen Seite muss man sagen: Das hier war nie Red Bulls starke Strecke", so der Österreicher. Red Bull hat in der Turboära noch kein Rennen in Bahrain gewinnen können - doch heute hätte es die Pace eigentlich hergegeben. "Ich sehe Red Bull weiterhin einen Schritt vor Mercedes", meint auch Ex-Pilot Timo Glock.

"Ich denke, wir werden uns weiter nichts schenken", kündigt Wolff an und bläst ins gleiche Horn: "Ich sehe diesen Kerl (zeigt auf Horner; Anm. d. Red.) noch ein kleines Stück vor uns. Und er wird wieder weniger grummelig sein, wenn er das nächste Mal gewinnt."