• 26.03.2011 09:14

  • von Stefan Ziegler

Mercedes: "Das ist ein bisschen erschreckend"

Die Verblüffung ist groß bei den Silberpfeilen: Nico Rosberg und Michael Schumacher erreichten in der Qualifikation nur die Positionen sieben und elf

(Motorsport-Total.com/Sky) - Das Mercedes-Team reiste mit einer großen Portion an Zuversicht zum Saisonauftakt nach Australien, doch spätestens in der Qualifikation kehrte Ernüchterung bei den Silberpfeilen ein: Das Tempo ist nicht gut genug, um es mit den Spitzenreitern aufzunehmen. Nico Rosberg klassierte sich bei 1,9 Sekunden Rückstand "nur" auf Position sieben, Michael Schumacher verpasste als Elfter gar die Top 10.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg

Nico Rosberg platzierte sich als bester Mercedes-Vertreter auf Position sieben

Der Rekordchampion verschenkte den Einzug in die dritte Teilsession möglicherweise in den beiden letzten Kurven des Albert Parks. Wie Schumacher seinem Team noch aus dem Auto mitteilte, hätten die Pirelli-Reifen zum Schluss deutlich an Grip verloren - und "Schumi" verpasste das Weiterkommen. Dies war aber offensichtlich nicht das einzige Problem, das Mercedes in der Qualifikation einbremste.

Seine fehlenden Zehntel seien "im Durcheinander verloren gegangen", sagt Schumacher in einer ersten Stellungnahme bei 'RTL' und erklärt: "Wir hatten in der zweiten Teilsession kein KERS für den ersten Versuch. Beim zweiten Anlauf stand uns das System wieder zur Verfügung, allerdings passte die Abstimmung nicht zu einhundert Prozent. Andere Kleinigkeiten liefen ebenfalls nicht optimal."

"Faktum ist: Es hätte sicherlich für die Top 10 gereicht", meint der Deutsche. "Unser Anspruch war aber sicher ein etwas anderer. Wir wollten wesentlich weiter vorne sein. Das Tempo von Ferrari ist ungefähr, wo wir uns erwartet hatten - vielleicht auch etwas davor. Wir sind aber eine halbe Sekunde langsamer", hält Schumacher fest. Der siebenmalige Weltmeister hat allerdings keine Erklärung dafür.¿pbvin|512|3557|mercedes|0|1pb¿

Wo ging die Form nach Barcelona verloren?

"Wir hatten im Verlauf des Wochenendes unterschiedliche Probleme, die wir zum Teil lösen konnten, zum Teil aber auch nicht. Jetzt müssen wir ein bisschen Ursachenforschung betreiben. Die Zeiten in Barcelona waren echt. Wir konnten kalkulieren und wussten, wo die anderen stehen. Insofern muss man ganz klar sagen: Wir sind jetzt nicht auf dem Stand, auf dem wir im Normalfall sein sollten."

"Ich gehe davon aus, dass Mercedes Lösungen dafür finden wird." Michael Schumacher

Laut dem 42-Jährigen habe man Probleme bekommen, die man nach den Probefahrten so nicht erwartet hatte. "In meiner letzten Runde funktionierte das KER-System wieder, doch davor gab es eine Phase, in der es eben nicht nutzbar war. Seltsamerweise hatten wir hier etwas mehr Probleme damit als beim Test. Ich gehe allerdings davon aus, dass Mercedes Lösungen dafür finden wird."


Fotos: Mercedes, Großer Preis von Australien


"Wir sind von der Geschwindigkeit her aber nicht schnell genug, um uns sehr viel weiter vorne zu positionieren. Bei mir ist da vielleicht etwas mehr Freiraum als bei Nico", sagt Schumacher und merkt an: "Nicos Zeit ist das, was im Moment möglich ist. Das reicht aber nicht, um wirklich über vordere Plätze nachzudenken." Als Siebter wies Rosberg bei 1:25.421 Minuten einen großen Rückstand auf.

Es gibt noch einige Baustellen bei Silber

Entsprechend enttäuscht zeigt sich der 25-Jährige: "Ich war noch am Freitag total optimistisch. Seltsam. Als ich abends ins Hotel ging, hatte ich noch ein großes Lächeln im Gesicht. Ich dachte: 'Da geht was.' Da ging aber nichts. Das Wochenende war ein großes Durcheinander, denn am Auto haben viele Sachen nicht funktioniert. Dabei kommt man nicht wirklich in einen Rhythmus."

"In der Qualifikation funktionierte das meiste, aber viel mehr war halt nicht drin." Nico Rosberg

"Es ist aber sehr wichtig, einen gewissen Rhythmus zu finden, weil die Neuerungen um KERS beispielsweise einen großen Einfluss auf das Bremsverhalten haben. Wenn es einmal funktioniert, dann wieder nicht, ist es halt schwierig. In der Qualifikation funktionierte das meiste, aber viel mehr war halt nicht drin. Das ist ein bisschen erschreckend, aber die wahre Geschichte ist es wohl nicht."


Fotos: Red Bull, Großer Preis von Australien


"Ich denke nicht, dass wir wirklich so weit weg sind", meint Rosberg. "Trotzdem haben wir nun sehr viel Arbeit vor uns. KERS funktionierte prima in der Qualifikation. Das größte Problem kann ich nicht ohne Weiteres benennen. Das ist aber schon die nächste Schwierigkeit: Es ist nicht klar, weshalb wir so langsam sind", erläutert der Mercedes-Fahrer. "Die Reifen waren durchaus etwas unkonstant."

Mercedes zieht den Hut vor Red Bull

"Sicherlich hat das was mit dem Anwärmen der Pneus zu tun. Ich glaube aber nicht, dass das der größte Faktor ist", hält Rosberg fest und fügt hinzu: "Im Rennen ist natürlich noch vieles machbar. Wichtig ist, ein paar Positionen gutzumachen. Vielleicht kann ich Petrow am Start überholen, doch danach wird es schon etwas schwieriger." Die Leistung von Red Bull sei jedenfalls beeindruckend.

"Das ist sicher ein Weckruf an alle." Michael Schumacher

"Gigantisch", kommentiert Rosberg das Abschneiden seines Landsmanns Sebastian Vettel, der den Red Bull RB7 in 1:23.529 Minuten überzeugend auf die Pole-Position stellte. "Das war eine sehr gute Leistung, richtig stark. Das passt einfach. Er ist eins mit dem Auto und dann läuft es auch", sagt Rosberg. Teamkollege Schumacher stimmt zu und merkt an: "Das ist sicher ein Weckruf an alle."

"Sebastian muss man sicherlich hervorheben. Immerhin brummte er seinem Teamkollegen acht Zehntel auf. In der Formel 1 ist das eine Menge Holz. Faktum ist aber auch: Das Auto hat hier eingeschlagen wie eine Bombe. Es funktioniert extrem gut", meint "Schumi". "Dem muss man Respekt zollen und diese Leistung anerkennen. Für uns heißt das: Verstehen weshalb und wie wir das hinkriegen."