Melbourne: "Neues" Toro-Rosso-Team noch nicht in Topform

Bei Toro Rosso weiß man: Die neue Teamstruktur und der komplett neue Bolide werden in Melbourne noch nicht am Zenit sein - Die Stallrivalität sorgt für Spannung

(Motorsport-Total.com) - Für Toro Rosso beginnt in Melbourne an diesem Wochenende eine neue Zeitrechnung. Erstmals geht man mit einem Boliden aus der Feder von James Key, der vergangenen Sommer Giorgio Ascanelli ersetzte, in die Saison. Auch darunter hat sich das kleine Red-Bull-Team aus Faenza im Winter neu aufgestellt - Ex-Caterham-Mann Steve Nielsen ist neuer Teammanager, die Piloten Jean-Eric Vergne und Daniel Ricciardo müssen sich an neue Renningenieure gewöhnen.

Titel-Bild zur News: Daniel Ricciardo

Daniel Ricciardo will bei seinem Heimrennen gut in die Saison starten Zoom

Daher geht man davon aus, dass das Team in Australien noch nicht das volle Potenzial ausschöpfen wird können. Die Vorfreude ist dennoch groß, zumal die Wintertests bei besonders niedrigen Temperaturen über die Bühne gegangen waren. "Es wird jetzt 20 bis 25 Grad haben", frohlockt Vergne. "Es wird also viel wärmer sein als in Barcelona und Jerez. Da hatten wir ein paar Probleme mit den Reifen - die Streckentemperatur war wirklich niedrig. Das sollte uns jetzt dabei helfen, die Reifen auf Temperatur zu bringen."

Ricciardo freut sich auf familiäre Unterstützung

Bei seinem Teamkollegen ist die Freude sogar noch größer - kein Wunder, ist der Saisonauftakt doch gleichzeitig Ricciardos Heimrennen. Er rechnet mit großer Unterstützung auf den Tribünen: "Einige Förderer aus Go-Kart-Zeiten werden dabei sein, Familie, Freunde, ein paar Cousins. Es werden mindestens 20 oder 30 Leute hier sein, die ich gut kenne. Ich bin sicher, dass auch ein paar andere Leute da sein werden, die ich zwar nicht persönlich kenne, die aber auch aus Perth hier hergekommen sind."

Ricciardo weilt schon länger "Down Under" schließlich nutzte er die Zeit, um sich mit seinem Trainer in der Gluthitze auf den Saisonstart vorzubereiten und Zeit mit Freunden zu verbringen. "Es war schön, die Hitze zu spüren, als ich die Tür geöffnet habe", fühlt er sich in seiner Heimat wohl. Am Wochenende wird es zwar keine 35 Grad mehr haben, sondern rund 20 Grad, da aber gleich nach Australien das Rennen in Malaysia folgt, wären er und sein Team auch auf eine Hitzeschlacht vorbereitet.

Melbourne für beide Fahrer ein Lieblingsrennen

"Ob Melbourne oder Malaysia ... wir machen uns keine Sorgen", bestätigt Ricciardo. "Drückt also die Daumen, dass wir es locker bis ins Ziel schaffen. Ich bin durch das Training jedenfalls ziemlich gut vorbereitet und fühle mich stark." Für den "Aussie" ist es nicht nur ein Highlight, in seiner Heimat zu fahren, auch der Kurs im Albert Park ist ihm bereits ans Herz gewachsen. "Es ist schwer, etwas Schlechtes zu sagen, denn es ist mein Heimrennen", meint er. "Aber mir gefällt die Strecke selbst sehr."

Woran das liegt? "Abgesehen von den Fans und dem eigenen Publikum mag ich Stadtkurse. Es gibt einige sehr schnelle Links-Rechts-Kombinationen, es ist etwas wellig, hat also auf jeden Fall noch den Charakter, dass man auf echten Straßen fährt. Das mag ich. Und der Grip wird im Laufe des Wochenendes immer besser - die Strecke verändert sich ständig, man muss also auf Zack sein."

Teamkollege Vergne bezeichnet den Grand Prix von Australien als "eines meiner Lieblingsrennen". Für ihn hat das auch mit dem Zeitpunkt im Kalender zu tun: "Ich mag die Strecke, und alle sind sehr gespannt, niemand weiß, wo er im Vergleich zu den anderen steht. Es wird ein sehr aufregendes Wochenende, und ich freue mich darauf."

Toro Rosso will gegen Sauber & Co. kämpfen

Doch wo steht der neue Toro Rosso STR8 derzeit? "Es sieht gut aus, besser als letztes Jahr", glaubt der Franzose. "Uns stehen nun mehr Werkzeuge zur Verfügung", spielt er darauf an, dass Technikchef Key viel Wert darauf gelegt, ein Auto mit mehr Abstimmungsmöglichkeiten zu konstruieren.

Davon verspricht sich Vergne einiges: "Im Vorjahr waren wir ungefähr fünf Zehntel hinter den Teams, die wir schlagen wollten - Sauber, Force India und Williams. Wenn wir beim Saisonstart in Melbourne mit ihnen mithalten können, dann wäre das ein Riesenschritt, denn alle machen ständig Fortschritte. Das würde also bedeuten, dass wir uns mehr gesteigert haben als sie. Das wäre ein erster Schritt - danach ist es sehr wichtig, Updates zu bringen, damit wir uns in die richtige Richtung nach vorne bewegen."

Neuer Bolide benötigt noch Zeit

Ricciardo ist währenddessen bewusst, dass man beim Auto noch Nachholbedarf hat, was daran liegt, dass es bei den Tests unüblich kalt war. Gerade wenn man auf ein neues Konzept wechselt, ist es ungünstig, bei wenig repräsentativen Bedingungen zu testen. "Ich glaube, das neue Auto wird uns gute Dienste erweisen", ist er zuversichtlich. "Speziell bei den Longruns gibt es aber viele Dinge, die wir noch verstehen müssen. Da haben uns die Streckenbedingungen im Februar nicht wirklich geholfen, denn wir befinden uns in einem Lernprozess."

Er sieht aber bereits Land: "Ich bin sicher, dass es nicht allzu lange dauern wird, ehe wir das Auto nutzen können. Wir glauben daran, dass wir es dieses Jahr mit den Mittelfeld-Teams aufnehmen können. Im Vorjahr lagen wir etwas zurück, aber wir haben ziemlich große Änderungen vorgenommen, um wieder nach vorne zu kommen. Diese Änderungen verlangen uns vielleicht noch etwas Zeit ab, aber wenn wir sie im Griff haben, dann werden wir stark sein."

Ricciardo rechnet mit "verschärftem" Stallduell

Für Spannung wird auch das Duell zwischen Ricciardo und Vergne sorgen, denn als Hauptpreis winkt dieses Jahr möglicherweise das Red-Bull-Cockpit von Mark Webber 2014. Ricciardo spricht aus, was ohnehin klar ist: "Es wird definitiv einen Kampf geben, so wie im Vorjahr - aber dieses Jahr wird es sich verschärfen. Das spüre ich ganz klar."

Die beiden Piloten waren ursprünglich befreundet, doch der persönliche Kontakt leidet derzeit under der Rivalität: Ricciardo ist sicher, dass sich Vergne "im Qualifying verbessern will, und ich will am Ende mehr WM-Punkte als er haben. Da hat jeder seine Ziele. Wir haben jetzt beide viel mehr Erfahrung, wir können jetzt besser artikulieren und beschreiben, was wir vom Auto wollen. Wir sind da viel präziser. Auch das Team versteht uns besser. Wir werden reifer, entwickeln uns und verlangen unserem Auto und uns selbst immer mehr ab. So werden wir hoffentlich bessere Ergebnisse einfahren, und dann werden wir sehen, wer sich am Ende durchsetzt. Ich arbeitete sehr hart daran, dass ich das sein werde."

Vergne hofft auf Zusammenarbeit

Vergne sieht in Hinblick auf die teaminterne Rivalität währenddessen keinen Unterschied zum Vorjahr: "Nichts hat sich geändert. Ich bin aus einem gewissen Grund hier - und das gilt auch für alle anderen Fahrer. Das ist ohnehin klar. Am wichtigsten ist, dass wir zusammenarbeiten, um ein wirklich gutes Auto zu haben und so weit vorne wie möglich fahren zu können. Dann sehen wir weiter."

Wie er mit der Rivalität umgeht? "Es gibt kein Problem", sagt er schmallippig. Er glaubt, dass sein zweites Formel-1-Jahr einfacher wird als die Debütsaison. "Der Druck ist der gleiche, aber ich kann mehr erreichen. Ich habe mehr Erfahrung, bin ein besserer Fahrer. Es wird so ähnlich sein wie im Vorjahr. Man kann das Auto und das Team nutzen, um das Maximum zu erreichen. Das werde ich dieses Jahr tun."

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