• 16.04.2002 11:00

  • von Marcus Kollmann

McNish: Werde jetzt öfter angesprochen

Der Toyota-Pilot im ausführlichen Gespräch über den Verlauf seines Rennwochenendes in Imola und seine zunehmende Bekanntheit

(Motorsport-Total.com) - Für Toyota-Pilot Allan McNish war der Große Preis von San Marino äußerst kurz gewesen. Während die anderen 20 am Start stehenden Piloten alle mehr oder weniger gut wegkamen, bewegte sich McNish in seinem TF102 einen Meter weit und schied vermutlich wegen Defekts der Antriebswelle ohne auch nur eine einzige Rennrunde gedreht zu haben aus.

Titel-Bild zur News: Allan McNish (Toyota)

McNish ist vom spürbaren Interesse an der Formel 1 etwas überrascht

Für den Schotten war es der dritte Ausfall im vierten Rennen - der erste auf Grund technischen Defekts. Obwohl er eigentlich allen Grund gehabt hätte entsprechend sauer zu sein, nahm der Formel-1-Rookie sein frühes Aus jedoch relativ gelassen und konnte im Nachhinein dem Rennwochenende sogar einige positive Dinge abgewinnen.

"Ich muss sagen, dass ich Imola wirklich mag, auch wenn das Rennen für mich nicht wirklich erfolgreich verlief. Ich habe ja im letzten Jahr auf dieser Strecke ganz allein getestet und weiß jetzt, dass es an einem Rennwochenende, wo alle Autos fahren, ganz anders ist", sprach der Schotte darauf an, dass die Strecken bei Toyotas Testfahrten im Vorjahr meist "grün" waren und wenig Grip boten und natürlich auch das Interesse der Öffentlichkeit und Medien mittlerweile ganz anders ist.

Strecke in Interlagos und Imola weisen durchaus Gemeinsamkeiten auf

Das 4,933 Kilometer lange Autodromo Enzo e Dino Ferrari hat für McNish erstaunlich viele Gemeinsamkeiten mit Interlagos, wo man vor zwei Wochen fuhr: "Die Höhenunterschiede sind viel größer als man das im Fernsehen mitbekommt und es gibt einige schwierige Kurven mit Unebenheiten und ungünstigen Neigungswinkeln. Um eine schnelle Runde zu fahren, muss man sich wirklich auf die Kurven konzentrieren und man benötigt einfach eine gute Sicht, denn eigentlich ist Imola eine 'blinde Strecke'. Das Überholen ist genau deshalb und wegen der kurzen Bremszonen sehr schwierig."

"Auf der anderen Seite muss man die Randsteine voll in die Ideallinie einbeziehen und so fahren als gäbe es sie gar nicht. Das gilt insbesondere für die letzte Kurve. Der Grund ist ganz einfach: Dadurch wird die Runde kürzer. Unser Problem war jedoch, dass wir die Randsteine nicht so überfahren konnten wie wir das gerne getan hätten", erklärt McNish ein Problem mit dem er und sein Teamkollege konfrontiert worden waren.

Im Gegensatz zum Rennen, war wenigstens in der Qualifikation für den 1 Meter 65 großen Rennfahrer die Welt in Ordnung gewesen. Mit einer nur um 3 Tausendstelsekunden langsameren Zeit als Mika Salo, hatte sich McNish für den 17. Startplatz qualifiziert. Doch wenngleich der in Warfield, England lebende Rennfahrer über den minimalen Abstand auf seinen Teamkollegen zufrieden war, so hatte er auch Anlass die Leistung seines Teams kritisch zu sehen.

Qualifikationsergebnis Startplatz 17 enttäuschte den Toyota-Piloten ein wenig

"Nach der Qualifikation kamen viele Leute zu mir und fragten mich, ob ich denn glücklich darüber sei nur 0,003 Sekunden hinter Mika zu stehen. Das war ich schon. Aus dem Grund, dass wir bei den Testfahrten in Valencia in punkto Fahrzeugabstimmung ein wenig mehr in die Richtung gegangen sind die ich bevorzuge. Aber andererseits war es natürlich auch enttäuschend, auf einer Strecke, wo wir dachten im Trockenen gut zu sein, nur Startplatz 17 erreicht zu haben. Hätte uns das jemand vor Saisonbeginn prophezeit, so wären wir wohl zufrieden gewesen, nehme ich an, doch wir hatten uns vor dem Rennwochenende die Startplätze 12 bis 14 ausgerechnet", gestand der 32-Jährige im Anschluss an das Wochenende in Imola ein, dass die Ansprüche der Fahrer schon gestiegen sind.

Was seinen verkorksten Start in das eigentlich 62 Runde langen Rennen betrifft, so kennen McNish und Toyota den Grund für das Stehen bleiben des Boliden mit der Nummer 25 noch nicht: "Was meinen Start angeht, so hätte ich eigentlich darauf mein Geld verwettet, dass Australien mein kürzestes Rennen in diesem Jahr gewesen ist, doch ich wurde eines Besseren belehrt. Als die Lichter ausgingen bin ich einen Meter weit gefahren und hatte dann keinen Vortrieb mehr. Das Team weiß bislang noch nicht, woran es gelegen hat. Jedenfalls habe ich in den Spiegel geschaut und erleichtert mitbekommen, dass Mark Webber nicht direkt hinter mir war. Ich bin trotzdem sofort an die Seite gefahren, um ihm zu zeigen, was Sache ist."

McNish ist von der "Show hinter der Show" ziemlich beeindruckt

Genauso wie beim Saisonauftakt in Melbourne, wo er zu den "Opfern" der Kollision in der ersten Kurve zählte, hatte McNish so die Gelegenheit das Rennen mal wieder aus einer ganz anderen Perspektive zu verfolgen ? der des Beobachters. Die beim Europa-Auftakt der Königsklasse im Paddock-Bereich zahlreichen Personen sorgten dafür, dass McNish von der "Show hinter der Show" ziemlich beeindruckt war: "Es ist schon interessant, wie die Leute von der Formel 1 beeindruckt sind und welchen Einfluss sie auf die Menschen hat. Mir schenkt man jedenfalls jetzt viel mehr Aufmerksamkeit und auf den Flughäfen werde ich öfter auf ein Autogramm angesprochen. Aber im Moment findet das alles auf der Ebene statt die ich als angenehm und nicht als aufdringlich ansehe."

Diese Woche heißt es für den Schotten bereits wieder "back to business", denn nachdem er Sonntagabend kurz nach England geflogen war, machte er sich am Montag schon wieder auf den Weg nach Mugello, wo er am Dienstag und Mittwoch die Konkurrenzfähigkeit des TF102 weiter verbessern helfen wird.