McLaren nimmt Norris "Dumm"-Boxenfunk nicht übel

Der Boxenfunk von McLaren-Fahrer Lando Norris in Zandvoort hat hohe Wellen geschlagen, aber wie steht Teamchef Stella zum drastischen Ton seines Fahrers?

(Motorsport-Total.com) - "Bist du dumm?" So wandte sich McLaren-Fahrer Lando Norris in der Anfangsphase des Niederlande-Grand-Prix 2023 in Zandvoort an seinen Renningenieur, was er rückblickend zu bereuen scheint. Denn Norris hat bereits angekündigt, dergleichen werde "nicht mehr vorkommen".

Titel-Bild zur News: McLaren-Fahrer Lando Norris beim Formel-1-Rennen in Zandvoort 2023

McLaren-Fahrer Lando Norris beim Formel-1-Rennen in Zandvoort 2023 Zoom

Vielleicht, weil inzwischen McLaren-Teamchef Andrea Stella interveniert hatte? Diese Vermutung liegt nahe, aber Stella selbst stört sich gar nicht am Verhalten seines Formel-1-Fahrers: "Champions machen sowas. Wir mögen diesen Charakter. Unser Fahrer soll uns massiv fordern. Und das ist auch möglich, weil unsere Unternehmenskultur stark ausgeprägt ist. Wir halten das aus", erklärt er.

Ihm sei es auch lieber, einen aggressiven Fahrer im Auto zu haben statt einen "passiven Fahrer, der einfach alles hinnimmt und nichts zur Entwicklung des Teams beiträgt", so Stella weiter. "Für uns ist die ganze Sache also gar kein Thema."

Weil sich Norris über eine "verpasste Chance" geärgert hatte

Denn bei besagtem Funkspruch habe natürlich der Frust über eine "verpasste Chance" in der Startphase des Rennens eine Rolle gespielt. "Wir waren eine Runde zu lange auf der Strecke geblieben, denn die Boxenmauer hatte die Situation falsch eingeschätzt. Also hat Lando die Sache angesprochen", sagt Stella.

Bleibt die Frage, wie Norris' Renningenieur William Joseph mit solchen Äußerungen umgeht und was für ein Signal dergleichen an den Rest des McLaren-Teams sendet. Doch Stella glaubt nicht an eine nachhaltige Wirkung und meint: "Man weiß natürlich, um was es geht im Rennsport. Und man weiß natürlich auch, wie man Kommentare der Fahrer zu verstehen hat."

Solange sich ein Fahrer wie Norris "konstruktiv" äußere und man diese Äußerungen "gewinnbringend" für das Team einsetzen könne, solange "schiebt man den Rest beiseite", sagt der McLaren-Teamchef. Sprich: Die relevanten Informationen nimmt das Team auf und schaltet bei allem anderen auf Durchzug.

Teamchef Stella: Momentaufnahmen nicht überbewerten

"Und ich denke, wir alle sollten vorsichtig damit sein, einen einzelnen Moment aus dem Kontext herauszugreifen und diesen Moment dann überzubewerten", sagt Stella.

Für McLaren sei die Sache in der Rückbetrachtung zum Grand Prix kein großes Thema gewesen. "Lando selbst weiß, dass er mitunter hart rüberkommt beim Team, aber er hat sich direkt nach dem Rennen damit beschäftigt. Er ist eben ein echt guter Kerl. Damit ist die Sache abgeschlossen für uns und wir haben keinerlei Problem damit."

Norris selbst wiederum werde sich "vielleicht bei seinem Ton und der Art und Weise, wie er Dinge sagt" etwas "anpassen", sagt Stella. "Irgendwann äußert er sich vielleicht etwas anders, damit er mehr so rüberkommt, wie er es von sich erwartet. Aber wir sind [schon jetzt] zufrieden und müssen einfach sicherstellen, dass wir ihn so unterstützen, wie er es verdient."