• 19.10.2004 12:59

McLaren-Mercedes mit Wehmut in Brasilien

Die "Silberpfeile" wollen sich anständig aus dem Jahr 2004 verabschieden - Coulthards letztes Rennen für das Team

(Motorsport-Total.com) - Weil nur noch eine theoretische Chance besteht, BMW-Williams in der Konstrukteurs-WM noch abzufangen, ist das Saisonfinale in Brasilien für McLaren-Mercedes im Prinzip nur noch Formsache. Dennoch steht das Rennen unter einem besonderen Stern: Nach neun Jahren bei den "Silberpfeilen" verabschiedet sich David Coulthard vom Team.

Titel-Bild zur News: David Coulthard

Bye, bye, David! Nach neun Jahren verlässt Coulthard McLaren-Mercedes...

"Das Rennen in Brasilien ist Davids letztes für uns", erklärte Mercedes-Sportchef Norbert Haug. "Wir danken ihm für seine Bemühungen in den vergangenen neun Jahren. Außerdem ist es sein 150. Grand Prix für McLaren-Mercedes - kein anderer Pilot hat in der Geschichte der Formel 1 so viele Rennen für ein und dasselbe Team bestritten." McLaren-Geschäftsführer Whitmarsh fügte an: "David hat sich immer hundertprozentig eingesetzt und er hat einen großartigen Job gemacht."#w1#

Wehmut bei Coulthard vor dem großen Abschied

Beim Schotten selbst kommt angesichts dieser Perspektive doch etwas Wehmut auf: "Keine Frage, Brasilien wird für mich ein Wochenende der gemischten Gefühle, denn ich hatte neun fantastische Jahre in diesem Team. Ich glaube, dass ich die Pace, das Verlangen und das Talent habe, um konkurrenzfähig zu sein, und ich bin noch nicht bereit aufzuhören. Ich werde weiterhin versuchen, ein Cockpit für nächstes Jahr zu finden. Klappt das nicht, dann versuche ich es eben das Jahr darauf", teilte er mit.

Auf Brasilien, wo er im Vorjahr nur nicht gewonnen hat, weil das Rennen just in dem Moment abgebrochen wurde, als er bereits an der Box gewesen ist, seine unmittelbaren Konkurrenten aber noch nicht, freut sich Coulthard: "Mit zwei echten Überholmöglichkeiten sind die Rennen in Interlagos meist sehr aufregend. Die erste Möglichkeit ist die erste Kurve, wo man aus dem Windschatten heraus an einem Konkurrenten vorbeigehen kann."

"Interlagos ist auch eine körperliche Herausforderung, vor allem wegen der welligen Fahrbahn. Über die Jahre ist das zwar besser geworden, aber man spürt die Vibrationen noch immer ziemlich stark. Sie können das Auto aus der Balance werfen und dann brauchst du exzellente Reflexe, weshalb man das ganze Rennen über hundertprozentig konzentriert sein muss. Auch das Setup wird dadurch beeinflusst, denn das Auto sollte auf den Bodenwellen gut liegen und man benötigt viel Grip. Das Rennen selbst macht immer Spaß, denn die 'Paulista' sorgen für eine außergewöhnliche Atmosphäre. Ich hoffe zum Ausklang der Saison natürlich auf ein positives Resultat", ergänzte der 33-Jährige.

Räikkönen feierte 2003 schon auf dem obersten Treppchen

Kimi Räikkönen hat "gemischte Erinnerungen" an Interlagos, denn im April 2003 wurde er nach einiger Verwirrung erst zum Sieger erklärt und dann nachträglich wieder auf Platz zwei zurückversetzt. Umso mehr hofft er dieses Wochenende auf reguläre Bedingungen: "Nach Japan wünschen sich wohl alle gute Verhältnisse mit einem normalen Ablauf des Wochenendes, obwohl es auch ganz entspannend war, den Samstag einmal frei gehabt zu haben."

"Das Hauptmerkmal des Rennens ist, dass gegen den Uhrzeigersinn gefahren wird", sagte er über Interlagos. "Dadurch wirken natürlich andere körperliche Belastungen auf uns, weil andere Muskeln strapaziert werden. Vom Setup her sucht man immer einen Kompromiss zwischen den langen Geraden und dem engen und kurvenreichen Infield. Die Start- und Zielgerade führt bergauf, wodurch die Startposition entscheidend ist, denn je weiter hinten man steht, desto steiler der Anstieg, was natürlich nicht ideal ist."

Nach dem Grand Prix am Sonntag holt der "Iceman" übrigens die Flitterwochen mit seiner Frau Jenni nach, ehe er "erst Ende November" wieder zum Testteam stößt und aktiv an der Entwicklung des nächstjährigen Fahrzeugs mitwirkt.

Whitmarsh und Haug hoffen auf ein positives Resultat

Geschäftsführer Whitmarsh wünscht sich davor aber noch "ein gutes Resultat, damit wir alle top-motiviert in den Winter gehen können. Abseits der Rennstrecke haben wir in der Fabrik in den letzten Wochen hart gearbeitet - einerseits für dieses Rennen in Brasilien, andererseits aber auch schon hinsichtlich 2005, denn wir haben unser Entwicklungsprogramm für die kommende Saison zuletzt etwas beschleunigt. Bis Melbourne sind es ja nur noch etwas mehr als vier Monate."

"Wie man letztes Jahr gesehen hat, sind die Rennen in Interlagos immer interessant", fuhr er fort. "Hoffentlich wird das Geschehen diesmal eher von Action auf der Strecke als vom Wetter dominiert, wie es ja in Japan nicht der Fall war. Durch die Eigenschaften der Fahrbahn, die sehr rau und wellig ist, ist das Setup besonders wichtig, und der Reifenverschleiß liegt im oberen Bereich." Und: "Das ganze Team will die Saison unbedingt mit einem Hoch abschließend."

Auch Mercedes-Sportchef Haug äußerte sich vor dem Grand Prix von Brasilien: "Interlagos stellt uns vor spezielle Herausforderungen. Wegen der Bodenwellen, der schnellen Linkskurven und dem langsamen und kurvenreichen Infield ist es eine schwierige Aufgabe, ein gutes Setup zu erarbeiten. Wegen des vielen Grips verschleißt die Strecke die Reifen schnell. 56 Prozent Volllastanteil liegen unter dem Durchschnitt."