• 10.09.2008 19:04

McLaren-Mercedes mit großen Erwartungen in Monza

Jetzt erst recht: Lewis Hamilton und Heikki Kovalainen wollen in Monza um den Sieg fahren - Doppelsieg wie im Vorjahr wäre das Traumergebnis

(Motorsport-Total.com) - Der Grand Prix von Italien am kommenden Wochenende in Monza ist der 14. Lauf zur Formel-1-Weltmeisterschaft 2008. Die 5,793 Kilometer lange Strecke im "Königlichen Park" ist die, auf der der höchste Topspeed in der Formel 1 erzielt, und auf der mit dem niedrigsten Abtrieb gefahren wird.

Titel-Bild zur News: Heikki Kovalainen vor Lewis Hamilton

In Monza könnte für die "Silberpfeile" der Sieg aus Belguen nachgeholt werden

Der Italien-Grand-Prix wurde seit Beginn der Formel-1-Weltmeisterschaft 1950 in jedem Jahr ausgetragen, als einziger neben dem britischen Grand Prix. Auf keiner Strecke fand der Große Preis eines Landes öfter statt als der italienische in Monza - 56 von 57 Mal. Nur 1980 wechselte der Italien-Grand-Prix nach Imola.#w1#

Die Geschichte des Großen Preises von Italien begann 1921 auf der 17,3 Kilometer langen Strecke von Montichiari bei Brescia. Nach 30 Runden und 519 Kilometern siegte der Franzose Goux auf einem Ballot. Im Januar 1922 fiel die Entscheidung für den Bau einer permanenten Rennstrecke im königlichen Park von Monza, am 15. Mai begannen die Bauarbeiten, die nach 110 Tagen abgeschlossen waren. Am 3. September war die Eröffnung, und eine Woche später wurde der italienische Grand Prix, der zweite überhaupt, auf der neuen Strecke ausgetragen.

In Monza werden die höchsten Geschwindigkeiten von allen Rennstrecken im Kalender erreicht; 80 Prozent einer Runde werden unter Volllast gefahren, mehr als auf jeder anderen Strecke. Durch das mehrmalige harte Abbremsen pro Runde aus Geschwindigkeiten von rund 340 km/h werden auch die Reifen außergewöhnlich stark gefordert.

"Ich habe gute Erinnerungen an diese Strecke." Lewis Hamilton

"Ich habe gute Erinnerungen an diese Strecke. Hier gewann ich vor zwei Jahren die GP2-Meisterschaft und vor einem Jahr wurde ich im Grand Prix Zweiter, mein Beitrag zum Doppelsieg unseres Teams", so Lewis Hamilton. "Wie ich bereits vor Spa sagte, mag ich die historischen Rennstrecken. Monza gehört ganz bestimmt dazu. Es ist hier nicht einfach, eine gute Abstimmung zu finden, deshalb war der Test hier vor zwei Wochen sehr nützlich. Die Autos werden hier stark beansprucht und für eine gute Rundenzeit musst du immer wieder über die Kerbs fahren. Auch wenn alle immer wieder von Motorleistung und Topspeed sprechen, ist Monza auch eine Fahrerstrecke und das gefällt mir."

Auch Überholen ist in Monza durchaus möglich. "Um in Monza eine Chance zum Überholen zu haben, muss man in der letzten Kurve so nah wie möglich hinter dem vorausfahrenden Fahrzeug bleiben", erklärte er. "Wenn man ausgangs der Parabolica und über die Start-Ziel-Gerade im Windschatten fährt, kann man eingangs der ersten Kurve probieren, innen vorbei zu kommen. Dies ist die beste Stelle zum Überholen. Man kann auch versuchen, gut aus der ersten Schikane zu beschleunigen und dann vor der zweiten Schikane zu überholen, aber da ist es nicht so leicht."

"Auf dieser Strecke ist die Höchstgeschwindigkeit besonders wichtig", warf Heikki Kovalainen ein. "Wir fahren mit minimalem Abtrieb und das führt dazu, dass sich die Autos hier ganz leicht anfühlen, fast so, als hätte man sie nicht ganz unter Kontrolle. Nicht nur die Flügel, so flach wie sonst nie in der Saison, auch einige andere Teile werden nur in Monza eingesetzt. Neben dem geringen Abtrieb brauchen wir hier vor allem Stabilität beim Bremsen und guten mechanischen Grip in den Kurven."

"Die Parabolica ist eine Schlüsselstelle, sie geht voll und du fährst die ganze Zeit am Limit." Heikki Kovalainen

Wichtig ist auch für den Finnen die letzte Kurve vor Start/Ziel. "Die Parabolica ist eine Schlüsselstelle, sie geht voll und du fährst die ganze Zeit am Limit", erklärte er. "Das ist nicht einfach, weil sich das Auto so leicht anfühlt. Aber nur, wenn man hier richtig schnell ist, kommt man auch auf der sich anschließenden Start-Zielgeraden auf optimalen Topspeed und eine gute Rundenzeit."

In der Teamführung erwartet man sich ein gutes Abschneiden in Monza. "Lewis und Heikki waren in Monza zuletzt gut unterwegs; beide mögen die Strecke und freuen sich auf das Rennen", so McLaren-Geschäftsführer Martin Whitmarsh. "Bei den Tests in Monza hatten wir einen guten Speed. Aber wir wissen, dass Ferrari stark sein wird; wir erwarten, dass sie im Vergleich zu uns stärker sein werden als im letzten Jahr. Dennoch sind unsere Erwartungen groß."

Um jedoch in Monza schnell zu sein, müssen die Autos speziell angepasst werden. "Wir entfernen eine Reihe aerodynamischer Teile, die Downforce und damit Luftwiderstand erzeugen, etwa die kleinen Zusatzflügel an der Fahrzeugnase", erklärte er. "Der Heckflügel besteht nur aus einer Fläche. Das Auto muss in Monza zudem beim Überfahren der Kerbs wie auch beim Bremsen aus den hohen Geschwindigkeiten stabil bleiben. Es geht also nicht einfach darum, alles auf Höchstgeschwindigkeit zu trimmen, das Auto muss für alle die genannten Anforderungen gut ausbalanciert sein. Das ist eine ganz besondere Aufgabenstellung."

"Natürlich wäre es schön, wenn wir ein ähnliches Ergebnis schaffen könnten wie letztes Jahr bei unserem Doppelsieg." Norbert Haug

Auch auf Motorenpartner Mercedes kommt es in Italien an. "Mit Durchschnittsgeschwindigkeiten von rund 250 km/h pro Runde und einem Topspeed von über 340 km/h Ende der Start-Ziel-Geraden ist Monza die Rennstrecke im Kalender auf der die höchsten Geschwindigkeiten erzielt werden", so Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug.

"Insgesamt erreichen die Formel-1-Fahrzeuge vier Mal pro Runde Tempi von mehr als 320 km/h. Auf der Start-Zielgeraden wird 16 Sekunden lang mit Vollgas gefahren", fuhr er fort. "Wir starten in Monza mit den Motoren, die bereits am vergangenen Wochenende in Spa zum Einsatz kamen. Die Kombination dieser beiden Strecken stellt mit Abstand die höchste Belastung für ein Formel-1-Triebwerk dar."

Nicht erst seit Belgien wäre ein Triumph über Ferrari in Italien eine besondere Leistung. "Natürlich wäre es schön, wenn wir ein ähnliches Ergebnis schaffen könnten wie letztes Jahr bei unserem Doppelsieg", so Haug. "Wir werden auf der Strecke in Monza sehr viele starke Gegner haben - noch mehr als sonst. Das wird kein Spaziergang im Park, sondern die ultimative Highspeed-Wettfahrt im Park."