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  • 09.11.2012 · 17:20

  • von Dominik Sharaf

McLaren in Austin: Zweite Chance für goldene Zeiten

Eine Messerspitze Silverstone, ein Hauch Istanbul und etwas Hockenheim: Haben Hamilton und Button das richtige Rezept für die Rennpremiere in Austin?

(Motorsport-Total.com) - Mit etwas Fantasie lässt sich behaupten, McLaren reise als Titelverteidiger nach Texas. Schließlich war es Lewis Hamilton, der den jüngsten Grand Prix auf US-amerikanischem Boden - nämlich in Indianapolis im Jahr 2009 - gewann. Entsprechend selbstbewusst gehen die "Chrompfeile" an Bord des Flugs über den Atlantik: "Ich weiß, dass Lewis und Jenson mit dem unbedingten Willen nach Austin kommen, uns wieder auf die höchste Stufe des Podestes zu bringen", ist sich Martin Whitmarsh sicher.

Lewis Hamilton

Lewis Hamilton und McLaren wollen die Texas-Premiere unbedingt gewinnen Zoom

Der Teamchef spricht von einer "starken, aber letztlich doch enttäuschenden Leistung in Abu Dhabi", die mit dem Ausfall des komfortabel in Führung liegenden Hamilton ihren Tiefpunkt erlebte. Der hat die bittere Stunde längst vergessen und gibt sich der Vorfreude auf Austin hin: "Ich muss zugeben, völlig vernarrt in die USA-Rückkehr zu sein", erklärt ein euphorischer Ex-Weltmeister. "Es ist ein fantastisches Land, das unseren Sport wirklich verdient hat."

Alle McLaren-Legenden in den USA erfolgreich

Maßgeblich trägt dazu der Circuit of The Americas (CoTA) bei. Der, so Hamilton, würde aussehen wie eine Strecke, die die moderne Formel 1 ihr Zuhause nennen könnte. "Ich bin ihn bisher nur am Computer und im Simulator gefahren, aber es wird eine Strecke sein, die die Fahrer genießen, die großartige Rennaction produziert und die die Fans schnell in ihr Herz schließen", verteilt der Brite Vorschusslorbeeren. Er zieht seinen Optimismus aber auch aus positiven Erinnerungen.

Denen an 2007: "Es ist verrückt, dass der jüngste US-Grand-Prix schon fünf Jahre her ist"; wundert sich Hamilton. "Ich erinnere mich an das Rennen noch, als sei es gestern gewesen. Die nervliche Anspannung als ich zum ersten Mal in Indianapolis war, die vielen Fans, das fantastische Auto unter meinen Füßen und mein zweiter Rennsieg überhaupt, das auch noch binnen Wochenfrist", denkt er zurück und meint: "Für mich war es eine unglaublich aufregende Zeit."


Fotos: McLaren, Großer Preis von Abu Dhabi


Überhaupt kann McLaren auf eine erfolgreiche Bilanz bei den bisherigen Grands Prix in den USA zurückblicken. Insgesamt elf Mal triumphierten die "Chrompfeile" im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, angefangen mit dem Triumph von James Hunt in Watkins Glen im Jahr 1976. Es folgten Siege durch Alain Prost und Ayrton Senna in den Straßen von Phoenix. Historisch war auch der Erfolg Mika Häkkinens 2001 in Indianapolis - es war der letzte seiner glanzvollen Karriere.

Passt das Button-Puzzle in Austin?

Bisher nicht in die Siegerlisten eingetragen hat sich Jenson Button, obwohl er in den USA schon sieben Mal am Start war. Immer verließ er Nordamerika mit leeren Händen. Sein bisher bestes Resultat gelang 2002 im Benetton - als Achter. Das soll sich ändern: "Ich denke, uns steht ein fantastisches Wochenende bevor - ich kann es wirklich kaum abwarten, nach Austin zu kommen und die Stadt, die Leute und die Strecke zu sehen. Es wird brillant", blickt Button voraus.

Der McLaren-Pilot findet: "Auf eine neue Strecke zu kommen ist immer eine interessante Herausforderung. Du gehst sie ganz anders an als eine Bahn, auf der schon zuvor gewesen bist. Bei der Streckenbegehung am Donnerstag und den ersten Runden geht es darum, alles zu erkunden und Informationen aus den verschiedensten Quellen zu sammeln", sagt Button und erklärt: "So entsteht ein ganzheitliches Bild der Strecke und davon, was es braucht, um das Maximum herauszuholen."

Das Studium des Kartenmaterials hat ihm jedenfalls Lust auf den Trip nach Texas gemacht: "Auf dem Papier sieht es so aus, als böte der Kurs von allem etwas. Der Anblick sieht vertraut aus, denn es gibt Elemente ähnlich Maggotts und Backetts in Silverstone und auch eine Neuauflage der achten Kurve in Istanbul. Ich erkenne auch etwas vom Motodrom in Hockenheim." Die guten Zutaten sind jedoch keine Garantie für ein motorsportliches Sterne-Menü, wie Button weiß.

Racing meets Business

"Ob diese Elemente zusammen ein harmonisches Ganzes ergeben, müssen wir noch sehen, aber es gibt einige lange Geraden, die in enge Kurven münden - das sollte Überholmöglichkeiten eröffnen", so der "Reifenflüsterer". Hamilton scheint das egal zu sein, solange er gewinnt: "Es ist eine neue Strecke, eine neue Herausforderung und eine neue Chance. Ich will auf jeden Fall der erste Grand-Prix-Sieger auf dem CoTA sein", zeigt er sich gewohnt selbstbewusst.

Jenson Button

Glücklos in Indianapolis: Läuft es für Button in Austin besser? Zoom

Whitmarsh hingegen spricht von einem Business-Faktor, der Austin anhaftet: "Ich habe immer betont, wie wichtig die Präsenz der Formel 1 in den USA ist. Ich bin also persönlich zufrieden damit, dass wir nach langer Abstinenz zurückkehren", erklärt der Teamchef. "Der Bau einer zeitgemäßen, eigens für die Formel 1 konstruierten Strecke ist perfekt für die Formel 1. Es ist eine goldene Gelegenheit für den Sport, Wurzeln zu schlagen und eine dauerhafte Heimat zu finden."

Der US-amerikanische Markt scheint trotz der wirtschaftlichen Krise nicht an Attraktivität verloren zu haben: "Aus geschäftlicher Perspektive sind wir zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Es ist eine unschätzbare Gelegenheit für Mclaren und seine Partner", unterstreicht Whitmarsh.