McLaren gewarnt: Nur nicht in die Setup-Falle tappen

McLaren-Chefrenningenieur Phil Prew weiß nach seinem ersten Eindruck, worauf es in Yeongam ankommen wird, und hält eine Überraschung für möglich

(Motorsport-Total.com) - Spannung pur vor dem Grand Prix von Südkorea: Die Teams haben keine Erfahrungswerte vom brandneuen Kurs in Yeongam, auf die sie sich verlassen können. Bereits kleine Fehler könnten aber schwerwiegende Folgen haben, denn mit Red Bull, Ferrari und McLaren kämpfen nach wie vor drei Teams um den WM-Titel.

Titel-Bild zur News: Phil Prew und Lewis Hamilton

McLaren-Chefrenningenieur Phil Prew im Gespräch mit Lewis Hamilton

Unter Erfolgszwang steht vor allem der McLaren-Rennstall. Dort ist der Druck besonders groß, Fehler sind verboten. Dieser Zustand wird durch die außergewöhnlichen Bedingungen zusätzlich erschwert: Die Strecke wurde erst kürzlich asphaltiert, man muss daher damit rechnen, dass sich der Asphalt durch das Befahren stark verändert. Dies birgt auch Gefahren, denn zieht man vorschnell die falschen Schlüsse, dann verirrt man sich bei der Abstimmung des Autos.

Strecke verändert sich ständig

Das weiß auch McLarens Chefrenningenieur Phil Prew, der am Mittwoch mit seinen Ingenieuren erstmals die Strecke abging: "Es wird ein Ratespiel, richtig einzuschätzen, wie sich die Strecke verändern wird und wie die Reifen darauf reagieren werden. Die Strecke wird sich in der ersten Session sehr schnell verändern und wir rechnen auch mit einer Verbesserung des Grips während des Qualifyings und des Rennens."

"Wir müssen genau abwägen, welche Setup-Arbeit wir wann machen." Phil Prew

Daraus zieht er seine Schlüsse: "Für uns bedeutet das, dass wir sorgfältig abwägen müssen, welche Setup-Arbeit wir wann machen, denn das Ergebnis könnte durch die Entwicklung der Strecke stärker beeinflusst werden als durch eine Veränderung am Auto. Auch beim Qualifying müssen wir darauf vorbereitet sein, dass sich die Strecke schnell verändert. Dadurch könnte eine Runde, die man zu Beginn von Q1 fährt, nicht ausreichen." Prew rechnet daher mit hektischen Schlussminuten in jeder Session: "Sogar in Q3 wird der Wunsch bei vielen groß sein, die Runde direkt am Ende zu fahren."

Seiner Meinung nach wird die Entwicklung der Strecke der entscheidende Faktor sein: "Diese Entwicklung wird hier die große Nummer sein. Wir müssen das machen, was wir immer machen: die Autos an die Bedingungen anpassen, die wir vorfinden. Doch es ist ein Faktum, dass sich die Bedingungen hier schneller ändern werden als normal. Dennoch haben die Jungs und unsere Fahrer damit Erfahrung."

Setup-Poker könnte aufgehen

Also doch alles wie gehabt? Oder muss man bei der Premiere in Südkorea mit einer Riesenüberraschung rechnen? "Eventuell schon", lautet Prews Prognose. "Wenn zum Beispiel die Strecke wenig Grip bietet, dann könnte eine Lösung mit viel Abtrieb funktionieren. Doch wenn jemand mutig ist, dann setzt er auf wenig Abtrieb und rechnet damit, dass sich der Grip während des Rennens immer mehr verbessert. Dann könnten sie mit Fortdauer des Rennens in einer starken Position sein und Überholmöglichkeiten vorfinden."

"Wenn jemand mutig ist, setzt er auf wenig Abtrieb." Phil Prew

Genau darauf setzt das McLaren-Team ohnehin, da man durch das beste F-Schacht-System der Formel 1 im Zweikampf einen Vorteil besitzt, der vor allem in Yeongam ein Vorteil sein sollte: "Es gibt hier einige gute Überholmöglichkeiten, nicht nur in den Bremszonen", meint der McLaren-Mann. "Man hat hier auch die Möglichkeit, auf den ersten zwei Geraden Boden gutzumachen und dann in Kurve vier zum Überholmanöver anzusetzen. Ich denke, dass wir in diesem Bereich eine Stärke haben - vor allem die ersten Runden könnten sehr interessant sein, sollten wir hinten sein."

An Horrorszenarien, wonach der brandneue Asphalt aufbrechen könnte, glaubt Prew nicht. Sein erster Eindruck vom Kurs ist positiv: "Ich war recht beeindruckt von dem, was ich sah. Die Strecke selbst, die Randsteine, die Auslaufzonen und all diese Dinge sahen ziemlich gut aus. Die Streckenoberfläche selbst, die erst kürzlich gelegt wurde, ist natürlich ein bisschen eine Unbekannte. Doch sie sieht nicht allzu schlecht aus, ist nicht besonders rutschig. Soweit man das beurteilen kann, sieht sie auf der gesamten Strecke recht eben, gut verlegt und gleichmäßig aus."