• 09.04.2025 18:23

  • von Jake Boxall-Legge, Übersetzung: Norman Fischer

McLaren & FIA geben Handbuch für Nachhaltigkeit an Formel-1-Teams aus

Die FIA hat zusammen mit McLaren an einem Handbuch zum Thema Nachhaltigkeit gearbeitet und könnte in Zukunft Komponenten im Sinne der Umwelt vorschreiben

(Motorsport-Total.com) - Alle zehn Formel-1-Teams werden das "F1 Constructors' Circularity Handbook" erhalten - ein Handbuch zur Kreislaufwirtschaft, das von McLaren in Zusammenarbeit mit Deloitte und der FIA entwickelt wurde, um Nachhaltigkeitsprozesse zu verbessern - mit Blick auf mögliche künftige Regeländerungen.

Titel-Bild zur News: Oscar Piastri (McLaren MCL39) beim Formel-1-Rennen in Japan 2025

McLaren befasst sich intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit Zoom

McLaren hat gemeinsam mit Deloitte, einem Unternehmen für Wirtschaftsprüfung und Beratung, sowie der FIA ein Handbuch erarbeitet, das darauf abzielt, nachhaltigere Praktiken beim Design und Bau von Formel-1-Autos zu fördern.

Das "F1 Constructors' Circularity Handbook" soll den Teams zunächst eine Methode an die Hand geben, um die Umweltauswirkungen der von ihnen produzierten Teile und der damit verbundenen Prozesse zu messen. Ziel ist es, nachhaltigere Entscheidungen zu fördern und Abfälle insgesamt zu minimieren.

Die erste Version des Handbuchs, die an alle Teams verteilt wird, bezieht sich bislang nur auf das Chassisdesign der Autos. Künftig könnte es jedoch ausgeweitet werden, um auch Komponenten außerhalb der Designverantwortung der Teams abzudecken - etwa Antriebseinheiten und Reifen.

Das Handbuch enthält eine Anleitung, wie Teams die sogenannte "Zirkularität" messen können - also die Auswirkungen eines Produkts auf das globale Ökosystem sowie dessen Potenzial, recycelt oder anderweitig wiederverwendet zu werden, anstatt im Müll zu landen. Die Teams können diese Daten dann für ihre internen Prozesse und die Produktion nutzen und sie an die FIA zurückmelden.

"Aus unserer Sicht bei McLaren ist das ein wirklich bedeutender Meilenstein. Seit 2022, als ich bei McLaren angefangen habe und unser Nachhaltigkeitsteam aufgebaut habe, verfolgen wir das Ziel, ein 'zirkuläres' Formel-1-Auto zu erforschen und zu entwickeln", sagt Kim Wilson, McLarens Leiterin für Nachhaltigkeit, in einer Medienrunde.

"Die Idee ist, dass jedes Team seine eigene Zirkularität für die jeweiligen Aktivitäten misst - und wir diese Daten dann nutzen können, um intern Verbesserungen umzusetzen, im Rahmen der Regeln und im Rahmen dessen, was am Markt verfügbar ist.


Piastri "Extraklasse", Norris "künstlerisch tätig"

Was im Kampf um die Formel-1-WM 2025 für Piastri und gegen Norris spricht und wie Verstappens Sieg beim Grand Prix von Japan einzuordnen ist. Weitere Formel-1-Videos

Außerdem können wir gemeinsam analysieren, was teamübergreifend gleich ist, und mit der FIA daran arbeiten, wie wir gleiche Voraussetzungen schaffen können - mit gemeinsamen, nachhaltigeren Praktiken, die allen nützen, ohne jemanden zu benachteiligen. Gleichzeitig soll Innovation weiterhin möglich sein, denn wir sind immer noch eine Meisterschaft und ein wettbewerbsorientierter Sport."

Nikolas Tombazis, bei der FIA für Formelserien zuständig, erklärt, dass die Erkenntnisse aus dem Handbuch langfristig auch zu Regeländerungen führen könnten, durch die Teams gezielt zur Verwendung bestimmter Materialien gelenkt werden.

Diese Materialien sollen nicht nur umweltfreundlicher sein, sondern auch die Wiederverwendung und das Recycling innerhalb des Fahrzeugdesigns fördern.

"Wir möchten bei diesen Themen mit allen Teams zusammenarbeiten; es ist unser Ziel, dass alle Teams bestimmte Praktiken übernehmen, wo es notwendig ist", so Tombazis.

"[Die F1 könnte künftig] Regelungen einführen, die den Einsatz bestimmter Materialien oder verantwortungsvoller Praktiken fördern - nicht, um Teams zu benachteiligen, was Leistung oder Budgetobergrenzen angeht, sondern um sicherzustellen, dass alle Teams in eine ähnliche Richtung gehen."

"Wir sind besonders gespannt auf dieses Handbuch, weil es eine sehr gute Geschichte ist - von der Rennstrecke in die Gesellschaft, sozusagen. Wir tragen eine große Verantwortung gegenüber unserem Sport und der Gesellschaft, unseren Beitrag zum Umweltschutz und zur CO2-Bilanz zu leisten. Zirkularität ist ein entscheidendes Element dieses Puzzles."

Ein Beispiel für "Zirkularität" ist die zunehmende Nutzung von recyceltem Carbonfaser-Material. Dadurch wird der Energieaufwand für die Herstellung der Fasern deutlich reduziert. Die Fasern können mit verschiedenen Verfahren aus der Matrix getrennt werden; das in der Industrie bislang am häufigsten verwendete ist die Pyrolyse - also die thermische Trennung von Fasern und Harzmatrix.

Nach dem Recycling-Prozess kommt es zu einem leichten Verlust der Zugfestigkeit der Carbonfasern, doch viele Unternehmen investieren intensiv, um diesen Nachteil zu minimieren.

McLaren testete recycelte Carbonfasern erstmals beim Grand Prix der USA 2023 mit seinem Partner V-Carbon, sowie erneut beim letztjährigen Großbritannien-Rennen. Auch in den Gen3-Autos der Formel E wird bereits recycelte Carbonfaser verbaut.

Neueste Kommentare