• 24.04.2014 16:48

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

McLaren beseitigt Personalchaos: "Stammelf auf dem Feld"

Geschäftsführer Jonathan Neale über die neue Struktur in Woking und den Grund, warum sich die Traditionsmannschaft zuletzt selbst im Wege stand

(Motorsport-Total.com) - McLaren hat in seiner Geschichte schon einige Unwägbarkeiten und Durstrecken erlebt, sich aber stets wieder bekrabbelt und an die Spitze der Formel-1-Welt zurückgefunden. Nach der missratenen Saison 2013 stand für die Truppe aus Woking die nächste Wiederbelebung an, die sie mit einem alten Bekannten an vorderster Front durchziehen will: Ron Dennis. Sein langjähriger Weggefährte Jonathan Neale ist sich sicher, dass der radikale Kurs des Patrons schlussendlich von Erfolg gekrönt sein wird.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Bei McLaren soll das Zusammenspiel hinter den Piloten wieder funktionieren Zoom

Dennis will als wiederinstallierter Boss der gesamten McLaren-Gruppe den Fokus der Formel-1-Mitarbeiter des Unternehmens ausschließlich auf die Königsklasse lenken und Störfeuer wie das Sportwagen-Projekt unter Martin Whitmarsh eliminieren. Dem Geschäftsführer gefällt das: "Wir haben uns deshalb wieder auf unsere Wurzeln besonnen", sagt Neale im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' und ergänzt: "Eric (Rennleiter Boullier, Anm. d. Red.) und ich haben viele von den Dingen beseitigt, die uns abgelenkt haben und uns so das Leben einfacher gemacht."

Er ist überzeugt, dass mit der neuen, alten Struktur auch die vergangene Saison, in der nicht ein einziger Podiumsplatz verbucht wurde, ein Erfolg gewesen wäre. "Um die Brücke zum Fußball zu schlagen", überlegt Neale, "wir müssen unsere erste Aufstellung in Zukunft auf den Platz bringen." Die Organisation wurde gestrafft, Strukturen sind klarer gestaltet als in der Vergangenheit, Dinge wie das Formel-E-Projekt ausgelagert. Boullier mimt das Gesicht an der Strecke, Sportdirektor Sam Michael kümmert sich um die FIA und das operative Geschäft am Rennwochenende.

Bringt Honda alles wieder durcheinander?

Technikdirektor Tim Goss, Nachfolger von Paddy Lowe, leitet seinen Bereich sowohl bei den Grands Prix als auch in der Fabrik eigenverantwortlich. "Eric und ich coachen das Team", ergänzt Neale. "Gibt es ein Problem mit dem Auto, muss Eric bevollmächtigt sein, einzugreifen und wissen, was in der Fabrik los ist." Weil der Franzose aber zu 40 Prozent seiner Arbeitszeit auf Reisen ist, ist ein stimmiger Kommunikationsfluss unerlässlich - die größte Herausforderung im Hause McLaren.

Der Joker auf der Bank heißt Dennis. Er wird eingewechselt, wenn es um Angelegenheiten geht, die den Motorsport nicht unmittelbar betreffen. "Alles, was das Geschäft und die Investoren betrifft, da ist Ron zuständig", so Neale. "Betreffend Sachen zwischen den Teamchefs ist Eric an der Reihe." Einen allein verantwortlichen Teamchef wie zuletzt Whitmarsh braucht es nach Meinung des Briten nicht. "Wir drei können McLarens Rückgrat formen", ist sich Neale sicher und zeigt sich auch vor dem Hintergrund, dass mit Honda 2015 ein zusätzlicher Akteur ins Spiel kommt, unbesorgt.


Fotostrecke: Die McLaren-Masterminds

Der neue Motorenpartner wird als Zulieferer und Geldgeber bedeutenden Einfluss haben, jedoch auch einen klar abgesteckten Tätigkeitsbereich. Der Antriebsstrang mitsamt der Elektronik liegt in den Händen der Japaner, die Batterien, die Kühlung und die Kupplung in denen McLarens. Auch der Kontakt zu Ex-Ferrari-Motorenchef Gilles Simon hält sich laut Neale in Grenzen. "Gilles ist bei Honda als Berater beschäftigt", meint der Geschäftsführer. "Wir sehen ihn von Zeit zu Zeit und er ist federführend, was von ihrer Seite aus in Sachen Motor geschieht."