Max Verstappen kontert auf Mercedes-Sticheleien: "Bullshit!"

Max Verstappen hält Lewis Hamilton und sein Mercedes-Team offenbar für schlechte Verlierer: "Vielleicht ist er neidisch auf unseren Erfolg"

(Motorsport-Total.com) - Auch wenn es, anders als 2021, in der Formel-1-Saison 2023 kein direktes Duell Red Bull gegen Mercedes auf der Rennstrecke gibt: Zumindest verbal haben die kleinen Sticheleien zwischen den beiden rivalisierenden Lagern nie ganz aufgehört. Jetzt sagt Max Verstappen vor dem Grand Prix von Italien in Monza: "Es fällt Mercedes offenbar sehr schwer, dass sie verlieren. Das ist das Problem, das du hast, wenn du so lang gewonnen hast." (ANZEIGE: Vorberichte und Rennen in Monza ab 13:30 Uhr mit WOW live streamen!)

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton, Max Verstappen

Lewis Hamilton und Max Verstappen sind seit 2021 Erzrivalen in der Formel 1 Zoom

Dem vorangegangen ist ein Hin und Her der Worte, das sich über das ganze Monza-Wochenende gezogen hat. Ausgangspunkt war Toto Wolffs Aussage nach dem Zandvoort-Qualifying, Verstappen habe bisher "jeden einzelnen seiner Teamkollegen völlig zerstört", was sich der Mercedes-Teamchef so erklärt: "Vielleicht liegt es dran, dass er ein Auto für sich mitgestalten kann, das sehr schwierig zu kontrollieren ist, mit dem er aber gut zurechtkommt."

Es ist die Schumacher-Benetton-Theorie: Der später siebenmalige Weltmeister kam 1994/95 mit einem schwierig zu fahrenden Benetton durch seinen sehr speziellen Fahrstil gut zurecht, während es sowohl seine Teamkollegen als auch, ab 1996, Jean Alesi und Gerhard Berger nicht schafften, mit dem bockigen Auto konkurrenzfähig zu sein. Das konnte nur Michael Schumacher.

Aber Verstappen kanzelt Wolffs Theorie als "Bullshit" ab: "Ich sage meinen Jungs nicht, dass ich mehr Vorderachse brauche, weil ich damit besser klarkomme. Ich sage einfach: 'Baut mir das schnellstmögliche Auto, und ich passe mich dann an.' Die Leute fragen mich: 'Was ist dein Fahrstil?' Aber ich habe keinen. Ich fahre so, wie es notwendig ist, damit das Auto schnell geht."

Horner: Wolff versteht nicht, wie ein Team funktioniert

Christian Horner unterstellt Wolff sogar: "Er versteht nicht, wie ein Team ein Rennauto entwickelt, wenn er glaubt, dass wir unser Auto um einen Fahrer herum entwickeln. Du entwickelst dein Auto so, dass es schnell ist, und schnelle Autos sind manchmal schwierig zu fahren. Das war schon immer so, und die guten Fahrer stellen sich am besten drauf ein."

"Die absolute Elite stellt sich immer schnell ein, egal ob nasse Bedingungen, gemischte, wechselhafte. Es ist eine besondere Fähigkeit, bei unterschiedlichen Gripverhältnissen immer das Gespür für das Auto zu haben. Aber es ist nicht so, dass wir unser Auto für einen Fahrer maßschneidern. Wir bauen mit dem Werkzeug, das wir haben, das schnellste Auto, das wir bauen können."

Hatte Hamilton die besseren Teamkollegen?

Doch damit nicht genug: In Monza wurde auch eine Diskussion darüber lanciert, ob Hamilton in der Vergangenheit nicht die stärkeren Teamkollegen hatte als Verstappen. Immerhin ist der Mercedes-Pilot in seiner Formel-1-Karriere bereits gegen drei Weltmeister angetreten: Fernando Alonso, Jenson Button und Nico Rosberg. Das kann Verstappen nicht von sich behaupten.

Doch der Niederländer, aller Voraussicht nach selbst bald dreimaliger Champion, findet solche Diskussionen völlig überflüssig: "Vielleicht ist er ein bisschen neidisch auf unseren Erfolg. Ich weiß nicht, warum er sowas sagt", sagt er in Richtung Hamilton. "Vielleicht glaubt er, dass er mit solchen Aussagen was gewinnen oder verteidigen kann. Aber mir ist das völlig egal."

"Du musst halt auch realistisch sein: Wenn du nicht gewinnen kannst, musst du anerkennen können, dass andere Teams auch gut sind. Wir haben das getan, als Mercedes dominiert hat. Wir haben uns gesagt, dass wir härter an uns arbeiten müssen, weil wir im Vergleich mit ihnen nicht gut genug waren."

Verstappen fügt an: "Natürlich kann man die ganze Zeit kleinreden, was wir gerade erreichen, dass das gar nichts Besonderes ist. Vielleicht ist es das, was sie denken. Aber ich glaube, unterm Strich ist es am besten, man konzentriert sich auf sich selbst. Denn das ist das Einzige, was man wirklich beeinflussen kann."

Wolff: Sollten solche Sticheleien nicht zu ernst nehmen

Ein Hin und Her, das Wolff als "Part of the Fun", also als Teil der Unterhaltung in der Formel 1, relativiert. Er sagt: "Die Fahrer sticheln halt gern gegeneinander. Lewis ist gegen drei Weltmeister gefahren: Jenson, Fernando und Nico. Aber ich möchte keinesfalls irgendjemandes Erfolge schmälern. Was Max im Auto leistet, ist herausragend."


Dabei behauptet der, die Anerkennung sei ihm ziemlich egal: "Ich bin nicht hier, um was zu beweisen", sagt Verstappen. "Aber manchmal wissen die Leute nicht, was hinter den Kulissen des Teams los ist und wie schwierig es ist, jedes Rennen zu gewinnen, wie wir es bisher in dieser Saison geschafft haben."

"Manche Leute kriegen es einfach nicht hin, anzuerkennen, wenn jemand konstant einen guten Job macht. Damit meine ich gar nicht mich selbst, sondern das ganze Team. Es geht mir nicht drum, dass irgendwelche Leute das anerkennen, was ich tue. Ich fahre nur, um das Beste aus dem Material herauszuholen."

Verstappen: Le Mans ja, aber vorerst noch nicht

Und damit meint er erstmal nur die Formel 1. Es ist kein Geheimnis, dass Verstappen in Zukunft auch andere Rennserien fahren möchte. Unter anderem träumt er von den 24 Stunden von Le Mans, womöglich sogar in einem Team mit seinem Vater Jos, der früher in der Formel 1 unter anderem Teamkollege von Schumacher bei Benetton war.

Das ist aber zumindest während der Formel-1-Karriere (Verstappens Vertrag mit Red Bull läuft bis 2028) kein konkretes Thema: "Nicht wirklich. Ich glaube nicht, dass ich das will. Du musst dich auf eine Sache konzentrieren. Wenn du anfängst, Dinge parallel zu machen - und Le Mans ist ja auch nur ein Rennen -, dann bist du nicht gut vorbereitet."

Was Verstappen gern gemacht hätte: Am 9. September beim Nürburgring-Event einmal mit einem Formel 1 über die Nordschleife donnern. "Aber das erlauben sie mir nicht", grinst er. "Sie wissen, dass ich versuchen würde, auf Zeit zu fahren. Und das lassen sie nicht zu. Ich würde es tun, wenn sie mich lassen würden!"