Mateschitz von Kliens Leistungen enttäuscht
Ursprünglich wollte Red Bull Christian Klien zum Siegfahrer machen, doch langsam stellen sich erste Zweifel am Talent des 22-Jährigen ein
(Motorsport-Total.com) - Dass Christian Klien dieses Jahr trotz der Fahrerrochade mit Vitantonio Liuzzi 15 von 19 Rennen bestreiten darf, wurde bislang stets als Zeichen für das hervorragende Standing des Österreichers innerhalb von Red Bull gedeutet. Tatsächlich scheint Teameigentümer Dietrich Mateschitz mit den Vorstellungen seines Landsmannes aber nicht ganz so zufrieden zu sein wie zunächst angenommen.

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Dietrich Mateschitz hätte sich mehr von seinen beiden Formel-1-Junioren erwartet
Klien wurde dank Red-Bull-Geldern 2004 bei Jaguar-Cosworth geparkt, sah dort aber gegen Mark Webber nicht allzu gut aus, was vor allem auf seine mangelnde Erfahrung zurückgeführt wurde. 2005 bot er vor allem zu Saisonbeginn recht passable Leistungen, der große Aha-Effekt lässt vorerst aber weiterhin auf sich warten. Immerhin ist der 22-Jährige dem erfahreneren David Coulthard im Qualifying mindestens ebenbürtig, doch im Rennen kann er noch nicht ganz mit dem Schotten mithalten.#w1#
Wie sehr kann sich Klien noch steigern?
Daher ist es nicht weiter verwunderlich, dass Mateschitz von einer "schwierigen Frage" spricht, wenn man ihn bittet, die Leistungen seines Schützlings zu bewerten: "Bei ihm ist die Frage: Wie viel Potenzial hat er vom Speed her noch? An Erfahrung gewinnt er sicher noch hinzu. Dadurch wird er besser, weil das ein wesentlicher Teil der Qualität eines Fahrers ist. Ob Klien vom Talent und Speed her schon 90, 95, 97 oder 100 Prozent seiner Möglichkeiten ausschöpft, das lässt sich noch nicht beantworten", so der Energydrink-König im Interview mit 'Motorsport aktuell'.
Dennoch hat Mateschitz Klien für 2006 bereits ein Formel-1-Cockpit zugesagt, doch dafür sei in erster Linie verantwortlich, dass "die Auswahl der anderen Fahrer, die zu haben sind", seiner Meinung nach "nicht sehr attraktiv" ist. Lediglich Nick Heidfeld habe eine realistische Option dargestellt, doch der Deutsche entschied sich schlussendlich für BMW. Aus dem Red-Bull-Nachwuchskader drängt sich hingegen noch niemand wirklich auf.
Der Amerikaner Scott Speed wird voraussichtlich 2006 für das Juniorteam von Red Bull, also die ehemalige Minardi-Truppe, an den Start gehen, während für den Schweizer Neel Jani momentan bestenfalls ein Freitagsvertrag vorgesehen ist. Bleibt als Alternative zu Klien nur noch Italo-Playboy Liuzzi, von dem Mateschitz "viel" hält, "von seiner Persönlichkeit, seinem Charisma, seinem Grundspeed. Er ist ein guter Fahrer", so der Österreicher.
Mateschitz bereut Kliens Formel-1-Unterstützung nicht
Dennoch bereut es der Red-Bull-Boss nicht, alles auf Klien gesetzt zu haben: "Wir hatten gute Gründe, ihn in die Formel 1 zu bringen", erklärte er. "Er ist vorher souverän gefahren. Deshalb sagen wir jetzt nicht: Das war nichts! Er sitzt auch bei den restlichen drei Rennen im Auto." Schließlich kam Klien als Vizemeister der Formel-3-Euroserie und als amtierender Sieger des Formel-3-Klassikers von Zandvoort in die Königsklasse.
Daher denkt Mateschitz folgendermaßen, was die Besetzung des zweiten A-Cockpits für kommende Saison angeht: "Das ist nicht so einfach. Um Christian Kliens Platz in Frage zu stellen, musst du eine zwingend bessere Alternative haben. Die bietet sich von denen, die frei sind, momentan nicht an", teilte der Besitzer von zwei Formel-1-Rennställen gegenüber unseren Kollegen von 'Motorsport aktuell' mit. Sprich: Einer aus dem Duo Klien/Liuzzi wird definitiv Teamkollege von Coulthard...

