• 28.03.2012 09:49

  • von Christian Nimmervoll & Roman Wittemeier

Massa: Knochenarbeit in Maranello statt Heimaturlaub

Fast eine Sekunde durchschnittlicher Rückstand auf Fernando Alonso stellen Felipe Massa kein positives Zeugnis aus - Ursachenforschung mit den Ingenieuren

(Motorsport-Total.com) - Nach einer insgesamt enttäuschenden Saison 2011 hatte Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo Felipe Massa die Rute ins Fenster gestellt und klargemacht, dass 2012 "eine entscheidende Saison" für den Brasilianer sei. Aber bei den Grands Prix von Australien und Malaysia fiel Massa in Sachen Performance wieder enorm von Teamkollege Fernando Alonso ab und leistete sich obendrein auch noch den einen oder anderen vermeidbaren Fahrfehler.

Titel-Bild zur News: Robert Smedley und Felipe Massa

Im Kiesbett, mal wieder: Felipe Massa im Freien Training in Australien

Der Blick in die Ergebnislisten zeichnet ein düsteres Bild: Analysiert man die Zeitabstände aller zwölf bisherigen Sessions (schnellste Rennrunde eingerechnet), in denen Massa und Alonso 2012 gemeinsam angetreten sind, so beträgt der durchschnittliche Unterschied 0,923 Sekunden. Am größten war die Differenz im ersten Freien Training in Australien (2,383 Sekunden), während Massa im ersten Freien Training in Malaysia sogar ein einziges Mal die Nase vorne hatte, um 0,084 Sekunden.

Positive Tendenz in Malaysia

Immerhin ist die Tendenz positiv, denn während der Durchschnitts-Abstand in Australien noch bei 1,310 Sekunden lag, konnte ihn Massa am vergangenen Wochenende in Malaysia auf 0,535 Sekunden verringern. Besonders für seine Performance in Q1 und Q2 kassierte er Sonderlob von Renningenieur Rob Smedley, weil er lediglich 0,230 beziehungsweise 0,352 Sekunden eingebüßt hatte. Der kleine, aber feine Unterschied ist jedoch: Alonso zog ins Top-10-Finale ein und gewann den Grand Prix, während Massa als 15. leer ausging.

Doch die Kritik am zweiten Fahrer ist für Ferrari nicht neu: "Vor vier Jahren hat Kimi Räikkönen für uns in Malaysia gewonnen, aber Felipe war damals mehr oder weniger in der gleichen Situation wie heute", erinnert sich Teamchef Stefano Domenicali. "Die Zeitungen verlangten seine sofortige Ablöse, aber er konnte bestmöglich reagieren, dank der Unterstützung des Teams, die ihm dabei half, zwei der nächsten drei Rennen zu gewinnen." Nach einem selbstverschuldeten Ausfall in Malaysia stand Massa damals mit null Punkten da.

Aber: Anschließend gewann er in Bahrain, wurde er in Spanien Zweiter und feierte in der Türkei noch einen Sieg. Domenicali will nicht ausschließen, dass es seinem Schützling auch diesmal wieder gelingen wird, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen, denn: "Wir erinnern uns alle daran, wie jene Saison endete. Nämlich war der Brasilianer Weltmeister, wenn auch nur für ein paar Sekunden, während wir als Team unseren 16. Konstrukteurs-Titel eroberten", verweist er auf den dramatischen Titel-Showdown gegen Lewis Hamilton.

Ursachenforschung in Maranello

"Felipe hat seine Pläne geändert", berichtet Domenicali. "Anstatt nach Hause zu fliegen, um in Brasilien seine Familie zu sehen, wird er in Maranello sein, um gemeinsam mit den Ingenieuren zu arbeiten und in Ruhe zu analysieren, was in den vergangenen beiden Rennen schief gegangen ist. Dabei soll identifiziert werden, warum er nicht dazu in der Lage war, das zu zeigen, was er eigentlich kann. Das ist die richtige Einstellung. Wir sind jedenfalls hier und bereit, ihn zu unterstützen."

Felipe Massa

Felipe Massa im Gespräch mit seinem Renningenieur Rob Smedley Zoom

Indes verdichten sich Signale, wonach Massa zumindest noch beim Doppelpack in China (15. April) und eine Woche später in Bahrain im Ferrari sitzen wird. Denn sollte sein Cockpit tatsächlich von Sauber-Shooting-Star Sergio Perez übernommen werden, dann wäre der ideale Zeitpunkt dafür der Europa-Auftakt am 13. Mai in Spanien. Vor dem Rennen in Barcelona findet nämlich in Mugello ein dreitägiger Test aller Teams statt, bei dem mögliche Neuzugänge Gelegenheit hätten, sich mit ihrem neuen Arbeitsgerät vertraut zu machen.

Gleichzeitig sickert durch, dass von der Massa-Situation nicht nur Adrian Sutil, sondern auch ein weiterer Deutscher, nämlich Nick Heidfeld, profitieren könnte. Heidfeld gilt bei Sauber schon seit Jahren als feste Größe und pflegt auch ein gutes Verhältnis zu Ferrari-Teamchef Domenicali. Sollte für ihn eine Tür in der Formel 1 aufgehen, wäre vermutlich auch eine Freistellung von seinen Verpflichtungen beim Rebellion-Team in der Langstrecken-WM nur eine Formsache.

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