• 23.04.2009 16:47

  • von Dieter Rencken

Massa: "Es ist möglich, da rauszukommen"

Felipe Massa im Interview über die gigantische Baustelle in Abu Dhabi und seine Hoffnung auf eine Trendwende bei Ferrari in Bahrain

(Motorsport-Total.com) - Auch vor einem Jahr kam Felipe Massa ohne einen einzigen WM-Punkt auf dem Konto nach Bahrain, allerdings wurde damals in der Sakhir-Wüste das dritte und nicht schon das vierte Saisonrennen gefahren. Doch trotz der Rückschläge von Australien, Malaysia und China präsentierte sich der Ferrari-Pilot heute Nachmittag im Fahrerlager in Manama in verhältnismäßig guter Stimmung.

Titel-Bild zur News: Felipe Massa

Relaxt: Felipe Massa ist trotz der Krise bei Ferrari recht guter Dinge

Frage: "Felipe, warst du zwischen China und hier in Abu Dhabi? Wie ist die Strecke dort?"
Felipe Massa: "Ganz erstaunlich! Ich bin wirklich beeindruckt von der Strecke. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie eine so große Baustelle gesehen. 17.000 Menschen arbeiten 24 Stunden am Tag - einfach unglaublich. Natürlich ist die Strecke noch nicht fertig, denn es ist ja noch eine Baustelle, aber man kann jetzt schon erkennen, dass das einmal die beeindruckendste Strecke der Formel 1 wird."#w1#

Parallelen zum Vorjahr

Frage: "Wie weit fortgeschritten sind die Arbeiten?"
Massa: "Ziemlich weit. Es sind ja noch sieben Monate Zeit."

Frage: "Genau wie im Vorjahr kommst du ohne Punkte nach Bahrain. Damals ist dir hier mit einem Sieg die Wende gelungen. Trotzdem ist es eine andere Situation als 2008, nicht wahr?"
Felipe Massa: "Nein, unterm Strich ist die Situation ganz ähnlich. Der einzige Unterschied ist, dass derzeit niemand über meine Zukunft spekuliert, aber der Druck ist genauso da und wir müssen uns aus diesem Tal hochrappeln. Ich hoffe, dass wir von jetzt an wieder gute Rennen fahren und Siege feiern können. Natürlich stehst du unter Druck, wenn du nach drei Rennen noch keine Punkte hast, aber umso größer ist der Ansporn, uns aus dieser Krise zu erholen."

¿pbvin|512|1476||1pb¿Frage: "Dass Ferrari in den ersten drei Rennen keine Punkte geholt hat, gab es zuletzt 1981. Ist der Druck dadurch noch einmal größer?"
Massa: "Wie gesagt ist der Druck immer da, auch wenn du ein Rennen nach dem anderen gewinnst. Ich stand in meiner Karriere schon oft unter Druck, daher kann ich mit so einer Situation umgehen. Das hilft mir. Ich will hier ein konkurrenzfähiges Rennen zeigen und ab jetzt eine starke Weltmeisterschaft abliefern. Was die Zeitungen schreiben, ist unwichtig. Wichtig ist, dass wir wissen, was wir zu tun haben."

Frage: "Wie ist die Atmosphäre im Team?"
Massa: "Gut. Natürlich spürst du den Druck, aber alle sind sehr motiviert und arbeiten hart, ziehen am gleichen Strang. Insofern glaube ich an das Team und ich stehe hundertprozentig zu ihnen."

Frage: "Im Vorjahr ist dir hier mit einem Sieg die Wende gelungen. Ist das auch dieses Wochenende möglich?"
Massa: "Sag niemals nie, aber es wird sicher nicht leicht. Ich glaube schon, dass wir ein gutes Rennen zeigen können, aber ob wir es gewinnen werden oder nicht, ist eine andere Geschichte. Ich traue uns zu, gute Punkte zu holen und die Weltmeisterschaft zu eröffnen. Im Moment sind wir da ja noch nicht drin."

Frage: "Was sind die größten Schwächen eures Autos?"
Massa: "Wir müssen die Performance verbessern, aber auch die Zuverlässigkeit. Das sind unsere Hauptprobleme, aber wir haben einige gute Ideen, die uns nach vorne bringen müssten. Es sind ein paar Aeroteile in der Pipeline und wir haben hier KERS wieder an Bord, was ein bisschen Performance bringen müsste. Es gibt also ermutigende Anzeichen, aber wir wissen natürlich nicht, was die anderen machen - die arbeiten auch sehr hart. Wir müssen unser Bestes geben, um aus diesem schwierigen Moment herauszukommen."

Schon früher Krisen durchgemacht

Frage: "Du kennst solche Momente aus deiner Sauber-Zeit. Fällt es dir deswegen heute leichter, die Probleme zu überwinden?"
Massa: "Vielleicht. Ein großes Team wie Ferrari weiß einfach besser als ein kleines Team, wie man ein gutes Auto bauen muss. So gesehen kann man sagen, die kleinen Teams wissen mit solchen Durststrecken besser umzugehen, aber die großen Teams haben mehr Möglichkeiten, sie zu beenden. Ich bin mir sicher, dass wir uns steigern werden, denn wir haben gute Leute im Team. Das ist das Wichtigste."


Fotos: Ferrari, Großer Preis von Bahrain, Pre-Events


Frage: "Wie schwierig ist es, in so einer Situation ruhig zu bleiben und nicht in Panik zu verfallen?"
Massa: "Natürlich ist das schwierig, aber wir halten zusammen und wir sind sehr motiviert, gute Arbeit zu leisten. Ja, es ist keine leichte Situation, aber es ist möglich, da wieder rauszukommen."

Frage: "Von Michael Schumacher hast du viel darüber gelernt, ein Team anzuführen. Wie teilst du dir da die Arbeit mit Kimi Räikkönen auf, wie muss ich mir das vorstellen?"
Massa: "Ich gebe natürlich immer mein Bestes. Kimi ist keiner, der viel spricht, daher ist es schwierig, mit ihm darüber zu sprechen. Ich will aber allen im Team helfen, ein gutes Auto zu bekommen, nicht nur meiner eigenen Crew. Wir arbeiten hart und wir sprechen teamintern viel, tauschen uns aus, um die Situation zu verbessern. Zu zeigen, dass man ein guter Anführer ist, ist jetzt besonders wichtig. Das Team vertraut mir und ich vertraue dem Team. Das ist sehr wichtig."

Frage: "Du hast vorhin KERS erwähnt. Welche KERS-Strategie habt ihr für dieses Wochenende gewählt und warum?"
Massa: "Ich werde morgen mit und Kimi wird ohne KERS fahren, damit wir vergleichen können. Kimi wird sich dann entscheiden, ob er es am Samstag verwenden will oder nicht. Was mich angeht, so werde ich sehr wahrscheinlich das ganze Wochenende damit fahren - außer es tritt irgendein Problem auf."

Frage: "Durch den Ein- und Ausbau von KERS werden alle Setupdaten vom Freitag praktisch unbrauchbar. Ist das nicht ein größerer Nachteil, als KERS kompensieren kann?"
Massa: "Ich habe ja nicht vor, KERS wieder auszubauen. Ich werde mich morgen auf mein Setup konzentrieren. Außerdem sind Ballast und KERS in manchen Autos ganz unterschiedlich untergebracht, während die Position bei uns ähnlich ist. Bei uns ist die Balance meistens gleich, ob nun mit oder ohne KERS. Daher ist KERS für uns sehr wichtig, speziell auf einer Strecke wie hier, die viel Motorleistung erfordert."