• 30.09.2011 09:20

Mass wird 65: "Mich befriedigt, dass ich überlebt habe"

Rennfahrer Jochen Mass feiert seinen 65. Geburtstag - Nach 42 Jahren Motorsport ist der Grand-Prix- und Le-Mans-Sieger vor allem dankbar

(Motorsport-Total.com/SID) - Wenn der ehemalige Formel-1-Fahrer Jochen Mass am Freitag ganz in Ruhe im Kreise seiner Familie und mit einigen Freunden seinen 65. Geburtstag feiert, ist er vor allem froh, überlebt zu haben. "Beinahe zählt im Rennsport nicht. Entweder man überlebt oder nicht", sagte der Wahl-Franzose: "Es befriedigt mich, dass ich die ganzen Jahre weitestgehend gesund überstanden habe."

Titel-Bild zur News: Jochen Mass

Jochen Mass gelang in seiner Formel-1-Karriere ein Grand-Prix-Sieg

Mass feierte einen Sieg in 105 Formel-1-Rennen, gewann den legendären Langstreckenklassiker in Le Mans und ist bis heute der Star bei vielen Oldtimerrallyes - seine Begeisterung für den Motorsport entdeckte er aber nur durch einen Zufall. "Eine befreundete Lehrerin hat mich damals mit zum Eberbacher Bergrennen genommen. Sie war Streckenposten und wir haben gemeinsam in einer Kurve gesessen. Der besondere Geruch und die tollen Geräusche haben mich einfach
fasziniert."

Tragischer Sieg

Mass begann seine Laufbahn 1968 mit Tourenwagen-Läufen für Alfa Romeo. 1973 debütierte der in Dorfen bei München geborene Mass beim Grand Prix von Großbritannien in der Formel 1. In Silverstone schied er allerdings nach einer Massenkarambolage in der ersten Runde aus. "Schwere Unfälle gehörten früher beinahe zur Tagesordnung. Das war schon eine gefährliche Zeit, aber damit musste man umgehen", erklärt Mass.

Auch sein einziger Sieg in der Königsklasse im April 1975 auf dem gefährlichen Stadtkurs von Montjuic in Barcelona war überschattet von einem tragischen Unfall, bei dem fünf Zuschauer und Streckenposten starben. Der in Führung liegende Rolf Stommelen war mit seinem Boliden von der Strecke abgekommen und in die Zuschauermenge geschleudert worden.

"Das war schon eine gefährliche Zeit, aber damit musste man umgehen." Jochen Mass

Mass bekam im McLaren als Sieger nur die Hälfte der Punkte, es war das letzte Stadtrennen in Barcelona. "Das war sehr unglücklich und traurig genug. Da fährst du vorbei und sagst, gefährlich ist das schon, was du machst", so Mass, der damals als zweiter Deutscher überhaupt (zuvor nur Wolfgang Graf Berghe von Trips) ein Rennen in der Formel 1 gewann.

Triumph bei den 24 Stunden von Le Mans

Drei Jahre später überlebte der Seemann, der bei der Handelsmarine ausgebildet worden war, einen schweren Testunfall in Silverstone: "Ich lag im Krankenhaus, hatte auf der linken Seite alles gebrochen und die Lunge kaputt. Da habe ich mir gedacht, das kann doch nicht sein." 1982 stieg Mass aus der Formel 1 aus und in den Sportwagen ein. Gemeinsam mit Manuel Reuter und Stanley Dickens gewann er 1989 im Sauber-Mercedes C9 das 24-Stunden-Rennen von Le Mans.

Auch nach Ende seiner aktiven Karriere war Mass ständig in Bewegung. Bei dem Versuch, den Atlantik mit einer Roziere (Ballon mit Heißluft und Gas) zu überqueren, musste er 1992 notwassern. "Es herrschte Windstärke sieben, das war schon ganz schön spannend", erklärt Mass, der anschließend von einem 170.000-Tonnen-Tanker aus Indien geborgen worden war.

Nach wie vor aktiv

Seine Liebe zum Motorsport hat Mass in seinem Buch "Auf der Ideallinie in die Freiheit" zum Ausdruck gebracht: "Ich habe dem Motorsport viel zu verdanken, er hat mir sehr viele Freiheiten geschenkt." Als Markenbotschafter für Mercedes-Benz ist Mass bei Motorsport-Veranstaltungen ein gern gesehener Gesprächspartner. Darüber hinaus nimmt er an zahlreichen Oldtimerrallyes, wie etwa der legendären Mille Miglia oder dem Goodwood-Festival, teil.

Seit mehr als 40 Jahren ist Mass auf den Rennstrecken und Straßen der gesamten Welt unterwegs, ans Aufhören denkt er noch lange nicht: "Es bereitet mir nach wie vor einen riesigen Spaß, ich liebe den Motorsport und die Ästhetik des Autofahrens. Erst wenn ich merke, dass ich abbaue und mich nicht mehr wohl fühle, werde ich mich nicht mehr hinters Lenkrad setzen."

"Erst wenn ich merke, dass ich abbaue und mich nicht mehr wohl fühle, werde ich mich nicht mehr hinters Lenkrad setzen." Jochen Mass