Marussia sorgt für zypriotische Formel-1-Premiere

Während Max Chilton in Silverstone vom Technikpech verfolgt wurde, nahm mit GP3-Pilot Tio Ellinas erstmals ein Zypriote an einem Formel-1-Test teil

(Motorsport-Total.com) - Marussia startete mit zwei Piloten in den Young-Driver-Test in Silverstone: Am Vormittag sorgte Tio Ellinas dafür, dass erstmals ein Zypriote ein Formel-1-Auto steuert, am Nachmittag durfte Stammpilot Max Chilton ins Lenkrad greifen. Das Ergebnis mutet überraschend an: Weniger, dass sich die beiden Fahrer am Ende der Zeitenliste wiederfinden, sondern, dass der Debütant am Ende deutlich vor Chilton landete.

Titel-Bild zur News: Tio Ellinas

Der erste Formel-1-Zypriote Tio Ellinas erlebte einen problemlosen Test Zoom

Ellinas fuhr in 36 Runden eine persönliche Bestzeit von 1:36.676 Minuten, Chilton kam in 27 Umläufen nur auf eine Bestmarke von 1:38.347 Minuten. Zum Vergleich: Der schnellste Mann des Tages, Kevin Magnussen im McLaren, absolvierte die Runde in Silverstone in 1:33.602 Minuten. Marussia nennt als Erklärung für Chiltons Rückstand, dass dieser wegen eines Problems mit der Standard-Elektronik bloß eine Stunde lang zum Fahren kam und somit unter seinen Möglichkeiten blieb.

Bei Ellinas lief hingegen alles glatt: Der 21-Jährige, der sich vor einem Monat beim Geradeaus-Test in Kemble einen ersten Eindruck vom MR02 verschaffte, konnte sich in Silverstone zunächst mit den Systemen vertraut machen, ehe er KERS und DRS ausprobierte und einige Systemchecks absolvierte.

Kulturschock für Ellinas

Der GP3-Meisterschafts-Leader, der dort für das Marussia-Juniorteam antritt, spricht nach seiner Feuertaufe vom "besten Augenblick meines Lebens. Das war eine fantastische Erfahrung, die ich ewig in Erinnerung behalten werde. Ich bin stolz, dass ich mein Land repräsentieren darf und dass mich die Menschen in Zypern so unterstützen."

Ellinas saß zwar in Kemble bereits im Auto, "aber das war das erste Mal, dass ich mit einem Formel-1-Auto auf einer echten Rennstrecke gefahren bin, also fühlte es sich auch allgemein wie das erste Mal an. Zu Beginn des Tages musste ich mich eingewöhnen. Ich habe zwar natürlich etwas Erfahrung mit dem komplexen Lenkrad, es war aber trotzdem sehr viel auf einmal, womit ich zurechtkommen musste. Ich habe auch KERS und DRS erstmals benutzt, und man muss in einer Runde an so viele Dinge denken."

Dennoch fühlte sich der Youngster im Laufe des Tages immer wohler: "Ich habe bald Selbstvertrauen entwickelt, und nach ein paar Einrunden-Runs machte ich mit längeren Versuche weiter, und ich begann langsam damit, eine ganze Runde hinzubekommen. Ich bin mit meiner heutigen Performance glücklich, und auch das Team scheint mit mir glücklich zu sein. Ich habe großartiges Feedback und Unterstützung von ihnen erhalten, wofür ich gar nicht dankbar genug sein kann. Alles lief nach Plan, daher hätte ich mir nicht mehr wünschen können. Jetzt werde ich versuchen, mich wieder auf die GP3 und auf meine Saisonziele zu konzentrieren."

Tio Ellinas

Tio Ellinas posiert voller Stolz vor dem Marussia-Boliden Zoom

Chilton im Pech

Chilton, der wegen Technikpechs erst mit großer Verspätung in den Testtag ging, konzentrierte sich auf Reifentests - als Stammpilot durfte er schließlich keine Aerodynamik-Vergleichstests durchführen: "Mein Nachmittags-Programm war wegen eines Problems mit der Standard-Elektronik nur sehr kurz, daher hatte ich nicht viel Zeit im Auto - nur 58 Minuten", klagt er.

"Zumindest konnten wir einige der geplanten Arbeiten mit den Reifen durchführen - und da ist jede Runde nützlich", sieht er trotz der Probleme positive Aspekte. "Wir haben nun eine weitere lange Rennpause, aber ich habe gute Erinnerungen an Ungarn, wo ich im Vorjahr meinen GP2-Sieg gefeiert habe, also freue ich mich wirklich auf die Rückkehr in der kommenden Woche. In der Zwischenzeit findet das Moskau City Racing statt, ich werde morgen anreisen."


Fotos: Marussia, Young-Driver-Test in Silverstone, Mittwoch


Booth lobt Ellinas und beklagt Elektronik-Probleme

Teamchef John Booth zieht nach dem ersten Testtag eine zwiespältige Bilanz: "Der Tag hatte zwei Seiten: Das gesamte Team war zufrieden, Tio heute Morgen als Belohnung für seine sehr starke GP3-Debütsaison im Auto zu sehen. Er legte einen guten Start hin, führte wie in Kemble ein paar Aerodynamik-Messungen durch, dann absolvierte er ein paar gezeitete Runden. Für die jungen Fahrer ist es eine große Sache, von der GP3 in die Formel 1 aufzusteigen und dann nicht nur mit viel mehr Leuten, sondern auch mit viel komplizierteren Systemen im Auto zu arbeiten. Trotzdem hat Tio das alles auf seine Art bewältigt und die Vorgabe erreicht, sich in jedem Versuch zu verbessern. Er absolvierte zwei gute Qualifying-Simulationen auf Soft-Reifen."

Max Chilton

Max Chilton kam wegen Problenen mit der Standard-Elektronik kaum zum Fahren Zoom

Am Nachmittag geriet das Marussia-Programm ins Stocken, wie Booth bestätigt: "Der Mittagsplan war es, die Fahrer zu wechseln und am Nachmittag mit einem Reifentest für Pirelli weiterzumachen, aber leider hatten wir zahlreiche Probleme mit der Standard-Elektronik. Das Team hat mit McLaren Electronic Systems hart gearbeitet, um die Probleme zu lösen - dennoch gibt es immer noch offene Fragen. Leider wurde Max' Reifen-Testprogramm am Nachmittag massiv beeinträchtigt, obwohl wir Pirelli immerhin mit einigen Informationen über den neuen Hard-Reifen bedienen konnten."