• 14.03.2012 17:05

  • von Roman Wittemeier

Marussia: Es ist erst einmal ein CFD-Auto

Bei Timo Glocks Team Marussia werden die Ergebnisse der Arbeit von Pat Symonds erst später zu sehen sein: Kleine Verzögerungen haben große Auswirkungen

(Motorsport-Total.com) - Der Crashtest am Heck hat Marussia den gesamten Zeitplan durcheinander gebracht. Das britisch-russiche Team um den deutschen Piloten Timo Glock fiel dreimal durch die Prüfung und konnte somit nicht an den offiziellen Testfahrten vor dem Abflug in Richtung Melbourne teilnehmen. Erst im Rahmen eines Filmdrehs in Silverstone konnte Glock (mit Demoreifen) ersten Kontakt zu seinem neuen Arbeitsgerät aufnehmen. Die eigentliche Arbeit beginnt in den Trainings in Australien.

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Marussia hat über den Winter eine technische Wende vorbereitet

"In der Formel 1 reichen kleinste Verzögerungen aus. Ganz schnell kann man gewisse Deadlines nicht mehr einhalten", beschreibt Marussia-Geschäftsführer Graeme Lowdon gegenüber 'Autosport'. "Man darf nicht vergessen, dass wir in der zweiten Jahreshälfte 2011 eine weitere Fabrik aufbauen mussten. Als alle aus Brasilien zurückkamen, stand der Umzug an. Seit dem ersten Januar sind dort alle untergebracht. Unterdessen musste eine Designabteilung aufgebaut und ein Fahrzeug entworfen werden."

Nachdem man sich vom früheren Technikchef Nick Wirth getrennt hatte, übernahm Pat Symonds die technische Verantwortung. Der erfahrene Ingenieur musste jedoch erst ein entsprechendes Team um sich scharen. Manche Neuzugänge mussten aufgrund von Sperrklauseln ein halbes Jahr warten, bis sie mit der Arbeit bei Marussia beginnen konnten. Der Neuaufbau hat viel Zeit und Kraft gekostet. Nun will man sich solide nach vorne arbeiten.

"Die Situation, die wir nun vor dem ersten Saisonrennen erleben, ist kaum anders als im Vorjahr. 2011 hatten wir zwar an drei Tests teilgenommen und viele Kilometer abgespult, aber Fortschritte sind uns mit dem schlechten Auto nicht wirklich gelungen. Erst am letzten Testtag in Barcelona haben wir damals vielleicht ein wenig zulegen können", erklärt Teamchef John Booth. "Letztlich sind wir aber - genauso wie heute - eigentlich bei null angefangen."


Fotos: Großer Preis von Australien, Pre-Events


"Im vergangenen Jahr waren wir zuverlässig. Diesbezüglich müssen wir jetzt natürlich noch etwas nachholen. Wir haben noch kein Basissetup, haben die Bodenfreiheit noch nicht austariert. Wir sind also zunächst noch weit davon entfernt, das volle Potenzial des Autos abzurufen", sagt der Brite. Alles neu macht der Mai - so lautet das Marussia-Motto 2012. "Ursprünglich waren wir nicht unbedingt die größten Freunde vom Test in Mugello mitten in der Saison. Aber jetzt ist dieser Test für uns natürlich ein Geschenk", so Booth.

Das CFD-Experiment mit Nick Wirth gilt als gescheitert. Mit Pat Symonds will man die bewährten Entwicklungswege beschreiten. "Wir hatten keinen Modellbauer, keine Werkstatt und keine entsprechenden Werkzeuge. Kurz vor Weihnachten waren wir mit dem alten Auto im Windkanal, jetzt gab es ein paar Durchläufe mit dem neuen Auto. Die Ergebnisse wird man frühestens in Barcelona sehen können", so Booth. Lowdon schmunzelt: "Das ist schon interessant. Wir gehen jetzt erst einmal wieder mit einem reinen CFD-Auto an den Start, das noch keine Erkenntnisse aus dem Windkanal in sich trägt."