• 06.05.2009 10:37

Marquardt: "Unser Teamgeist ist großartig"

Jens Marquardt über seinen neuen Job als Toyota-Teammanager, den anstregenden Saisonstart und die Vorfreude auf die Europa-Rennen

(Motorsport-Total.com) - Seit Saisonbeginn ist Jens Marquardt der neue Teammanager des Toyota-Teams. Im Interview erzählt der Ingenieur von den speziellen Herausforderungen seiner neuen Aufgabe, den gelungenen Saisonstart und seiner bisherigen beruflichen Laufbahn.

Titel-Bild zur News: Timo Glock, Manama, Bahrain Sakhir Circuit

Marquardt: "Der Saisonstart ist immer besonders arbeitsreich"

Frage: "Jens, mit welchen Aufgaben wirst du jetzt, als Teammanager, konfrontiert?"
Jens Marquardt: "Grundsätzlich ist es mein Job dafür zu sorgen, dass alle betrieblichen Abläufe im Team reibungslos funktionieren und mit der FIA in sportlichen und logistischen Fragen zusammenzuarbeiten. An den Rennwochenenden bin ich für die Abläufe an der Strecke verantwortlich. Ich bin also in alle Teile der Team-Arbeit involviert, von den Boxenstopps, über die Einteilung der Fahrer, bis hin zum Catering - alle."#w1#

"Ich brauche einen vollständigen Überblick über die Aufgaben des gesamten Teams. Dadurch kann ich sicherstellen, dass alle die bestmöglichen Arbeitsbedingungen haben. In Bezug auf die FIA ist es einerseits meine Aufgabe, sicherzustellen, dass das Team die Regeln einhält, und andererseits alle möglichen sportlichen und logistischen Fragen zu diskutieren."

Frage: "Das klingt nach jeder Menge Arbeit. Schüchtert dich diese Herausforderung nicht ein?"
Marquardt: "Es ist zwar ganz bestimmt eine Herausforderung, aber ich würde sagen, dass ich davon eher angespornt als eingeschüchtert bin. Es ist viel zu tun, das ist klar, und die Anforderungen sind hoch. Aber es ist letztendlich sehr befriedigend. Ich genieße meinen Job und ich mag es, einen neuen Tag vor mir zu haben, an dem ich an der Spitze der Automobil-Entwicklung arbeiten kann. Das ist sehr motivierend."

Vorbereitung auf Europa-Rennen ist einfacher

Frage: "Deine ersten Rennen als Teammanager beinhalteteten jeweils zwei Rennwochenenden, die direkt aufeinander folgten, und die längste Reise der gesamten Saison. War das ein schwieriger Start?"
Marquardt: "Es wäre natürlich einfacher gewesen eine kurze Fahrt nach Spa oder zum Nürburgring zu koordinieren. Aber diese bunte Abwechslung ist es eben, welche die Formel 1 so interessant macht. Auch wenn ich in diesen speziellen Job neu bin, so hat das Team doch reichlich Erfahrung wenn es um den Transport von Rennwagen, Ausrüstung und Mitarbeitern von einer Strecke zur nächsten innerhalb weniger Tage geht. Dafür braucht es eine gute Planung und viel harte Arbeit von den Jungs an der Strecke, aber es ist alles glatt gelaufen."

Frage: "Ist es einfacher sich auf den Grand Prix von Spanien vorzubereiten, jetzt, wo wir wieder in Europa starten?"
Marquardt: "Grundsätzlich sind die Europa-Rennen einfacher, da wir dort unser Motorhome und unsere Lastwagen mit der technischen Ausrüstung haben. Das bedeutet, dass wir sicher sein können, exakt die Arbeitsumgebung vorzufinden, die nötig ist und die für alle Teammitglieder am vertrautesten ist. Aber das erste Europa-Rennen ist logischerweise das erste Rennen mit der neuen Ausrüstung, deshalb bin ich mir sicher, dass es ein oder zwei Kinderkrankheiten geben wird, das ist unvermeidlich. Keine zwei Rennen oder Strecken sind gleich, also muss ich für alles gerüstet sein."


Fotos: Toyota, Großer Preis von Bahrain


Frage: "Wie geht es dir jetzt, wo deine erste Saison als Teammanager gestartet ist?"
Marquardt: "Es ist eine große Ehre vom Team diese Verantwortung übertragen zu bekommen und ich genieße die Herausforderung. Die Vorbereitung auf die Saison war eine arbeitsreiche Zeit für jedem im Team und speziell für mich, da man sich mit vielen neuen Informationen und Prozessen auseinandersetzen und vertraut machen muss."

"Der Saisonstart ist immer besonders arbeitsreich, ganz besonders für mich als Teammanager während der ersten Rennen der Saison. Aber jetzt geht es etwas ruhiger zu und es war natürlich sehr befriedigend von den ersten vier Rennen gleich mit drei Podestplatzierungen nach Hause zu kommen. Unser Teamgeist ist großartig und die Jungs haben wirklich einen tollen Job gemacht, weshalb sie in diesem Jahr ein paar weitere Pokale verdient hätten."

Frage: "Warst du schon immer ein Motorsportfan?"
Marquardt: "Als ich aufgewachsen bin war ich eigentlich mehr an Flugzeugen interessiert und ich habe ja auch Luft- und Raumfahrttechnik studiert. Mein Bruder ist Pilot geworden und als Kinder sind wir oft auf Flugplätze gegangen und haben den Flugzeugen beim Starten und Landen zugesehen. Ich bin nach wie vor davon beeindruckt, dass so viele Tonnen Metall fliegen können! Ich bin zwar nicht der typische Bastler mit einem Oldtimer in der Garage, aber ich habe meine gesamte berufliche Laufbahn in der Autoindustrie verbracht."

Jarno Trulli, Timo Glock, Tadashi Yamashina

Marquardt: "Die Jungs haben wirklich einen tollen Job gemacht" Zoom

Frage: "Kannst du uns von deiner bisherigen Laufbahn ein wenig mehr erzählen?"
Marquardt: "Ich fing an in der Autoproduktion, als Ingenieur für Auspuffanlagen, Katalysatoren und, später, Direkteinspritzung. Aber nach etwa zwei Jahren hatte ich die Möglichkeit in den Motorsport zu wechseln. Da das schon immer eine Leidenschaft von mir war, fiel mir die Entscheidung natürlich leicht. Ich arbeitete dann bei Ilmor als Entwicklungsingenieur für die Formel-1- und CART-Projekte. Von 1999 bis 2000 arbeitete ich dann in den USA, um die CART-Teams direkt an der Strecke beim Betrieb unserer Ilmor-Motoren zu unterstützen."

"Das war eine tolle Erfahrung, aber dann hatte ich die Möglichkeit zurück nach Deutschland zu ziehen und von Beginn an beim Formel-1-Projekt von Toyota dabeizusein. Es war fantastisch Teil der Gruppe zu sein, die Toyotas ersten Formel-1-Motor entwickelt hat. Danach war es sehr schön beim Aufbau unserer Motorenunterstützung für Williams involviert zu sein und diese Beziehung als Manager für den Kundenmotor zu entwickeln. Ich habe meine bisherigen Erfahrungen bei Toyota sehr genossen, da ich das Gefühl habe mit dem Team gewachsen zu sein."