Marko kritisiert Vettel für "unnötige" Freitags-Unfälle
Sebastian Vettel absolvierte 2011 ein nahezu perfektes Jahr, doch Red-Bull-Motorsport-Konsulent Helmut Marko übt wegen der Fehler in den Freitagtrainings leise Kritik
(Motorsport-Total.com) - Sebastian Vettel fuhr 2011 eine nahezu perfekte Saison. Der Heppenheimer zeigte nur bei seinem Heimrennen auf dem Nürburgring leichte Schwächen, als er seine einzige Zielankunft außerhalb der Podestplätze verzeichnete. Doch wer den zweifachen Weltmeister kennt, der weiß genau, dass er auch in einem Jahr wie diesem noch Raum für Verbesserungen findet.

© xpb.cc
Helmut Marko meint, dass Sebastian Vettel noch nicht den Zenit erreicht hat
Interessanterweise gilt dies aber nicht nur für Vettel, sondern auch für Red-Bull-Motorsport-Konsulent Helmut Marko. Auf die Frage, was der Red-Bull-Star noch lernen kann, meint der Österreicher: "Ich würde mit dem Freitagtraining anfangen. Da hat er in diesem Jahr viermal unnötig das Auto hinausgeschmissen."
Tatsächlich patzte Vettel in Istanbul, Kanada, Japan, und Abu Dhabi im Freien Training und landete in den Leitplanken. "Gott sei Dank hat er dann jedesmal das Rennen gewonnen, also haben wir das schon als gutes Omen gesehen", lacht Marko. Doch der enge Vertraute von Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz irrt: In Kanada musste sich Vettel in der letzten Runde Jenson Button geschlagen geben, in Japan wurde er "nur" Dritter.
Freitag-Crashes: Lob und Tadel für Vettel
Dennoch ist Markos Erkenntnis grundsätzlich richtig: Vettel litt kaum unter den Unfällen am Freitag, obwohl er dadurch meist viel Trainingszeit verloren hatte. "Ich glaube, das ist seine Stärke, denn in einem solchen Fall verliert man Trainings- und Abstimmungszeit, aber wann immer es solche Tiefs gibt, erholt sich sowohl das Team als auch Sebastian", sagt Marko.
Auch Teamchef Christian Horner lobt gegenüber 'ServusTV' seinen Starpiloten: "Dieses Jahr war wirklich phänomenal für Sebastian. Er hat makellose Rennen hingelegt, elf Siege geholt. Er hat in jedem Rennen in dieser Saison das Feld irgendwann einmal angeführt. Er war in jedem Rennen bis auf eines auf dem Podest. Das ist einfach er - er pusht immer, versucht immer noch besser zu werden."
Marko führt die tollen Ergebnisse 2011 vor allem darauf zurück, dass Vettel und das Team in der ersten Titelsaison 2010 wichtige Lektionen gelernt haben. "Wir hatten in diesem Jahr kein so überlegenes Auto wie im Vorjahr", meint der 68-Jährige. "Trotzdem haben wir bessere Ergebnisse erzielt. Das ist darauf zurückzuführen, dass Sebastian reifer ist und dass wir von der Strategie her kaum Fehler gemacht haben. Wenn es einmal nicht optimal lief wie beispielsweise in China mit dem defekten Boxenfunk, konnten wir trotzdem ein respektables Ergebnis herausfahren."
Red Bull: Noch Luft nach oben?
Und noch etwas darf laut dem Österreicher nicht vergessen werden: "Die Haltbarkeit. Wir haben keinen einzigen signifikanten technischen Defekt gehabt, weder im Training noch im Rennen." Den Reifenschaden Vettels in Abu Dhabi, der ihn bereits in der zweiten Kurve aus dem Rennen riss, lässt Marko nicht als Red-Bull-Panne gelten, obwohl es die Vermutung gibt, dass er auf die heißen Auspuffgase zurückzuführen ist: "Der Reifen liegt glaube ich außerhalb unseres Einflussbereichs."
Nach dem Zitter-WM-Triumph hat Red Bull also 2011 den nächsten Schritt gemacht und den Titel in souveräner Manier sichergestellt. Doch in welchen Bereichen kann sich das Team jetzt noch verbessern? "Natürlich lernt man immer aus den Rennen, in denen man verliert und auch in denen man gewinnt und man versucht, diese Erfahrungen für die Zukunft umzusetzen und das wollen wir als Team 2012 erreichen", antwortet Horner.
Derzeit mahnt der Brite aber sein Team an, sich auf die Saisonpremiere in Melbourne zu konzentrieren und nicht über eine erneute Titelverteidigung nachzudenken: "Es ist schon ein bisschen gefährlich, zu weit in die Zukunft zu blicken. Das nächste Rennen für uns steht in 100 Tagen in Melbourne an, das ist nicht mehr lange hin, und da haben wir dann ein ganz neues Auto unter uns und werden wieder von Null anfangen. Wir wollen auf dem Erfolg dieses Jahres aufbauen."

