• 29.10.2012 11:54

Marko: "Appellieren an die Vernunft unserer Fahrer"

Helmut Marko hofft, dass Mark Webber in den letzten drei Saisonrennen keinen Unsinn macht und seinen Red-Bull-Teamkollegen Sebastian Vettel unterstützt

(Motorsport-Total.com/SID) - Als Motorsportkonsulent ist Helmut Marko der vielleicht mächtigste Mann des Formel-1-Teams Red Bull. Im Interview verrät der gelernte Jurist aus Österreich, warum er noch ein wenig Sorge um den dritten WM-Titel von Sebastian Vettel hat, warum er sich über die Gerüchte über dessen angeblichen Wechsel zu Ferrari so geärgert hat und wie er das gespannte Verhältnis zwischen Vettel und Teamkollege Mark Webber beurteilt.

Titel-Bild zur News: Helmut Marko und Sebastian Vettel

Helmut Marko glaubt, dass jemand versucht, Unruhe ins Team zu bringen

Frage: "Herr Marko, bewundern Sie nach dem vierten Sieg in Folge die Nervenstärke von Sebastian Vettel?"
Helmut Marko: "Er hatte die Pole-Position und den Start gewonnen, von daher war es in Indien keine Frage der Nerven."

Frage: "Aber die WM schien angesichts von 44 Punkten Rückstand fast schon gegen Sebastian Vettel entschieden, er hätte keinen einzigen Fehler mehr machen dürfen und nun fährt er wie ein Uhrwerk..."
Marko: "Wir alle, das ganze Team hat gesagt, wir geben nicht auf, solange es noch die Chance auf den Titel gibt. Dass sich das Blatt so schnell wendet, freut uns natürlich. Das hätten wir selbst nicht erwartet."

Frage: "Haben Sie denn noch Bedenken, dass es sich in den letzten drei Rennen nochmal wendet und Fernando Alonso die 13 Punkte auf Vettel aufholt?"
Marko: "Selbstverständlich. Es geht schon die ganze Saison ausgesprochen knapp zu. Ferrari war auf den harten Reifen in Indien sogar schneller als wir. Und 13 Punkte Vorsprung sind bei 75 Punkten, die noch zu vergeben sind, nicht viel. Ein vierter Platz, und der Vorsprung ist weg - auch wenn es natürlich deutlich besser ist als 44 Punkte Rückstand."

Frage: "Sebastian Vettel hat sich sehr über die Gerüchte seines angeblichen Wechsels zu Ferrari geärgert und sie als 'Bullshit' bezeichnet. Wie sehr haben Sie sich über dieses Störfeuer geärgert?"
Marko: "Sehr. Das war absolut unnötig. Da wollte jemand einfach nur Unruhe bei uns stiften."


Fotos: Red Bull, Großer Preis von Indien, Sonntag


Frage: "Ferrari?"
Marko: "Ich weiß nicht, woher es kam. Ich weiß nur, dass es sich leider verbreitet hat, obwohl es ohne jeden Wahrheitsgehalt ist. Sebastian hat bei uns einen sattelfesten Vertrag bis einschließlich 2014. Und Seb ist auch kein dummer Mensch. Er wird sich nicht Alonso, der bei Ferrari bis 2016 fix ist, als Teamkollege antun."

Frage: "Mit dem jetzigen ist es aber auch nicht immer leicht. Mark Webber hat vor dem Rennen gesagt, dass er keine Teamorder unterstützt und musste Alonso dann auf Platz zwei vorbeiziehen lassen."
Marko: "Mark hat ein sehr gutes Rennen gefahren, dann ist leider sein KERS ausgefallen, sonst hätte Alonso ihn nicht überholt."

Frage: "Nun hat Webber 73 Punkte Rückstand auf Vettel. Muss er da angesichts der zu vergebenden 75 Punkte in den letzten Rennen nicht uneingeschränkt für Vettel fahren?"
Marko: "Wir haben immer gesagt, wir appellieren an die Vernunft unserer Fahrer. Und beide haben in den vergangenen Wochen - in Indien bis zu Marks KERS-Ausfall und auch schon in Korea und Japan - gezeigt, dass sie konstruktiv zusammenarbeiten und sich respektieren. Es ist wichtig, dass nichts auf Kosten des Teams geht."

Frage: "Sie wurden zuletzt mit den Worten zitiert, dass Ihr Team immer das Ungewöhnliche will - und der Gewinn nur eines Titels gewöhnlich sei. Stimmt dieses Zitat?"
Marko: "Red Bull will immer das Maximum, natürlich wollen wir beide Titel. Der Konstrukteurstitel ist auch sehr wichtig für uns, weil es dann für alle einen Bonus gibt. Und außerdem: Wenn man nur einen Titel holt, geht wieder die Diskussion los, welcher wichtiger ist. Also gewinnen wir am besten einfach beide, dann müssen wir uns keinen Kopf machen."

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