Marc Surer: Ferrari-Kritiker sollten den Mund halten!

Experte Marc Surer ärgert sich über den Reflex, dass jedem erfolgreichen Team sofort Tricksereien unterstellt werden, und nimmt Ferrari in Schutz

(Motorsport-Total.com) - Das Spielchen ist so alt wie die Formel 1 selbst: Kaum schafft ein Team den Sprung an die Spitze, werden Verdächtigungen der Konkurrenz laut. Ferrari trickst damit, Öl zum Benzin zu mischen, Ferrari zapft unerlaubterweise zu viel Strom im Hybridsystem an, Ferrari dies, Ferrari jenes. Dabei, findet unser Experte Marc Surer, sollten die Ferrari-Kritiker die Leistung der Scuderia anerkennen und endlich mal den Mund halten!

Titel-Bild zur News: Marc Surer

Marc Surer findet, dass die Ferrari-Kritiker ihre Worte mäßigen sollten Zoom

"Wenn ein Auto mal schneller ist ein Mercedes, dann ist es illegal. Sowas Idiotisches kann nur aus Deutschland kommen!", ärgert sich der ehemalige TV-Experte im Sommerinterview des Formel-1-Podcasts 'Starting Grid'. Diese Gerüchteküche sei "gesteuert", ist er sich sicher: "Damals mit der Ölverbrennung, da hat man immer auf Ferrari gezeigt. Wer hat damit angefangen? Mercedes! Und zwar schon lange."

"Ich weiß das von einem Kundenteam, die damit ja leben mussten, dass sie Öl verbrennen müssen oder können. Sie haben damit angefangen, und Ferrari hat es dann halt gelernt und kopiert - und sind jetzt auf dem gleichen Niveau. Das ist etwas, was mich stört, dass jetzt plötzlich der Ferrari immer angezweifelt wird, weil sie jetzt auch einen guten Motor haben."

Unstrittig ist aus Surers Sicht, dass Ferrari 2018 konkurrenzfähiger ist als 2017, auch wenn Sebastian Vettel vor dem Grand Prix von Belgien in Spa-Francorchamps (Formel 1 2018 live im Ticker) 24 Punkte Rückstand auf Mercedes-Star Lewis Hamilton hat. Ferrari hat auch im Vorjahr gute Ansätze gezeigt, besonders im ersten Saisonabschnitt. Doch aus eigener Kraft wirkt das Team jetzt noch stärker.

"Vergangenes Jahr kam Ferrari einfach besser mit den Reifen zurecht, hat die Reifen viel besser geschont", analysiert Surer. "Aber diesmal hat man wirklich das Gefühl, dass Ferrari technisch und motorenmäßig auf dem gleichen Niveau fährt. Deshalb können wir uns auf die zweite Saisonhälfte freuen."

Insbesondere im Bereich Motorleistung hat Ferrari große Fortschritte gemacht. Im Paddock herrscht fast schon Konsens darüber, dass der Ferrari-Motor mehr PS abrufen kann als der Mercedes. Surer versucht zu erklären: "Ich denke, es sind zwei Sachen zusammengekommen. Ferrari hat definitiv gleichgezogen. Dass Mercedes dann noch Qualitätsprobleme bekommen hat, hat sie wohl ein bisschen eingebremst in ihrer Power-Entfaltung."

"Das hat es schon lange nicht mehr gegeben, dass sie einen neuen Motor nicht bringen konnten, weil er auf dem Prüfstand explodiert ist. Das sind Dinge, die sind sie nicht gewohnt", sagt er. "Aber es scheint schon so, dass man jetzt langsam ans Limit kommt. Das ganze Ölverbrennen ist limitiert worden, und so weiter. Alles Dinge, mit denen Mercedes die größte Erfahrung hatte und es am längsten gemacht hat. Ferrari musste die vergangenen Jahre immer aufholen."

Trotz des Vorsprungs von Hamilton glaubt Surer, dass 2018 Vettel Weltmeister werden kann: "Ich habe einfach das Gefühl, Vettel ist jetzt an der Reihe. Aber das ist nur ein Gefühl. Begründen kann ich es eigentlich nicht", sagt er.

Das komplette 'Starting-Grid'-Sommerinterview mit Marc Surer gibt's in unserem Radioplayer zum Nachhören. Oder alternativ bei den Kollegen von 'meinsportradio.de' oder via kostenlosem iTunes-Abo. Ideal zum Beispiel für die nächste längere Autofahrt!