Mansell: "Vettels Titel ist großartig für die Formel 1"

Warum Nigel Mansell Vettel nicht für einen Weltmeister von Alonsos Gnaden hält, wieso diese WM nicht mit anderen vergleichbar ist und wie seine Le-Mans-Pläne aussehen

(Motorsport-Total.com) - Nigel Mansell ist eine der tragischen Figuren der Formel 1. Der Brite unternahm zahlreiche Anläufe auf den Titel, doch immer wieder hatte er in entscheidenden Situationen Pech und stand am Ende als Verlierer da. 1986 war das Drama wohl am größten, als ihn ein Reifenplatzer wenige Runden vor der Zielflagge aus dem Titelrennen riss und somit Alain Prost die WM abstaubte. Erst 1992 - im Alter von 39 Jahren - platzte endlich der Knoten und der aus der Arbeiterschicht stammende Brite durfte seinen einzigen Formel-1-WM-Titel feiern.

Titel-Bild zur News: Nigel Mansell

Für Nigel Mansell ist krönte sich Sebastian Vettel zu einem "wahren Champion"

Das Gegenstück dazu ist der aktuelle Champion Sebastian Vettel. Er ist erst 23 und machte in seiner erst dritten vollen Formel-1-Saison bereits alles klar. Dennoch kann Mansell dem Ausgang der WM einiges abgewinnen. "Sebastian fuhr raus, siegte und tat, was er tun musste", kommentiert er gegenüber 'Pitpass' das Finale in Abu Dhabi. "Das war eine sehr komische Performance von Ferrari, sie trafen eine schlechte Entscheidung, indem sie Webber an die Box folgten. Wären beide draußen geblieben, hätten wir ein irres Titelrennen gehabt."

Vettel für Mansell ein wahrer Champion

Für Mansell ist Vettel ein würdiger Weltmeister, auch wenn "alles in seine Hände gespielt hat. Er fuhr ein fehlerloses Wochenende und wurde zum wahren Champion. Das war großartig für die Formel 1 und gut für die Fans." Der ehemalige Williams-Pilot wehrt sich aber gegen die Behauptung, der Deutsche habe die WM nur durch Alonsos Gnaden gewonnen: "Vettel hat gewonnen. Er holte die Poleposition, er gewann das Rennen - besser kann man es nicht machen. Wenn Ferrari Alonso nicht an die Box geholt hätte, dann hätte er es vielleicht gewonnen."

Doch so ist Vettel der jüngste Champion der Formel-1-Geschichte. Davor hatte sich der Heppenheimer bereits zum jüngsten Grand-Prix-Sieger, Pole-Setter und Punktesammler gekrönt. Ist er damit bereits in einer Liga mit Rekordweltmeister Michael Schumacher? "Dafür ist es noch zu früh", relativiert der 57-Jährige. "Er ist im richtigen Alter, im richtigen Team und am richtigen Ort. Und wenn man seine Karriere am richtigen Ort beginnt, die WM gewinnt und der Jüngste aller Zeiten ist, dann ist das kein schlechter Start, oder?"

Mansell: Comeback in Le Mans?

Zumindest in einer Sache sind sich alle einig: Die Saison 2010 zählte zu den spannendsten Saisons der Formel-1-Geschichte. Für Jackie Stewart war sie mindestens so aufregend wie die Titelentscheidungen Anfang der 1970er. Doch Mansell ist nicht der Meinung, dass man dies vergleichen kann: "Jede Saison steht für sich selbst. Diese war phänomenal spannend, doch 1986 war auch phänomenal, doch damals musste man sich um andere Dinge kümmern. Die Zuverlässigkeit war nicht gegeben, heute kommen hingegen fast alle ins Ziel."

Dies gelang ihm und seinen beiden Söhnen Greg und Leo dieses Jahr bei den 24 Stunden von Le Mans nicht. Mansell donnerte bereits in der fünften Runde nach einem Dreher in die Leitplanken, erlitt Prellungen und musste das Abenteuer an der Sarthe im Krankenwagen beenden. Seine Söhne kamen erst gar nicht zum Einsatz. Doch noch hat die Rennfahrer-Familie das Kapitel Le Mans nicht ad acta gelegt, bestätigt Mansell: "Alles hängt von den Sponsoren ab. Wenn wir die Sponsorengelder bekommen, dann werden wir dort sein."