• 15.03.2008 22:34

  • von Fabian Hust

Manchmal versteht Gerhard Berger die Fahrer nicht

Der Anteilseigner der Scuderia Toro Rosso über die Entwicklung der Formel 1 und die Ziele seines Teams für diese Saison

(Motorsport-Total.com) - Gerhard Berger kennt die Formel 1 als Fahrer. Zwischen 1984 und 1997 fuhr der Österreicher insgesamt 210 Rennen. Als BMW Motorsport Direktor und heutiger Anteilseigner der Scuderia Toro Rosso kennt der Geschäftsmann den Sport auch von der anderen Seite der Boxengasse.

Titel-Bild zur News: Gerhard Berger

Gerhard Berger hat nach wie vor viel Spaß an der Formel 1

In all den Jahren hat sich im Sport viel verändert. Die Elektronik in den Autos wurde stetig weiterentwickelt, aber im Jahr 2008 rüstete die "Königsklasse des Motorsports" zurück, verbietet Fahrhilfen wie die Traktionskontrolle - was der Ex-Racer begrüßt. Der Fahrer soll wieder mehr in den Mittelpunkt gerückt werden.#w1#

"Die Anforderungen haben sich verlagert. Heute muss man wissen, welchen Knopf man zu drehen hat, was die Telemetrie aussagt, wie man die Daten auswertet", so der 48-Jährige im Interview mit der 'FAZ', der sich vor allem bei abgenutzten Reifen oder Regenrennen in diesem Jahr spektakuläre Fahrszenen erwartet.

"Durch die Datenfülle kann der Ingenieur sehr viel mitbestimmen. Früher war man als Fahrer mehr auf sich allein gestellt." Früher gab es keine Telemetrie, so dass man (O-Ton Berger: "Gott sei Dank") nicht bis in die Nacht Ausdrucke studieren musste: "Zu meiner Zeit waren wir Piloten die Datensammler. Da hatte der Ingenieur keine andere Quelle."

"Früher war man als Fahrer mehr auf sich allein gestellt." Gerhard Berger

Der moderne Formel-1-Pilot ist "gläsern". Die Formel-1-Teams können erkennen, wenn der Fahrer in einer Kurve ein Problem hat. Und man kann ihn mit dem Teamkollegen vergleichen. Es gibt aber noch einen weiteren Unterschied: Die Fahrer können sich an Bord ihrer Autos sicherer fühlen: "Bei uns war die Sicherheit ja nicht gut, es gab kaum Auslaufzonen."

Die "neue Generation" geht keinem zweiten Beruf mehr nach, macht den Schulabschluss und konzentriert sich dann voll und ganz auf die Motorsport-Karriere. Sie werden von vorneherein auf das Analysieren von Informationen getrimmt: "Zu dieser Gruppe zähle ich Hamilton, Rosberg und Vettel. Bis jetzt ist Hamilton der Beste von ihnen, aber er hat auch die besten Möglichkeiten. Eine gerechte Beurteilung ist nur möglich, wenn alle drei im gleichen Auto fahren."

"Bis jetzt ist Hamilton der Beste von ihnen." Gerhard Berger

Manchmal geht Berger das Sicherheitsdenken der aktuellen Fahrer jedoch zu weit - er kann die Fahrer manchmal nicht verstehen: "Da will ein Fahrer keine Regenrennen, der andere mehr Abstand beim Start, der Dritte eine Traktionskontrolle. Dafür haben wir Max Mosley und Bernie Ecclestone, die dann eingreifen und genau wissen, ob die Klage aus Altersschwäche oder aufgrund mangelnden Talents geführt wird."

Bergers Team startet mit dem Vorjahresauto in die neue Saison: "Erst mit dem neuen werden wir das Entwicklungstempo der anderen Teams mitgehen können und auch selbst die entsprechenden Schritte vorwärts machen", so der Tiroler im Interview mit der 'Kleinen Zeitung'. Dann will man sich "im Mittelfeld" stabilisieren. Das das Mittelfeld laut Berger in diesem Jahr extrem groß ist (Platz sieben bis 16), sieht Berger das Ziel erfüllt, wen man auf dem zwölften Rang herum liegt.

"Ich kenne diese Gerüchte selbst nur aus der Zeitung." Gerhard Berger

Bergers Team ist zwar von Red Bull abhängig, aber steht auf eigenen Beinen, wie Berger betont. Von Gerüchten über einen Verkauf des Teams möchte Berger deshalb auch nichts wissen: "Ich kenne diese Gerüchte selbst nur aus der Zeitung". Die Formel 1 mache ihm zurzeit zu viel Spaß: "Und daran wird sich auch nichts ändern, so lange wir Ziele haben, die man erreichen kann."