• 28.10.2014 19:48

  • von Ben Anderson (Haymarket)

Lotus: Mercedes-Antrieb zu gut, um ihn für 2015 auszuschlagen

Teambesitzer Gerard Lopez ist der Ansicht, dass für eine Rückkehr von Lotus an die Spitze der dingfest gemachte Wechsel von Renault zu Mercedes unerlässlich war

(Motorsport-Total.com) - Lotus gab vor wenigen Tagen offiziell bekannt, ab der kommenden Saison mit Mercedes-Antrieb auf die Strecke zu gehen. Die seit 1995 bestehende Partnerschaft mit Renault geht mit Ablauf der aktuellen Saison zu Ende. Da McLaren Mercedes in Richtung des neuen Antriebspartners Honda verlässt, wird Lotus künftig das dritte Mercedes-Kundenteam neben Williams und Force India sein.

Titel-Bild zur News: Pastor Maldonado, Romain Grosjean

Das Lotus-Team vertraut ab der Saison 2015 auf Mercedes-Power Zoom

Angesichts des Vorsprungs, den Mercedes gegenwärtig gegenüber den Rivalen von Ferrari und Renault besitzt, ist der Wechsel für Lotus-Teambesitzer Gerard Lopez eine Möglichkeit, die zu gut war, um sie auszuschlagen. "Mercedes hat im Moment klar den besten Antrieb und wir gehen davon aus, dass das auch so bleiben wird. Sie haben einfach bessere Arbeit erledigt und wir waren eines der wenigen unabhängigen Teams, die diesen Antrieb bekommen konnten", so Lopez.

"Aus Sicht des Teams war es meiner Meinung nach die richtige Wahl. Hätten wir die Chance nicht ergriffen, hätten sich viele Leute gefragt, ob sich eine solche Chance noch einmal bieten wird. Renault hat in dieser Saison deutlich sichtbar zu kämpfen. Ich gehe zwar nicht davon aus, dass sie auch in der kommenden Saison solche Probleme haben werden, aber ich rechne auch nicht damit, dass sie Mercedes so schnell einholen werden", so der Lotus-Teambesitzer, der im Zusammenhang mit dem Wechsel von einer "reinen Performance-Entscheidung" spricht.

"Ich glaube, Renault hat sich ohnehin ziemlich stark auf ein Team oder maximal zwei Teams konzentriert. So ist es nun mal. Für uns ist der Wechsel sicher eine gute Sache", spricht Lopez auf die Vormachtstellung von Red Bull und Toro Rosso im Renault-Lager an.

Benzin und Motorenöl von Petronas - Total bleibt an Bord

Im Zuge des Deals mit Mercedes werden die Lotus-Boliden ab der kommenden Saison mit Benzin und Motorenöl von Petronas laufen. Wie Lotus-Technikchef Nick Chester offenbart, wird die Verbindung mit dem bisherigen Benzinpartner Total aber nicht abgebrochen. "Es ist unglaublich schwierig, einen neuen Motor mit einem anderen Sprit richtig zum Laufen zu bringen", weiß Chester. "Mercedes HPP (High Performance Powertrains; Anm. d. Red.) wird die Entwicklung nur mit Petronas vorantreiben. Wenn man sich also für einen anderen Benzinlieferanten entscheidet, fährt man sich aufs Abstellgleis."

Mercedes-Motor 2014

Der Antriebsstrang von Mercedes, der für 2015 von McLaren zu Lotus übergeht Zoom

"In diesem Fall müsste man unheimlich viel Mehrarbeit leisten, um den Motor mit dem anderen Sprit auf dem Prüfstand laufen zu lassen. Aus diesem Grund ergibt es viel mehr Sinn, Petronas als Lieferanten für das Benzin und das Motorenöl zu wählen", erklärt der Lotus-Technikchef, um sofort hinterherzuschieben: "Wir pflegen aber ein sehr gutes Verhältnis zu Total und werden für alle anderen Schmierstoffe wie Getriebeöle und Fette auf Total zurückgreifen. Viele unserer im Laufe der Jahre entwickelten Bauteile wurden in Zusammenspiel mit Total entwickelt. In diesen Bereichen den Hersteller zu wechseln, wäre schwierig."

Das Force-India-Beispiel, die komplette hintere Einheit des Autos - Motor und Getriebe - von Mercedes zu beziehen, habe Lotus nicht gereizt, wie Chester erklärt: "Dann bist du bei Dingen wie der Radaufhängungsgeometrie und dem kompletten Heck des Autos auf feste Vorgaben angewiesen. Gerade was den Bereich Getriebe betrifft, haben wir aber sehr gute Designer in Enstone sitzen. Daher wollten wir uns diesen Bereich zur Eigenentwicklung offenhalten."