powered by Motorsport.com
  • 22.08.2012 10:26

  • von Felix Matthey

Lotus konzentriert sich auf Entwicklung des aktuellen Boliden

Lotus-Technikchef James Allison verrät, dass man sich in diesem Jahr früh auf die Entwicklung des 2013er Boliden konzentrierte und nun Zeit hat, am E20 zu arbeiten

(Motorsport-Total.com) - In der zweiten Hälfte des Jahres steht bei den Ingenieuren und Designern in den Fabriken der Formel-1-Teams in der Regel die nächstjährige Saison im Vordergrund. Der Weiterentwicklung des aktuellen Rennboliden wird zugunsten des Nachfolgers deutlich weniger Aufmerksamkeit geschenkt. Das neue Auto soll die Verbesserungen bringen, Entwicklungen am aktuellen Boliden werden häufig als eher vertane Zeit betrachtet.

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen

Die Entwicklung des Lotus E20 ist keinesfalls abgeschlossen

Anders gestaltet sich das Bild bei Lotus: Das Formel-1-Team, welches aus dem Rennstall Renault hervorging, legte in diesem Jahr eine etwas andere Vorgehensweise an den Tag. Man konzentrierte sich nicht zu Saisonbeginn auf die Weiterentwicklung des E20, sondern arbeitete vor allem im Hinblick auf 2013. Nach gewonnenen Erfahrungen mit dem diesjährigen Boliden will man nun in der zweiten Saisonhälfte noch einmal am 2012er Boliden arbeiten um weiter Boden gutzumachen.

"Dadurch, dass wir die Entwicklung des neuen Autos schon vorangetrieben haben, haben wir nun nach der Sommerpause etwas mehr Zeit, das aktuelle Auto weiterzuentwickeln", erklärt James Allison, Technischer Direktor bei Lotus. "Wir haben für 2013 also nicht weniger investiert, sondern die Entwicklungsarbeit etwas anders aufgeteilt. Die Tatsache, dass wir uns bereits auf das nächste Jahr konzentriert haben und trotzdem entwicklungstechnisch mit der Konkurrenz mithalten konnten, gibt mir ein gutes Gefühl für die zweite Saisonhälfte."

Allison räumt Fehler in den Vorjahren ein

"Dass die Entwicklung des aktuellen Autos etwas nachlässt, ist vollkommen normal und das ist bei jedem anderen Team, das im nächsten Jahr an den Start geht, genauso. Dabei hat man jedoch immer etwas Handlungsspielraum", fügt Allison hinzu.

"Dass die Entwicklung des aktuellen Autos etwas nachlässt, ist vollkommen normal." Lotus-Technikchef James Allison

In den letzten Saison habe man diesbezüglich Fehler gemacht, die Allison einräumt: "Wir haben uns etwas zu früh auf die Entwicklung des neuen Autos konzentriert", fährt der Brite fort. "Deshalb haben wir uns dieses Jahr bewusst dafür entschieden, das aktuelle Auto etwas länger weiterzuentwickeln."

Die etwas andere Staffelung der Entwicklungsarbeit führe laut Allison dazu, dass man Forschungsarbeiten nicht abrupt unterbrechen müsse, was ein klarer Nachteil wäre: "Es gibt einige Bereiche am Auto, deren Fertigstellung ein paar Monate in Anspruch nimmt und man kann die Entwicklung nicht einfach unterbrechen, sondern muss alle Ressourcen hineinfließen lassen."

Neue Teile nicht kompatibel mit aktuellem E20

Da die Entwicklungsarbeiten am neuen Auto bereits zu Saisonbeginn begonnen worden, könnte man annehmen, dass man einige Neuerungen für 2013 bereits am aktuellen Boliden zum Einsatz bringen könnte. Dies sei laut Allison jedoch nicht möglich, denn: "Die Teile sind mit dem neuen Auto nicht kompatibel. Der Radstand ist ganz anders, genau wie der Aufbau der Aufhängung. Die Autos sind vom Aufbau also sehr verschieden."

Für die zweite Saisonhälfte bleibt nun abzuwarten, wie erfolgreich Lotus die Weiterentwicklungen umsetzen und welche Fortschritte man erzielen kann. Denn die Konkurrenz schläft ebenfalls nicht: McLaren setzte in Hockenheim bereits ein umfangreicheres Aerodynamik-Upgrade ein, Ferrari lässt beim kommenden Belgien Grand Prix ebenfalls Neuerungen folgen.

James Allison

Technikfchef James Allison vertraut auf eine neue Vorgehensweise Zoom

Eine Neuerung bei Lotus wird wahrscheinlich das Doppel-DR-System sein, welches dem Rennstall vor allem auf den schnellen Kursen von Spa und Monza einen Vorteil verschaffen könnte. Das System erzeugt am Boliden bei Aktivierung des DRS einen Strömungsabriss, wodurch der Luftwiderstand des Boliden abnimmt. Zuletzt in Ungarn wurde das System bereits freitags bei Kimi Räikkönen eingesetzt.

Laut einer Umfrage von 'Motorsport-Total.com', an der 3.104 Personen teilnahmen, gehen 27,77 Prozent davon aus, dass Lotus nach der Sommerpause das stärkste Team sein wird. 25,84 Prozent setzen auf Ferrari, während 22,78 Prozent für McLaren stimmten. An eine Dominanz von Red Bull glauben dagegen nur 17,65 Prozent. Davon, dass Mercedes am stärksten sein wird, gehen nur 5,96 Prozent der Teilnehmer aus. Lotus liegt derzeit mit 192 Zählern auf Platz drei der Teamwertung, gerade einmal einen Punkt hinter McLaren-Mercedes.


Fotos: Lotus, Großer Preis von Ungarn